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Mit „Vollidiot" schrieb Ex-„Wochenshow"-Autor Tommy Jaud einen bissigen Kommentar zum Singleleben und zur Flucht in die Oberflächlichkeiten der Markenwelt. Das Buch wurde mit seinen vergnüglichen Thema um die (Beziehungs-) Probleme eines Fast-Dreißigjährigen zum Bestseller und erfuhr nun seine leider etwas missglückte Verfilmung von „Der Wixxer"-Regisseur Tobi Baumann.

Erzählt wird die Geschichte des 29-Jährigen Singles Simon Peters (Oliver Pocher), der in seinem Job als Handy-Verkäufer gelangweilt ist und seinen Frust in Bier ertränkt. Dabei stellt er sich eher dämlich an, wenn es darum geht, neue Frauen kennen zu lernen. Doch dies wird dem zynischen Proleten dann zum Verhängnis, als er der Coffeeshop-Mitarbeiterin Manuel P. Garcia (Ellenie Salvo González) gestehen will, dass er sich auf den ersten Blick in sie verliebt hat...

Dieses dünne Handlungsgerüst reicht vielleicht dem Medium Buch, mit sprachlichen Finessen und rhetorischem Humor knapp 280 Seiten zu füllen. Als Film jedoch ist das Potenzial von „Vollidiot" schon nach gut einer Dreiviertelstunde erschöpft. Ja, die Sprüche von TV-Comedian Oliver Pocher - der im übrigen einen ganz passablen Schauspieler abgibt - sind recht lustig und derbhumorig, allerdings beginnt die permanente Einseitigkeit des Themas (Sex, Frauen und wieder Sex und Frauen) alsbald auch durch die Oberflächlichkeit, mit der es abgehandelt wird, zu nerven. Lustigen Szenen wie dem DVD-Raten, als ein Porno nach dem anderen auftaucht; dem besonders „freundlichen" Umgang mit Kunden am Arbeitsplatz sowie die sarkastische Kommentierung eines äußerst diffizilen Dates stehen einige hemmungslose Überzeichnungen gegenüber, die durch ihren karikierenden Charakter leider nicht mehr witzig sind. Die Darstellung von Anke Engelke als „Eule" gennante, verunsicherte Chefin zum Beispiel oder die schlicht überkonstruierte Situation am Ende, als Simon alias Oliver Pocher als vermeintlicher Selbstmörder plötzlich einen Polizei-Großeinsatz heraufbeschwört. Einige Gags sind dabei schon wieder so dumm und lakonisch kommentiert, dass sie wieder witzig sind. Doch auf Dauer reicht die Substanz des Films „Vollidiot" nicht aus, um abendfüllend - mit einem zynischen Proleten als bestem Gag - zu unterhalten.

Auch die Idee des Bald-30-Jährigen auf der Suche nach dem Sinn seines L(i)ebens wurde in dem thematisch verwandten Film „Herr Lehmann" schon aufgegriffen und ist somit zwar witzig anzusehen, allerdings nicht sehr originell. Der mediokre Gesamteindruck von „Vollidiot" scheint also zwei Dinge zu erklären. Erstens: Die Quantität von prominenten Gastauftritten oder Nebenrollen (Herbert Feuerstein, Hilmi Sözer, Holger Speckhahn und eben Anke Engelke). Und Zweitens: Warum der Film so lange für die Filmkritik zurückgehalten wurde, um nicht durch schlechte Kritiken einen Flop zu provozieren.

Fazit: Teils sehr vergnügliche, aber auf Dauer etwas monotone Nacherzählung der Liebesnöte eines Prolls in der Midliefcrisis. „Vollidiot" ist mit Oliver Pocher und anderen Größen des deutschen Fernseh- und Showgeschäfts zwar gut besetzt, bringt aber nicht die notwendige Substanz auf, um über die gesamte Lauflänge zu unterhalten. Am Ende leider nur Durchschnitt.         

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