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Boah Bundeswehr! Wer kennt sie nicht? Die immer wieder im Fernsehen und im Kino laufenden Werbespots der Bundeswehr, jenem Verein, dem sich so gut wieder jeder gerade erwachsen gewordener Mann einmal im Leben stellen muss. Einige Glückliche werden ausgemustert oder bekommen die Erlaubnis ihren Dienst als Zivildienstleistender zu absolvieren, aber viele müssen sich dem Drill für ein gesundes und sicheres Vaterland stellen. Das dieser Zwang und Eingriff in das Privatlebens eines jeden dieser Jugendlichen mittlerweile schon mehr als veraltet ist, möchte kaum einer in der Politik hören und nicht wenige freuen sich sogar noch nach wie vor auf diese Zeit. Regisseur Granz Henman dürfte dazu aber eher weniger gehören und spuckt nun mit der neusten deutschen Millitärklamotte "Kein Bund fürs Leben" eine Komödie aus, die den Zwangsdienst ordentlich veralbert, wenn auch auf eine höchst trashige Art und Weise.

Ja, "Kein Bund fürs Leben" ist eigentlich eine deutsche Klamotte, wie sie im Buche steht. Hier wird gealbert und geblödelt bis zum Exzess, ohne das dabei außer Lacher wirklich etwas Brauchbares herausspringt. Schon die Geschichte weist genau darauf hin, was man zu erwarten hat. Es geht um den Verweigerer Basti Lämmle, der aus einem Missverständnis heraus resultierend, zum Wehrdienst eingezogen wird. Da die nachträgliche Verweigerung aber über 8 Wochen braucht, um bearbeitet zu werden, muss er nun doch erst einmal die erforderten Dienste absolvieren, was er zusammen mit seinen Stubenkumpels aus Stube 54 aber alles andere als befriedigend löst. Zudem geht auch noch seine Freundin zu Hause fremd und die schöne Krankenschwester macht ihm hübsche Augen. Als es aber um die deutsch-amerikanische Freundschaft geht, hört der Spaß auf. Oder doch nicht?... Ja, man merkt es eigentlich sofort, hier darf man sich auf eine realistische oder gar glaubwürdige Spiegellung der Tatsachen beim Bund auf keinen Fall einstellen, sondern es ist sofort sonnenklar, dass hier einzig und allein der Spaß regiert. Wie es sich für eine Klamotte gehört, sind Sinn und Verstand schon in den ersten Sekunden dahin und man weiß, was man vor sich hat. Von daher ist die Geschichte zwar mau, aber im Rahmen des Genres mehr als passend.

Was macht also diese Klamotte sympathisch? Es sind eigentlich genau zwei Dinge. Zum ersten sind es die Figuren, welche größtenteils wirklich akzeptabel ausgefallen sind. Die Stube 54 besteht von vorne bis hinten aus Versagern, die im wahren Leben wohl nie die Monate beim Bund überstehen würden. Vom Streber, über den Frauenliebhaber, dem knallharten (Quoten-)Türken, dem dicken Blödmann, sowie dem Normalo, sind so ziemlich alle Arten von Männern vertreten, die man im normalen Leben als "uncool" bezeichnen würde, hier aber im Sinne des Klischees einfach Spaß machen. Ja, vor allem mit den Klischees, die man vor allem als Nichtkenner des Bundes so hat, kennt sich Regisseur Henmann anscheinend bestens aus und lässt seine Figuren darin baden, ohne ihnen jemals die Hand zu reichen, um aus dem Klischeebad auszusteigen. Es ist spürbar gewollt, das die Figuren extremst unrealistisch agieren, weshalb man der Sache eigentlich nicht wirklich böse sein kann.

Die andere Sache ist dann natürlich der unglaublich naive Humor, mit dem dieser Streifen durchtränkt wurde. Etwas wirklich geistreiches wird hier nicht gebraucht, um den Zuschauer zum lachen zu bringen, sondern es ist vor allem die durchgehend spürbare Dämlichkeit der Figuren und ihren jeweiligen Situationen, die hier zum Lachen animieren, vorausgesetzt man hat sich von Anfang an darauf eingestellt. Denn alles andere wäre bei der Banalität wirklich fatal. So wird hier natürlich alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden kann und unsere Loser-Patrouille geht dem jedesmal auf den Leim, obwohl sie es doch eigentlich immer nur gut meinen, zumindest für sich selbst. Da werden z. Bsp. schwülstige Ami-Antikriegsfilme mal flugs gegen Pornos mit ähnlichem Namen ausgetauscht, es werden alberne Ballerspielchen mit Laserwaffen geführt oder auch mal mit dem Panzer beim McDrive vorgefahren. Hinzu Dialoge wie "Was soll das werden? Der schwule Moment des Tages?" oder "Wir sind keine Loser, wir sind Deutsche! Wenn wir Loser wären, hätten wir dann die beiden Weltkriege gewonnen?" und schon ist absolut klar, dass hier wirklich nichts anderes als blühender Quatsch regiert.

