Lindsay Lohan – viele Menschen verbinden mit diesen Namen Komödien für die ganze Familie ("Freaky Friday", "Herbie Fully Reloaded"), Alkoholexzesse, Drogengeschichten und gefällige Popmusik. Während im Job bisher alles top lief (sie etablierte sich mit Rollen wie in "Bobby" auch als Schauspielerin in ambitionierten Projekten), hatte Lindsay doch im Privatleben so einige Probleme. Doch mit „Ich weiß, wer mich getötet hat“ erweitert sie auch ihr bisher eher keimfreies und makelloses filmisches Rollenspektrum um ein fieses Virus von einem Film und darf erstmals in einem knallharten, aber miesen Thriller mitspielen.
Lindsay, die für dieses miese Machwerk aufgrund einer Haftstrafe beim US-Start im Sommer nicht die Werbetrommel rühren konnte, spielt ein literarisch ambitioniertes Mädchen namens Aubrey, die in die Fänge eines fiesen Serienkillers gerät, welcher Opfern mit Vorliebe diverse Gliedmaßen amputiert. Als Aubrey nach einigen Tagen scheinbar wieder gefunden wird, leugnet sie jedoch strikt, Aubrey zu sein. Sie heiße Dakota Moss und kenne keine Aubrey. Was alle für Amnesie halten, entpuppt sich jedoch bald als Wahrheit und der Killer verfolgt nun auch Dakota, die Aubrey zum Verwechseln ähnlich sieht…
Auch wenn man die Klasse eines Films nicht an Einspielergebnissen messen sollte, so fällt doch auf, dass „Ich weiß, wer mich getötet hat“ bisher den monetär größten Flop in Lohans Karriere darstellt. Klar, ein R-Rating ist der Vermarktung eines Films nicht förderlich, aber ein Box Office von schlappen 7 Mio. Dollar in den USA ist mehr als dürftig.
So gering die Besucherzahlen, so gering auch die Klasse dieses desaströsen Films: Zunächst sieht man eine Stripperin lasziv an der Stange tanzen, dann wird ein gefälliges Porträt einer jungen Frau gezeichnet, die in einer Kleinstadt zur Highschool geht. Plötzlich ein visuelles Stilmittel: die Überblendung bzw. ein Bild mutet an wie das Negativ eines Fotos. Der Film gerät zunehmend wirr: die erste Leiche taucht auf, alle sind betroffen. Eine Dumpfbacke namens Jerrod (Brian Geraghty) buhlt um die Gunst von Aubrey, die lässt ihn jedoch abblitzen und der Zuschauer wähnt sich in einer miesen Teenie-Komödie. Dann wird Aubrey verschleppt und man sieht in perverser, ekelerregender Explizität, wie Aubrey an der Hand verstümmelt wird. Dann taucht plötzlich die bein- und handamputierte Dakota auf (es gibt nur mehr völlig unklare visuelle Stilmittel und Einsatz von Farbsprache um die Farbe blau) und es entspinnt sich eine dümmliche Story um nicht-religiöse Stigmata und Zwillings-Verbundenheit die so abstrus ist, dass einem die Haare zu Berge stehen. Ja, es kommt phasenweise Spannung auf, doch der Film ist enorm stereotyp: der zunächst an ein Mitglied der "Blue Man Group" erinnernde Killer ist einfach nur böse und hat kein Motiv (oder es ist mir entgangen), die mit Prothesen versehene Dakota lässt den notgeilen Jerrod ran (ein seltener komödiantischer Lichtblick im Film) und Dakota spürt, dass ihre Schwester noch lebt, weil sie mit ihr verbunden zu sein scheint (auf die unlogische und grenzdebile Gliedmaßen-Verlust-Geschichte möchte ich zwecks Spoilerei nicht weiter eingehen). Eine unausgegorene, ja fragmentarisch wirkende Dramaturgie, die mehr Ähnlichkeit mit einen Flickenteppich denn einem seriösen Skript hat, ist deutlich zu erkennen.
Kann jemand meinen Ausführungen soweit noch folgen? Ist noch jemand im Stande, meinen zusammenhanglosen Gedankenstrom nachzuvollziehen? Ja? Gut so. Dann kann man sich den Film wohl mal anschauen, denn man ist nicht leicht zu vergraulen.
Der einzige Reiz, den „Ich weiß, wer mich getötet hat“ versprüht, ist eine knapp bekleidete Lindsay Lohan, die als ihre andere Hälfte (ahhh, vielleicht deshalb die verwirrende duale Erzählstruktur… naja trotzdem egal) in einem abgefuckten Striplokal die Hüllen fallen lassen darf. Naja, nicht so ganz. Unterwäsche (BH und Slip) behält sie an – nur frag ich mich dann, warum sie im Drehbuch von Debüt-Autor Jeff Hammond (Gott, bitte lasse ihn nie wieder etwas schreiben!!!) in einem Striplokal als Tänzerin arbeitet. Es gibt kaum nackte Haut (ich hätte mir Lindsays Sommersprossen gerne etwas genauer angeschaut), aber dann doch Blut und Splatter, und das nicht gerade harmlos – komische Prioritätensetzung. Zudem läuft Frau Lohan verdächtig normal durch die Kante, obwohl sie ja eine Beinprothese hat und man damit eigentlich humpeln müsste. Naja, auf jeden Fall evident für die vielen Unstimmigkeiten im Film.
Fazit: Blödsinnige Serienkiller-Story in einem blödsinnigen Film. „Ich weiß, wer mich getötet hat“ ist zwar ganz passabel gespielt, schleppt sich aber von Plothole zu Plothole, um am Ende durch seine Abstrusität noch weiter zu verärgern. Lindsay Lohan ist – so verstümmelt wie sie hier die meiste Zeit ist – noch nicht mal hübsch anzuschauen und die Grundidee des Films wirkt wie die perverse Fantasie eines Masochisten. Hoffentlich ebbt bald diese Überbietungslogik in Sachen Gewalt in den Kinofilmen ab, denn langsam aber sicher kommt mir bei so unnötig blutigen und brutalen, als Thriller getarnten Metzel-Müll wie „Ich weiß, wer mich getötet hat“ echt das Kotzen.