Zombiez in da Hood
Wenn man aus eingefahrenen Wegen und ausgelutschten Routinen eines Filmgenres ausbrechen will, ergreifen viele Filmemacher auf die Möglichkeit eines sogenannten Crossovers zurück. Dabei werden verschiedene Filmgenres vermischt und die Melange schmeckt im besten Falle frisch und unverbraucht. Beispiele für die Herangehensweise sind zahlreich. Ein gelungenes ist z.B. „Unleashed“, bei dem man den handelsüblichen Klopperfilm mit dramatischen Momenten und einer tiefgehenden und berührenden Story vermischte. Dabei konnte man aber auch auf einen Charakterdarsteller (Morgan Freeman) und eine Kampfsportlegende, die sich als guter Schauspieler entpuppte (Jet Li) zurückgreifen und erschuf so einen einzigartigen Film, der es schaffte neue Wege zu gehen. Regisseur Duane Stinnett muß sich wohl ähnliches für sein Projekt „City of the Dead“ überlegt haben. Zombiefilme gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, die guten Vertreter sind aber im Gegensatz dazu recht überschaubar. Stinnett vermischte das durchaus populäre Genre der Ghettofilme, wie „Boyz in da Hood“ und „Menace 2 Society“ mit den immergleichen Zutaten des Zombiefilms. Die DVD preist den Film mit Vergleichen zu den Genregrößen „Dawn of the Dead“ und „Land of the Dead“ an. Wenn man die 90 Minuten Laufzeit des Filmes hinter sich gebracht hat, bemerkt man, wie anmaßend dieser Vergleich zu den Werken des Zombiegroßmeisters George Romero doch ist. Da könnte man auch FIAT und Ferrari vergleichen. Klar kann man in beiden Autos herumfahren, doch wenn man die Wahl hat, weiß der halbwegs kundige Autofahrer für welches Modell er sich entscheidet.
Die Ausgangslage ist dabei eigentlich ganz interessant. Geheimnisvolle Meteoriten schlagen auf der Erde ein verwandeln die Menschen in der unmittelbaren Umgebung in Zombies. Diese agieren dabei ganz nach den ehernen Gesetzen des Zombiefilms. Sie wollen frisches Fleisch essen und wer gebissen wird, verwandelt sich später selbst in einen Zombie. Gähn. Die Untoten platzen in ein Ghetto und belagern eine Lagerhalle, in der sich Mitglieder von verfeindeten Straßengangs und Polizisten befinden. Dies ist die Stelle, an der die Story interessant werden könnte. Sie wird es leider nicht. Zu vorhersehbar agieren die schablonenhaft gezeichneten Figuren. Es gibt keine Identifikationsfiguren und die Geschichte ist zudem so durchsichtig, wie eine frisch geputzte Fensterscheibe. An keiner Stelle kommt Spannung durch Plottwists oder besonders interessante Dialog auf. Stattdessen plätschert der Film so dahin, bietet biedere Standardkost, was Effekte, Schauspieler und Dialoge angeht. Gerade die psychologische Komponente innerhalb des Lagerhauses hätte wesentlich besser ausgearbeitet werden können. Dafür bedarf es aber starker Charaktere, mit denen sich der Zuschauer identifizieren kann. Fehlanzeige: Die Protagonisten agieren nach schon 1000 Mal (oft besser) gesehenen Schnittmustern, machen die gleichen Fehler, wie in 1000 anderen Zombiefilmen auch und sterben die gleichen Tode.
Diese sehen bei „City of the Dead” auch nicht besonders gut aus. Zwar ist die Optik des Films verglichen mit der Größe des Budgets ordentlich, so fehlen aber ganz eindeutig optische Besonderheiten. Nichts an „City of the Dead” wirkt auch nur ansatzweise originell. Die Special Effects sind zwar brauchbar, aber todlangweilig. Am ehesten können noch die Einschläge der Meteoriten überzeugen, denen man zwar die digitale Herkunft ansieht, aber dennoch einen zumindest professionellen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen.
Ganz im Gegensatz zu den Darstellern, denn sie hinterlassen keinerlei Eindruck. Schablonenhaft agieren die blassen Schaupieler und schaffen es nicht, dem baukastengleich zusammengestellten Ensemble auch nur einen Funken Leben einzuhauchen. Da gibt es den durchgeknallten Gangsta, einen ängstlichen Fernsehstar, eine schüchterne Schwarze, die sich von den Nachwuchsverbrechern herumschubsen lässt, sich aber am Ende des Filmes tougher präsentiert.... Auch hier wird dem Zuschauer nur ein müdes Gähnen entlockt. Dümmliche und sinnfreie Dialoge machen es den Schauspielern aber auch schwer, sich zu profilieren. Merke: Ein Genremix ist einfacher, wenn man Schauspieler, wie Morgan Freeman und Jet Li zur Verfügung hat.
Zombiefilm-Alles-Seher können ein Auge riskieren, wenn sie sich auch biedere Genre-Standardkost anschauen. Sie werden immerhin eine interessante Ausgangslage für die Story bemerken, die „City of the Dead” aber gnadenlos verschenkt. Gorehounds sollten sich auf spärliche Effekte einstellen und Freunde der gehobenen Schauspielkunst sind bei Zombiefilmen eh fehl am Platz. Nichtsdestotrotz hatte auch da z.B. „Dawn of the Dead“ wesentlich mehr zu bieten. Atmosphäre oder gar Spannung kommen gar nicht auf. Zu formelhaft ist das Skript. Was bleibt ist zwar kein Motorschaden, verhält sich aber wie ein 8 Jahre alter Fiat Tipo zu einem aufregenden Ferrari F 40. Wer sich damit anfreunden kann, kann sich zu einer Probefahrt in die nächste Videothek begeben.
Fazit:
4 / 10