Review

Die beiden Schweden Björn Carlström und Daniel Hübenbecher inszenierten mit "War Dog" einen brutalen B-Actionfilm. Carlström und Hübenbecher füllten hier quasi alle Hauptfunktionen selbst aus. Das Drehbuch enstammt ihrer Feder, sie führten Regie, waren Kameramänner und produzierten zusammen mit Peter Shepherd und Maurice Singer. Da Shepherd und Singer Amis sind und einen Großteil der circa drei Millionen Dollar Produktionskosten zum Besten gaben, wurde der Film gleich in Englisch gedreht. Es gibt keine schwedische Originalversion. Nur die Kinopremiere fand in Schweden statt, doch in den USA wurde der Film als erstes auf Video veröffentlicht. Für Hübenbecher war es eine kurze Filmkarriere, doch Carlström ist heute noch als Drehbuchautor aktiv, natürlich nur in seinem Heimatland. Bei uns wurde "War Dog" erst Ende 1987 auf Video veröffentlicht, dazu musste dieser gewaltverherrlichende Film um einige Szenen gekürzt werden. Doch das DVD Label "Get the Movie" hat dieses rare Objekt nun veröffentlicht, sogar in recht guter Qualität. Bevor ich mit der eigentlichen Besprechung loslege, möchte ich noch eine kleine Warnung anbringen, für Jeden der sich von meinem Review eventuell inspiriert fühlt, dieses Machwerk zu schauen. Ich bin ein großer Actionfan und beurteile auch mit den Augen eines Actionfans. Dieser Film ist wirklich nur für Genreliebhaber, die auch der puren Gewaltverherrlichung frönen können. Kurz gesagt, hier geht die wilde Luzie ab.

Der ehemalige Vietnamveteran Charles Stewart (Timothy Earle) kann nicht fassen, was dort über die Mattscheibe flimmert. Ein geheimes Kommando unter Colonel Spacek (Bengt Fridh) metzelt wahrlos Leute nieder, sogar Frauen und Kinder bleiben nicht verschont. Unter den Mördern entdeckt Charles seinen verschwundenen Bruder Rick (Bill Redvers). Charles beschließt seinen Bruder zu finden, dies gelingt ihm auch durch die Hilfe des Journalisten Dean Daniels (Gunnar Ernblad). Tief im Wald existiert eine Militärbasis, genau dort dringt Charles ein und rettet den unter Drogen stehenden Rick. Leider haben die Beiden nun das gesamte Killerkommando von Spacek am Hals.

"War Dog" ist gewöhnungsbedürftig. Man findet hier nur unbekannte Darsteller, welche auch nicht das Aussehen eines Hollywoodstars haben. Held hier, ist Charles Stewart, verkörpert von Timothy Earle. Ein sehr charismatischer Typ mit normaler Figur, ohne Martial Arts Fähigkeiten. Ein Mensch wie wir alle, ohne Superkräfte, aber mit dem nötigen Schneid seinen Bruder zu retten. Auch die restlichen Darsteller kommen nicht über den Durchschnitt hinweg, es gibt keine Totalausfälle und mit der deutschen Synchro hat man sich sichtlich Mühe gegeben. Damit Charles etwas verwundbarer erscheint, hat er Frau und Sohn. Aber man sollte hier keinen muskelbepackten Helden, obendrein mit gutem Aussehen, erwarten. Aber man findet Charles ziemlich schnell sympathisch und man nimmt ihm diese Rolle gut ab. Carlström und Hübenbecher haben den Film sehr düster inszeniert. Der Himmel ist stets bewölkt, die Kulisse wirkt sehr unbequem und immer real. Die Musikuntermalung von Peter Bernstein ist genauso gut wie abwechslungsreich. 80er Jahre Sounds begleiten diesen Actiontrip stets passend und erinnern an amerikanische Vorbilder.

Die Story um Spacek´s Killerkommando ist an sich ist nicht viel wert, wären da nicht einige kritische Untertöne gegenüber der Regierung. Die Vietnamveteranen stehen alle unter Drogen, haben keine Gefühle, bemerken keinen Schmerz und sind dadurch auch sehr leistungsfähig. Recht schnell hat Charles seine Ermittlungen begonnen und kurz darauf auch wieder abgeschlossen, denn nach kleinen Hängern geht es ans Eingemachte. Actiontechnisch kann dieser Film locker mit A-Produktionen mithalten. Massig Shootouts, old schoologe Prügeleien, Verfolgungsjagden und bildschirmfüllende Explosionen, das volle Programm bekommt der Actionfan hier geboten. In einige Szenen erweist sich "War Dog" als wirklich abartig blutig. Die Opfer werden durch die Kugeln regelrecht zerfetzt, das Blut suppt in ganzen Fontänen. Meist spielen sich die Brutalitäten noch in Zeitlupe ab. Der Film hat einen Hang zur Gewaltverherrlichung, ist deswegen aber keinesfalls schlecht. Mit hohem Munitionsverbrauch beißen Dutzende ins Gras, massenhaft Handgranaten kommen zum Einsatz. Charles Befreiungsaktion zieht eine gut halbstündige Actionsequenz nach sich, die man als Actionfan gesehen haben muss, um es zu glauben. Dafür fällt das Finale actionarm aus, punktet jedoch mit einer sehr überraschende Wendung und ungewohntem Ausgang.

Alter Schwede, hier kracht es gewaltig. "War Dog" ist ein ultrabrutaler Actionfilm mit kleinen Schwächen. Die Darsteller dürften nicht Jedem gefallen, auch ist die erste Halbzeit ein wenig actionarm. Ich war positiv überrascht, über dieses unbekannte Actionkleinod. Nur die gnadenlose Gewalt hinterlässt einen etwas bitteren Geschmack.

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