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"Lifted" ist ein 5-minütiger Kurzfilm des Pixar-Studios und wird als Vorfilm zum abendfüllenden "Ratatouille" gezeigt. Da hier Machart und Optik gleichwertig ausfallen, lässt sich an diesem Beispiel sehr schön der Unterschied zwischen der Lang- und der Kurzversion aufzeigen.

Bezüglich seiner erzählerischen Konsequenz hat "Lifted" die Nase vorn, was aber nicht als Kritik an "Ratatouille" zu verstehen ist, da der Kurzfilm nach ganz anderen Regeln entworfen wird. Man kann hier keine lange Vorgeschichte erzählen und keine Charaktere detailliert entwickeln, so dass im Idealfall ein Szenario geschaffen wird, dass den meisten Betrachtern vertraut ist und in dem man sich auszukennen glaubt.

Und genau das gelingt "Lifted", denn die einsam gelegene Farm im mittleren Westen der USA, über der plötzlich am nächtlichen Himmel eine riesige "Fliegende Untertasse" auftaucht, bedient ein klassisches Klischee des Science-Fiction-Genres. So muss man auch Niemandem erklären, um welchen weissen Strahl es sich handelt, der aus dem Raumschiff direkt in das Schlafzimmer des Bewohners zielt und diesen langsam aus dem Bett hebt. Seit den 50er Jahren sind wir vertraut mit der Tatsache, dass sich Ausserirdische in regelmässigen Abständen ein paar Erdbewohner in ihr Raumschiff beamen, um an diesen zu experimentieren.

Sehr schön spielt "Lifted" mit dieser Erwartungshaltung, bis der Schlafende beim Heranbeamen plötzlich mit dem Kopf gegen die Innenwand knallt und das auch beim nächsten Versuch noch einmal wiederholt. Ein weiteres Science-Fiction-Klischee besagt ja, dass es sich bei den Ausserirdischen immer um eine technisch weit überlegene Zivilisation handelt - schon an dem Raumschiff ersichtlich - was den letztendlichen Sieg der menschlichen Rasse immer so schön unwahrscheinlich, aber umso heroischer erscheinen lässt . Doch hier haben wir es mit einem Anfänger (kleines grünes Männchen) zu tun, der von einem ruhig und streng wirkenden, aber insgesamt doch recht freundlichen dicken grünen Riesenkerl ausgebildet wird. Und angesichts der unendlichen Armada an zu drückenden Hebeln, kann man ihm die Schwierigkeiten bei der korrekten Handhabung nachsehen.

Auch hier holt "Lifted" wieder ein bekanntes Muster in das Raumschiff, indem der Film den Ausserirdischen sehr menschliche Verhaltensformen andichtet. Wer kann das grüne Männchen nicht verstehen, als es in seiner Verzweiflung über sämtliche Hebel mit seinen Tentakeln hinwegfährt ?

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, gelingt es "Lifted" mühelos, uns in seinen Bann zu ziehen. Allerdings verstossen wir dabei unsere eigene menschliche Rasse, denn der ständig weiter schlafende Erdbewohner wird für uns zum Experimentierfall und wir zittern mit dem armen Auszubildenden, wie ihm seine weiteren Versuche, ein Raumschiff samt Beamer zu bedienen, gelingen werden.

Doch wie es ausgeht, wird hier nicht verraten, grins! (8/10)

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