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Es ist schon ein Weilchen her, als eine Stephen King-Geschichte die große Leinwand erobern konnte. Für Fernsehverfilmungen oder Direct-to-Video reicht es fast immer, aber im Kino durfte man sich schon lange nicht mehr bei einem King-Stoff gruseln. "Riding the Bullet", aus dem Jahre 2004, wurde in den USA zwar auf der großen Leinwand gezeigt, ging dort allerdings so rigoros baden, dass man sich außerhalb des Landes nur zu einer Veröffentlichung auf DVD traute. Dieses Jahr allerdings, konnte ein Kino-King endlich mal wieder Erfolg verbuchen. "1408" spielte allein in den USA fast das Dreifache seines Budget ein und die Kritiken waren beim zuschauen allesamt jeweils guter Laune und bewerteten den Streifen mit ordentlichen Noten. Und nach Anblick des Streifens ist dies auch kein Wunder, denn wann man sich das letzte Mal so wunderbar im Kino gruseln konnte wie hier, ist kaum auszumachen.

"1408" enthält nämlich wirklich alles, was man für eine gute Portion filmisches Gruseln so braucht. Angefangen bei der Geschichte, die bestens in den fantastischen Bereich passt und ein King par excellence ist. Es geht um den Schriftsteller Mike Enslin, der hinter paranormalen Phänomenen her ist. Doch seine Bücher laufen alles andere als gut und ein familiäres Drama hat ihn aus seinem spannenden Leben gerissen. Eines Tages erhält er eine merkwürdige Karte auf der er (indirekt) aufgefordert wird, sich doch einmal im Zimmer 1408 des Dolphin Hotels einzubuchen und obwohl er vom Manager des Hotels davor gewarnt wird dies nicht zu tun, verbringt er schon bald eine Nacht darin. Aber ob er diese überleben wird ist unklar, denn er wäre der Erste dem dies gelingen würde. Der Horror bricht aus und der Kampf beginnt... Ganz klar, was King und die Drehbuchautoren hier geschaffen haben ist alles andere als neu oder gar innovativ. Nein, es wird sogar ganz bewusst mit altbekannten Fakten und Sachen gespielt und der Zuschauer mit alt bewehrten Mitteln erschreckt. Doch die Kunst besteht darin, das Altbekannte in frischer Form zu präsentieren und es so miteinander zu verknüpfen, dass der Zuschauer gar nicht merkt, dass er eigentlich all das schon einmal gesehen hat. Und genau das hat King hier geschaffen. Eine Story, die bis zum Schluss spannend bleibt, die bis zum Ende packt und einen genau da rüttelt, wo bei einem die Ängste verborgen sind. Und das ist es, was man haben möchte, wenn man einen King im Kino sieht. Da kann man über einige kleinere Logiklücken locker hinwegsehen, genauso wie über die Tatsache, dass hier natürlich alles rundum fantastisch ist und in keinster Weise irgendwelchen Realitäten entspringt. Es ist halt einfach eine gruselige Fantasie, die King hier zum Leben erweckt hat.

Und damit das Ganze nicht nur in geschriebener Form, sondern auch aus filmischer Sicht prächtig funktioniert, hat sich Regisseur Mikael Håfström, bei seiner zweiten Hollywood-Arbeit, auch mächtig ins Zeug gelegt, alle Hebel und Schalter in Bewegung zu setzen, damit der Zuschauer diesen Trip so schnell nicht vergisst. Erstaunlich wirksame Schreckmomente gehen hier mit einer beissenden und fröstelnden Atmosphäre so wunderbar einher, dass selbst die abgebrühtesten Horrorfreunde noch vor Angst im Kinosessel eingehen. Was hier im Zimmer 1408 so alles vorsich geht, ist schlichtweg zum fürchten. Angefangen bei herunter brausenden Fenstern, die der Hauptfigur fast die Finger absäbeln, über blutige Wände, eiskalte Umgebungen, Duschen die sich selbständig machen, Radiowecker die sich immer dann einschalten, wenn man gerade gar nicht damit rechnet, meeresähnlichen Überflutungen, bis hin zu einer Schreckensvision nach der anderen. Wirklich jedes Detail, was in einem guten Grusler zu tragen kommt, wurde hier eingebaut und so überwältigend stark in Szene gesetzt, dass man zutiefst in die ganze Sache hineingezogen wird.

Tja, und das man dort so leicht auch nicht mehr herauskommt, dafür sorgen auch auf inszenatorischer Ebene alle möglichen Dinge, die in einem guten Erschreckerli nicht fehlen dürfen. Z. Bsp. die wunderbar düstere Kulisse, der man das Grauen auf den ersten Blick vielleicht nicht ansieht, aber dies so tief in seinen Mauern und seinem Aussehen verbirgt, dass man regelrecht überrascht ist, wenn das Getöse losbricht. Dann, wie schon angerissen, so einige Schockeffekte, bei denen man sich als Anfänger definitiv in die Hose macht, aber selbst als Profi immer wieder erschrickt, obwohl man sich doch eigentlich so sicher war, jeden Schockeffekt vorhersehen zu können. Und dann natürlich noch der Score, welcher einfach nur großartige Horrormusik ist und der Spannungsschraube noch zusätzlich hilft, immer stärker angezogen zu werden. Und zum Schluss dann noch ein paar Wendungen, die wirklich niemand herbei sehen konnte. Wer hier keine Angst hat, ist somit definitiv schon Scheintot.

Aber natürlich hat auch der Hauptdarsteller viel damit zu tun, dass das Treiben so furchterregend gut geworden ist. Denn was John Cusack, der uns schon in Filmen wie "Identität" gezeigt hat, dass er gut ins (Horror-)Thriller-Genre passt, hier auffährt ist nichts anderes, als seine beste Leistung, die er bis dato auf der Leinwand gezeigt hat. Wie er seinen innerlich zerstörten, verängstigten und um sein Leben bangenden Charakter darstellt, ist schlichtweg atemberaubend und kaum noch zu toppen. Aber auch Samuel L. Jackson legt eine flotte Sohle aufs Parkett, wenngleich er leider kaum Screentime hat und Cusack bei seiner One-Man-Show nur kurzzeitig zur Seite steht. Doch Cussack ist hier wirklich das Ein und alles!

Fazit: "Zimmer 1408" ist nach langer Zeit das wohl gruseligste Kinoerlebnis, was man als abgebrühter Horrorfreak so haben kann. Denn hier stimmt einfach alles, damit der Film den Zuschauer noch bis in seine finstersten Alpträume verfolgen kann. Eine wunderbar fantastische Story, die zwar nichts sonderlich Neues bietet, dafür aber mit altbewährten Mitteln so wunderbar jongliert, dass man schon bald hin und weg davon ist. Verpackt in einer derart eiskalten und kaltschnäuzigen Inszenierung, die vor Schocks nur so wimmelt, Spannung bis zum Schluss bietet und sich durch seine Atmosphäre so tief in sein Publikum hinein gräbt, dass es den Türschlüssel nur mit zittriger Hand umdrehen wird, wenn es danach wieder in die eigenen vier Wände zurückkehrt. King hat alles richtig gemacht, die Filmemacher haben alles richtig gemacht und Cusack erst recht. Also ab ins Kino und schön erschrecken lassen. Angst ist garantiert!

Wertung: 8,5/10 Punkte

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