Und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass der Film jedesmal dann baden geht, wenn er doch mal versucht einen etwas ernsteren Ton anzuschlagen. Z. Bsp. wenn es um die Beziehung zwischen Hauptfgur Lämmle und seiner Freundin geht bzw. deren Nachfolgerin. Nicht nur das diese Beziehungsszenen völlig deplatziert wirken, sie sind zudem auch so derart vorhersehbar, dass man sie nur als überflüssigen Tempostopper bezeichnen kann. Genauso die Szene, in der Lämmle die Truppe verläßt, nur um kurzzeitig später wieder zu ihnen zu stoßen. Alles hat man irgendwo schon tausend mal gesehen und wirkt hier somit, als hätte irgend ein Autor, der unbedingt den Drang verspürt hat in eine Blödelklamotte ein wenig Ernst reinzuspielen, dazwischen gefunkt, ohne zu wissen, was er damit eigentlich angerichtet hat. Somit legt sich über die heitere Angelegenheit jedenfalls ein Schatten, der hier schlicht und einfach stört. Die lockerflockige Unterhaltung setzt sich aber alles in allem dennoch durch.

Deshalb ist es auch durchaus mysteriös, dass so manche überernste Kritiker hier drin anscheinend ernsthaft versuchen, einen überlangen, verlogenen Werbespot für die Bundeswehr auszumachen, was aber alles in allem an den Haaren herbeigezogen ist. Zwar werden hier keine wirklichen Gefahren aufgezeigt und die Bundeswehr wird durchaus als ein großartiges Abenteuer bezeichnet, aber so wirklich ernst nehmen, kann man den ganzen Unfug eigentlich zu keinem Moment. Dafür ist Ganze dann doch alles in allem viel zu seicht, zu abgedroschen und zu realitätsfern, als das selbst Leute die nie mit dem Bund zu tun haben, dies hier für bare Münze nehmen könnten und sofort nach dem Film dahin möchten. Und sollte es wirklich so ein paar Idioten geben, die meinen beim Bund ist nur alles Spiel und Spaß, dann dürften die bei der Musterung eh keine Chance haben. Aber nun gut, wer diesen Kritikpunkt halt unbedingt braucht, der soll ihn meinetwegen haben.

Abschließend nun noch ein Wort zu den Darstellern, die allesamt eine gute Figur machen. Hauptdarsteller Franz Dinda stellt den noch Normalsten, des durchtriebenen aber sympathischen Sauhaufens, einwandfrei zur Schau und zeigt durchaus Talent. Genauso auch all seine Kollegen, von denen man am ehesten wohl noch Axel Stein kennt, der hier ebenfalls erstaunlich solide agiert und mit seiner Rolle an alte Hausmeister Krause-Zeiten zurück erinnert. Na und Ronald Nitschke als Major ist natürlich auch ne Wucht. Alles in allem kann man mit der Mannschaft also zufrieden sein.

Fazit: "Kein Bund fürs Leben" ist somit eine absolut trashige Bundeswehr-Klamotte geworden, die zwar kaum etwas Neues zu bieten hat und Humor der eher seichteren Niveaustufe bietet, dabei aber mit durchaus sympathischen Charakteren aufwarten kann und auch ein paar Schenkelklopfer hier und da verbirgt. Auf die Geschichte sollte man nichts geben und die ab und zu aufblitzenden ernsteren Szenen des Films stören in der Gesamtheit auch ungemein. Dafür wird hier aber ohne Scham und mit vollem Wille derart in Klischees gebadet, dass man dem ganzen Quatsch eigentlich trotzdem nie böse sein kann. Wer sich hiervon auf den Schlips getreten fühlt, hat jedenfalls bei der Herangehensweise an den Film irgend etwas falsch gemacht und wem der Humor grundsätzlich nicht gefällt, der sollte sich sowieso nicht hier rein verirren. Trash- und Klamottenfreaks dürfen aber gerne eine Eintrittskarte lösen.

Wertung: 5,5/10 Punkte

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