Spiel und Spaß bei der Bundeswehr ! - Kann man erwarten ,dass ein Film, der von der bayerischen Filmförderung gesponsert wurde, der in bayerischen Kasernen gedreht wurde und dabei natürlich von der Truppe mit genügend Material unterstützt wurde, ein satirisch kritisches Licht auf die deutsche Armee wirft ? - Oder gar den Militarismus als solchen in Frage stellt ?
Selbstverständlich nicht, aber gleichzeitig will "Kein Bund fürs Leben" sich nicht nachsagen lassen, dass er die Sache etwa nicht locker angehen würde. Man hat gelernt und weiß, was das Volk heute braucht : Fun, Fun und nochmals Fun, möglichst trashig, irre und abwechslungsreich - dann kann man schön seine Botschaft unters Volk bringen, ohne das Jemand etwas davon merkt.
Gleich zu Beginn zeigt uns der Film ,wie man es nicht macht,indem er den aktuellen Werbespot der Bundeswehr einblendet mit seinen Düsenjägern und durchtrainierten Soldaten, um auf die zu bemusternden schlaffen Jung-Erwachsenen überzublenden, denen jegliche soldatische Attitüde fehlt. Und für die es nur darum geht, sich möglichst geschickt vor dem Wehrdienst zu drücken. Doch Basti Lämmle (Franz Dinda) und Schleifer (Florian Lukas) machen dabei einen Fehler, indem sie den Urin von Schleifers Freundin nutzen, die zwar Diabetes hat, aber leider auch schwanger ist.
Basti, der in einer Wohngemeinschaft lebt, versucht sich deshalb mit einer Verweigerung noch vor dem Armeedienst zu bewahren, wird aber von seinem männlichen Mitbewohner Martin boykottiert, weil dieser eifersüchtig darauf ist, dass die sehr blonde Valesca auf Basti steht. Gerade als er an diese Hand anlegen will, stehen die Feldjäger vor der Tür und nehmen den vermeintlichen Drückeberger fest, der dann gleich auf dem Kasernenhof mit der harten Realität der Bundeswehr konfrontiert wird.
Harte Realität ? - Da lachen ja die Hühner ! - Zwar wird klischeehaft ein schreiender Oberfeldwebel präsentiert, der natürlich eine lächerliche Figur abgibt, aber schon nach wenigen Minuten wird er von Schleifer in dessen kleine Geschäfte eingeweiht, was zur Folge hat, dass Basti sich ausgerechnet vor der hübschen Sanitätsunteroffizierin Jana (Oona-Devi Liebich) lächerlich macht. Lauert hier etwa schon ein neues Love-Interest ?
"Kein Bund fürs Leben" geht den klassisch verlogenen Weg, wie man scheinbar etwas lächerlich macht, ohne Jemandem wirklich weh zu tun. Die hier dargestellten Abläufe in der Bundeswehr sind so stark an den Haaren herbeigezogen und stammen aus den ältesten Klischeemottenkisten, dass sich Niemand in der Truppe wirklich angesprochen fühlen wird. Gerade dadurch das hier jegliche Professionalität fehlt, wird keineswegs etwa ein kritischer Blick auf desaströse reale Verhältnisse geworfen, sondern von Beginn an klar gemacht, dass hier Niemand etwas ernst meint - Alles nur ein großer Spaß !
So ist es völlig unrealistisch, dass ein von den Feldjägern verhafteter Rekrut einfach in Zivil vor die Truppe gestellt wird. Normalerweise muß er für ein solches Vergehen bestraft werden, aber hier wird zwar viel geschrieen und mit Liegestützen gedroht, aber eigentlich sind alle ganz nett zueinander. Zudem ist es nicht verständlich, warum die anderen Soldaten in der Grundausbildung schon so einen erfahrenen Eindruck machen - Schleifer ist schon Vertrauensmann - ,obwohl sie doch höchstens seit ein bis zwei Tagen selbst dabei sind. Und noch schwachsinniger ist der Versuch, uns einzureden, dass der Major Hauptmann (Ronald Nitschke) ausgerechnet einen zusammengewürfelten Haufen aus Frischlingen gegen eine Profitruppe der US-Armee antreten lässt.
Filme wie "Felix Krull", bei dem Horst Buchholz sich vor dem Armeedienst bei der Musterung drückt oder Joaquin Phoenix in "Army Go Home!", der einen Soldaten darstellt, der seine eigenen Geschäfte macht, haben es verstanden, hinter dem Witz und Amüsement auch immer die Gefahr zu zeigen, die sich aus der Situation ergibt, wenn man einer Armee beitritt - besonders dann, wenn man sich nicht besonders als Soldat eignet.
