Es kommt selten genug vor, dass von Historienepen Fortsetzungen gedreht werden und zumal mit dem selben Team: Elizabeth - Das goldene Königreich schließt an Elizabeth von 1998 an, bei welchem - wie hier auch - Shekhar Kapur auf dem Regiestuhl saß, Cate Blanchett die Titelrolle und Geoffrey Rush ihren Berater spielte. Doch leider kann - ich nehme es vorweg - die Klasse des großartigen, tiefgründigen und spannenden ersten Teils nicht wiederholt werden.
Rekonstruiert wird das Leben von Elizabeth I. (gespielt von Cate Blanchett) in den 1580er Jahren. Viele europäische Königshäuser halten um ihre Hand an, doch die protestantische Elizabeth weißt alle Anfragen von sich, um ihre Regentschaft nicht abgeben zu müssen. Gleichzeitig rumort es sowohl im eigenen Land, welches in die Lager der Protestanten und Katholiken - ihre Cousine Königin Maria von Schottland (Samantha Morton) intrigiert gegen sie - geteilt ist. Als sich dann England weigert, mit Spanien und seinem katholischen König Philip II. (Jordi Mollà) den „Heiligen Krieg" zu führen und Maria von Schottland wegen Hochverrats hingerichtet wird, rüstet Spanien mit einer riesigen Armada zum Seekrieg gegen England.
Wie dieser ausgeht, ist im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte. Die renommierten Drehbuchautoren Michael Hirst (er schrieb auch das Drehbuch zum ersten Teil) und William Nicholson (er schrieb das oscarnominierte Buch zu Gladiator mit Russell Crowe) legten ihren Fokus jedoch nicht auf die Seeschlacht (diese nimmt gerade ca. 10 Filmminuten ein), sondern die Charakterzeichnung einer zwischen Pflichtbewusstsein und körperlichen Bedürfnissen hin und her gerissenen Königin. Leider beschränkt sich dies jedoch zu sehr auf ihr Liebesleben. Elizabeth beginnt eine eher tragisch verlaufende Liaison mit dem Seefahrer Sir Walter Raleigh (wie immer charismatisch: Clive Owen) und sehr viel Dialoge u.a. mit ihrem Berater Walsingham (wie immer souverän, aber er verkommt durch die Beschränktheit seiner Rolle hier beinahe zum Statisten: Geoffrey Rush) vermitteln einen Eindruck von staatstragender Politik, ohne durch die alternierende Verschwörungs-Szenerie eine wirkliche Dynamik oder suggestive Spannung zu entfalten.
All dies bremst das Tempo von Elizabeth - Das goldene Königreich ungemein und man kann mutmaßen, dass Regisseur Kapur das schon ahnte, weswegen er den mit teils unkonventionell, teils opulent und teils dilettantisch anmutenden Perspektiven und Einstellungsgrößen spielenden Kameramann und den entfesselten Komponisten bat, möglichst mitreißende und kraftvolle Bild- bzw. Musikkompositionen zu schaffen, welche mit ihrem offensichtlichen Pathos von der inhaltlichen Armut ablenken sollten. Wenn beispielsweise Elizabeth während des Gebets in der Kirche beinahe einem Attentat erliegt, ist die ganze Szenerie in gleißend helles Licht getaucht - untermalt von einer Musik, die in Sachen Penetranz an all den patriotischen Weltuntergangs-Kram wie Armageddon erinnert, auch wenn der Vergleich vielleicht etwas krude anmutet.
Fakt ist jedoch, dass man diesen Stilmitteln außerhalb ihres Selbstzwecks keine Bedeutung unterstellen kann und man sehnt sich wirklich den Zeitpunkt des Films herbei, zu dem endlich die bösen Spanier angreifen. Wobei wir beim nächsten Schwachpunkt des Films wären: Während Elizabeth I. und ihre Stilisierung zur „jungfräuliche Königin" (auch unterstützt durch eben erwähnte Bild- und Musikkompositionen) glorifiziert werden, sind die Spanier schlicht intrigant und niederträchtig. So viel Schwarz-Weiß-Denken ist in einer filmischen Geschichtsstunde schlicht fehl am Platze. Über historische Exaktheit vermag ich darüber hinaus hier jedoch keinen Kommentar abzugeben, da ich mich darin nicht wirklich gut auskenne.
Fazit: Mit dramaturgischen Untiefen gespickte, behäbige Historien-Soap, die vom Zuschauer größtenteils aufgrund vieler Dialoge und Wirrungen in der Liebe große Geduld erfordert. Elizabeth - Das goldene Königreich stinkt gegen den großartigen Vorgänger stark ab und überzeugt nur in Sachen Schauspieler, Ausstattung und - wenn sie denn endlich einmal zu sehen sind - Actionszenen. Ansonsten eher zwiespältig zu betrachten.