In den letzten Jahren entstand mit Filmen wie „Saw", Hostel" oder auch „The Hills have Eyes" eine neue Spielart des Horrorfilms: Durch bisher nicht gekannte Zeigefreudigkeit in Splatter- und Folterungsszenen wird dieses Genre gemeinhin als „Gewaltporno" bezeichnet und entwickelt ähnlich dem Zombiefilm Ende der 70er selbstzerstörerische Tendenzen aufgrund der nahezu zelebrierten Einfallslosigkeit.
Der Plot der Originalfilme wird durch die Fortsetzungen nur notdürftig variiert und so glänzt auch „Hostel 2" nicht gerade durch wesentliche Novationen in der Storyline: Anstatt drei junger Männer erleiden hier nun drei amerikanische Kunststudentinnen aus Rom in der tiefsten Slowakei ihr persönliches Märtyrium, wobei natürlich wieder eine von ihnen für einen eventuellen dritten Teil überleben muss. Wer das sein wird, ist schon nach der ersten Hälfte des Films, wo es gleich dem Originalfilm nur um Party, Alkohol und Sex geht, klar, wenn man sich die klischeehafte Chrakterisierung der Figuren anschaut: das flippige Partygirl, die halbwegs normale Reiche und die zugeknöpfte Streberin, die beginnt, aufzutauen. Wenn ich jetzt verrate, dass das Ende auf eine eher holzhammerhafte denn subtile Kapitalismuskritik und Pervertierung der Marxschen Überlegungen hinsichtlich Humankapitals in der Industrie abzielt, habe ich wohl schon zu viel verraten. Wie dem auch sei.
Der Film beginnt nach ca. 10 Filmminuten mit dem Ableben von Paxton (Jay Hernandez), dem Überlebenden aus Teil 1. Für den weiteren Handlungsverlauf ist sein Tod und seine Anwesenheit im 2. Teil zwar völlig sinnlos, jedoch brauchte man wahrscheinlich ein verbindendes Element, um die Fortsetzung nicht gänzlich zusammenhanglos zu präsentieren und irgendwie legitimieren zu können. Dann passiert erst einmal eine gute halbe stunde nichts. Rein gar nichts. Die hübschen Mädels begeben sich per Zug in die Slowakei, steigen in dem Hostel aus Teil 1 ab und gehen alsbald auf ein Dorffest, wo die Erste der Drei verschwindet.
Doch wer jetzt eine krasse Schlachteplatte erwartet, die den misanthropischen ersten Teil in Sachen Blutgehalt und Explizität in den Schatten stellt, der irrt. Die Folterszenen sind ähnlich grafisch ausgearbeitet (die Säge im Gesicht sowie die Sequenz mit der Sense und der Kastration, insofern man das in der gekürzten Kinofassung beurteilen kann), kommen aber nicht in der hohen Frequenz des Originalfilms vor. In „Hostel 2" wurde mehr wert auf die Psychologisierung der Pro- und Antagonisten gelegt, was dem Film durchaus gut bekommt. Das Böse - um es einmal platt zu formulieren - bekommt ein Gesicht und Motive, die Opfer - in dem rudimentären Maße, wie es eben in einem Horrorfilm möglich ist - ebenso. Und immerhin bleibt eine Szene jenseits aller Grausamkeiten im Gedächtnis haften: Als der machohafte Folterknecht Todd (Richard Burgi, bekannt aus der TV-Serie „The Sentinel") und sein eher weinerlicher Kumpel Stuart (Roger Bart) bei der Fabrik des Grauens ankommen, ertönt über den Zeitraum ihrer Vorbereitung auf die anstehende Folterung und Tötung slowakischer Gesang, der erst durch den akustischen Schnitt einer zufallenden Tür beendet wird. Selten wurde die plastische, physische Bedrohung so prägnant kontrastiert wie dort. Das macht auch die ganze platte Zurschaustellung der Dekadenz der Reichen und die Macht des Geldes, welche vorher mehrmals immer wieder illustriert werden, vergessen.
Fazit: Eher mediokre Schlachteplatte mit leicht psychologischem Touch. „Hostel 2" überzeugt wieder durch explizite Splattersequenzen, hat aber abseits dieser keine originelle Geschichte zu erzählen. Spannung kommt nur gegen Ende auf und sämtliche Figuren sind klischeebeladen. Es bleibt am Ende ein weitgehend prätentiöses, aber auch kurzweiliges Horrorfilmchen mit wenig Inhalt.