Gerade eine solche Situation, in der der verhaftete Basti in die Kaserne kommt, ist in der Realität ein Paradebeispiel für den Entzug der demokratischen Grundrechte und des Gefühls des Ausgeliefertseins, dass man hier schnell lernt, wenn man in eine schwache Position kommt. Doch Basti palavert noch munter rum und man lässt ihn geschehen. Insgesamt macht die Bundeswehr in diesem Film den Eindruck eines großen Ferienlagers, bei dem es zwar manchmal etwas unbequem und schmutzig zugeht, aber im Grunde alle viel Verständnis haben.
So auch , als die Zimmerkameraden mal kurz mit einem Panzer zum Fast-Food-Imbiss fahren. Nicht nur, dass die Schlüssel in der Realität bestens geschützt sind, ohne umfangreichen Schriftverkehr gar nichts geht und man selbstverständlich einen Führerschein für das nicht leicht zu fahrende Gerät braucht ( wieso Rekrut UFO (Axel Stein) den Panzer während seiner Grundausbildung schon fahren kann, wird natürlich nicht erklärt), nein, das Rohr ist auch geladen und wird auch prompt abgeschossen. Außerdem hatte es natürlich genügt, den Oberfeldwebel mit einem Trick wegzuschicken, um in Ruhe die Kaserne zu verlassen, als ob eine solche Institution nicht ständig bewacht wird. Doch in "Kein Bund fürs Leben" existiert gerade einmal der Major und sein Oberfeldwebel - da passen ja im Kindergarten mehr verantwortliche Personen auf...
Nun kann man solchen Unsinn natürlich wunderbar in die Trashkiste schicken , aber hier sind keine Dilettanten am Werk, die keine Ahnung haben, sondern hier ist der Blödsinn Berechnung, denn immer wieder wird eine Spur Ernsthaftigkeit unter den Schwachsinns-Brei gemischt. Zwar wirken die sechs Insassen der Stube 54 wie die typische Klischeeansammlung von Klemmis, Muttersöhnchen, Möchtegern-Rambos und Schlaumeiern, aber natürlich lernen sie bei der Bundeswehr, was echte Kameradschaft ist. So zerreißt Basti seine Entlassungspapiere, um mit seinen Kameraden gemeinsam den Wettkampf gegen die US-Armerikaner anzutreten, denn jetzt geht es um die Ehre. Und die Macher scheuen sich nicht, der strebsamen hübschen Jana die Worte "für euch Jungs ist die Bundeswehr nur ein Abenteuer, aber für mich eine echte Chance" in den Mund zu legen, denn diese fördert ihr Medizinstudium, dass ihr ihre Eltern verweigern.
Auffällig ist auch, dass trotz des an Schulstreiche erinnernden Unsinns, den die Truppe hier verbreitet ( nicht ohne Grund endet der Film mit dem Song "Hurra, hurra ,die Schule brennt!" ), jede auch nur minimal an realistische Missstände bei der Bundeswehr erinnernde Handlung vermieden wird. Alkoholismus, Drogen, Unterdrückung Anderer oder gar rechtsradikale Tendenzen scheint es in diesem heilen Mikrokosmos nicht zu geben, der in seiner Konfliktfreudigkeit an alte Peter Alexander Filme aus den 60er Jahren erinnert (und auch in seiner Art des Humors).
Genau an solchen Details ist die perfide Ausrichtung des Films zu erkennen, der unter dem Deckmäntelchen der albernen Komödie richtig Werbung für die Bundeswehr macht - und zwar weit effektiver als jeder professionelle, ernsthaft gestaltete Spot. Selbstverständlich ist "Tommy Lee Jones"-Stimme Ronald Nitschke als Major ein Sympathieträger und selbst der etwas idiotische Oberfeldwebel erweist sich zum Schluss als Kumpel, so das in "Kein Bund fürs Leben" kein Grund dafür auftaucht, der diesen Filmtitel letztendlich rechtfertigt.
Fazit : Verlogener Bundeswehr-Werbefilm ,der geschickt als alberne, bewusst trashige Komödie daherkommt. Durch die völlige Abkehr von der Realität und Dauerverwendung von Klischees, kommt gar nicht erst der Gedanke auf, hier könnte so etwas wie ein satirischer Blick auf diese Institution geworfen werden.
Bei Einlassung auf einen trashigen Filmspass kommt "Kein Búnd fürs Leben" durchaus kurzweilig und in Maßen witzig daher, doch man muß schon recht unwissend oder ignorant sein, um die eingestreuten Floskeln von Kameradschaft und Chancen bei der Bundeswehr zu überhören. In einem populären Stil - gerade für das junge Zielpublikum - wird hier ein sehr lockeres, gleichzeitig abenteuerliches wie zukunftsträchtiges Bild der Armee gezeichnet, die scheinbar sogar über sich selbst lachen kann - ich kann das nicht (2/10).