Review

Was kann man von den "Fantastic Four" erwarten, wenn man sich einmal die Comicvorlage anschaut ?

Mit Sicherheit keine selbstzweifelnden, tragischen Charaktere wie "Spiderman", denn dafür sind die vier Protagonisten in den Comics viel zu eindimensional angelegt. So gibt es immer die "tolle Beziehung" zwischen Reed und der "Unsichtbaren" Susan Storm, dazu ihren jüngeren Bruder, der den Leichtsinn in der Truppe gepachtet hat, sowie den starken Ben, der sich mit "Der Fackel" eine Art Hass-Liebe-Beziehung leistet. Diese Konstellation ist eine klassische Erzähltechnik - nicht anders als zum Beispiel bei Asterix und Obelix - indem DIE Persönlichkeit (der Gruppe) aus den sehr unterschiedlichen Mitgliedern zusammengesetzt wird.

Deshalb lag das größte Potential der Comics in den vielen unterschiedlichen Superschurken, die in der Regel stärker als ein einzelnes Mitglied der Gruppe waren, so dass die "Fantastic Four" im Endeffekt gemeinsam zuschlagen mußten, um als Sieger aus dem Kampf hervorzugehen. Dementsprechend entstand die Spannung meist daraus, dass ein Mitglied aus der Gemeinschaft ausbrach. Etwas, was oft von den Gegnern gefördert wurde, um die "Fantastic Four" entsprechend zu schwächen.

Leider - und darin ist meiner Meinung nach das Scheitern des Films begründet - haben die Macher genau diesen Charakterzug der Comics nicht verstanden, weswegen der zweite Teil über lange Phasen des Films daher kommt, wie ein verfilmter Bericht aus der "Gala".

Reed (Ioan Gruffudd) und Sue (Jessica Alba) versuchen mal wieder zu heiraten, was als größtes aktuelles Gesellschaftsereignis mit vielen Prominenten angekündigt wird. Die Schilderung des Junggesellenabends, die Gespräche zwischen Frau und Frau (Sue mit Alicia, Ben's Freundin), Mann und Mann (Reed mit Ben (Michael Chiklis)) sind an Profanität und Klischeehaftigkeit kaum zu überbieten und könnten direkt aus irgendwelchen familientauglichen us-amerikanischen Sonntagsfilmen ("Vater der Braut") entsprungen sein.

Man kann sich an dieser Art Unterhaltung durchaus erfreuen, aber sie bietet keinerlei Konfliktpotential. Hier sind sich alle ihrer Gefühle sicher, werden sämtliche Probleme sehr erwachsen angegangen und wenn nicht Johnny Storm (Chris Evans) hin und wieder mal (allerdings sehr angemessen) über die Stränge schlagen würde, hätte man noch mehr den Eindruck, hier den Taten eine Superhelden-Pfadfindergruppe beizuwohnen. Da diese Vorgänge mit den ersten unerklärlichen Erscheinungen verwoben werden und das amerikanische Militär mal wieder in Gestalt von General Hager einen besonders bornierten und selbstgefälligen Eindruck macht, kann man diesen Szenen einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, aber wirkliche Spannung entsteht nie.

Das liegt auch an dem "Schurken" , der hier in Person des "Silver Surfers" auftritt und der sich - für Kenner der Materie natürlich nicht überraschend - als netter Kerl herausstellt, weswegen hier ,wie schon im ersten Teil, Victor Von Doom (Julian McMahon) die Kastanien als sinistrer Charakter aus dem Feuer holen muß, denn dieser soll den "Fantastic Four" auf Anforderung des Militärs helfen. Wirklich interessant wäre der eigentliche Bösewicht im Hintergrund gewesen, doch die Figur des Galactus wird hier viel zu abstrakt angelegt, als das ihre Bedrohung begreifbar wäre.

Natürlich sind die Szenen mit den Superschurken optisch der Höhepunkt des Films, der insgesamt über nur wenige Actionszenen verfügt, aber letzlich krankt der Film am typischen Problem der meisten Superheldengeschichten seit "Superman" - man weiß, dass sie überleben und gewinnen. Erst durch eine zusätzliche Dimension wie bei "Spiderman", die klar macht, dass ein Sieg nicht gleich auch Glück und Erfolg bedeutet, können Spannungsmomente aufgebaut werden, die jenseits eines ordinären Kampfergebnisses liegen. Doch dafür sind die vier Protagonisten einfach zu brav und bieder und so dreht sich die Hauptspannung darum, ob es Sue und Reed endlich doch gelingen wird, zu heiraten und eine Familie zu gründen...

Das wird natürlich nicht verraten, denn ich nehme doch stark an, dass das auch für euch der Grund ist, warum ihr diesen Film sehen wollt ?

Fazit : Wem kann man diesen Film ernsthaft empfehlen ? - Für Popcorn-Kino unter Voraussetzung des Gehirnabschaltens werden hier zu wenig Showwerte geboten. Humorvolle Einlagen wie die spontanen Identitätstauschereien sind zu selten, um dem Film durchgehend einen leicht satirischen Charakter zuzugestehen (was ihm sehr gut täte). Denn dafür wird die gesamte Familiengeschichte viel zu ernsthaft, bürgerlich und mit gehobenem Zeigefinger serviert, so dass man vor allem als Zuschauer Humor mitbringen sollte.

Auch die Tricktechnik ist nicht besonders überragend und an optisch eindrucksvollen Momenten wird sehr gespart. So bleibt ein unbefriedigender Gesamteindruck zurück, obwohl der Film über seine glücklicherweise nur 90 Minuten durchgehend unterhalten kann, immer vorausgesetzt ,dass man das Genre mag. Dann kann man sich auch an dem Auftritt von Stan Lee erfreuen und greift demnächst mal wieder zu den frühen Marvel-Comics - in dem Wissen, dass diese nur besser sein können (4/10).

Details
Ähnliche Filme