Vom Fäkalhumor vergangener Tage haben sich die Gebrüder Farrelly schon mit ihrem letzten Film, der Hornby-Adaption „Fever Pitch“, deutlich entfernt und zur Zeit befinden sich die Filmemacher offenbar in einer leicht konfusen Phase der Bestimmung einer neuen Stilrichtung. Mit Ben Stiller die Hauptrolle zu besetzen scheint in Kombination mit den eher lauten und brachialen Bildern des Trailers einen Rückschritt in gewohnte Gefilde zu bedeuten, erinnert uns schon die Werbung an die frühere, höchst erfolgreiche Zusammenarbeit der Farrellies mit Stiller in „There’s Something about Mary“. Doch „The Heartbreak Kid“ bedeutet keinen direkten Rückschritt, vielmehr werden hier die alten Stilmittel mit den sanften Tönen aus dem Vorgängerfilm und satirischer Bearbeitung des Originalstoffes vermengt.
Der brachiale Humor der die frühen Produktionen der Brüder bestimmte schimmert nur noch selten in altbekannter Drastik durch, hat aber nichts vom Hang zum Tabubruch verloren. So wird die traditionell beginnende Liebesgeschichte immer wieder durchbrochen von Bizarrerien wie der Tierpornoshow, derer wir andeutungsweise Zeuge werden. Entgegen der Annahme der meisten Kritiker spult Ben Stiller hier nicht seine gewohnte Tour ab – als Eddie Cantrow erlebt der Zuschauer in gealtert und ohne neurotische Peinlichkeiten behaftet. Ein Durchschnittstyp den Stiller mit stoischer Ruhe verkörpert ohne in altbekannte Verhaltensmuster und damit in Routine abzugleiten. Sein durcheinander gebrachtes Gefühlsleben wird illustriert durch die haarsträubenden Situationen in die Eddie gerät und durch die ebenso skurrilen Typen die er im Laufe der Geschichte trifft.
Auffällig ist die gediegene Inszenierung der Farrellies, die Sinn für lakonische Momentaufnahmen beweisen und vor allem ihre Locations herrlich ablichten. „The Heartbreak Kid“ folgt einem ruhigen, erwachsenen Erzählstil der entgegen des üblichen Gross-Out-Humors funktioniert. Einzelne Sequenzen wirken nicht wie aneinander gereihte Sketche, der durchscheinende Brachialhumor unterliegt immer einem Zweck. Helle, freundliche Farben dominieren die schönen Kulissen, veredelt durch einige sommerliche Landschaftseindrücke.
Gerade die Einleitung der Geschichte funktioniert überaus gut und präsentiert uns mit dem realen Vater-Sohn-Paar Jerry und Ben Stiller ein perfekt besetztes Duo, das sich gekonnt die Bälle zuspielt. Ab dem Zeitpunkt der Hochzeit leidet allerdings die schlüssige Erzählweise: Überhastet blendet man völlig aus wie die zukünftige Braut entscheidet und geheiratet wird eher nebensächlich. Anschließend verwendet der Film die restliche Laufzeit auf die chaotischen Flitterwochen, deren Ausgang der behämmerte deutsche Titel bereits vorweg nimmt.
Michelle Monaghan („Kiss Kiss Bang Bang“) und Malin Akerman (bisher nicht auffällig in Erscheinung getreten) legen ihre Rollen sehr unterschiedlich an und sind in ihrem Frauentyp bestens besetzt. Besonders Monaghan als zärtliche, intelligente und emotionale Frau erscheint sehr glaubwürdig, dagegen hält Akerman unverhohlen körperliches Spiel. Sei es anfangs mit ihren Reizen oder im Verlauf der Handlung mit ihren immer abwegigeren Entgleisungen, deren müde Steigerung allerdings bemüht und unglaubwürdig erscheint. Auf halbem Wege geht der Story jene Natürlichkeit verloren, mit der die Farrellies bisher immer so treffsicher eine dichte Atmosphäre erzeugten. Übrigens unterstreicht Malin Akerman die Körperbetontheit ihrer Rolle und zeigt ihren unverschämt erotischen Körper offenherzig und ist mehrmals barbusig zu sehen.
Für kurze Zeit genießt Eddie einen ungewohnt spontanen Lebenswandel und lässt sich von seinem Vater sowie von seinem besten Freund zur plötzlichen Ehe drängen. Schon nach kurzer Zeit, während der eigenen Flitterwochen, gerät Eddies Weltbild aber erneut ins Wanken und er erkennt, dass er eine bodenständige Frau braucht. Die exzentrische Wildheit seiner Frau macht ihm klar, wie sehr er selbst in seinen bürgerlichen Erwartungen zufrieden ist. Malin Akerman gerät als Linda immer unsympathischer doch der Handlungsverlauf, der eine nette Verwechslungsgeschichte birgt, dreht die Ereignisse nicht schematisch in ein verklärendes Happy End sondern entlässt alle Beteiligten zunächst emotional verletzt. Erst zeitlich versetzt gibt der Epilog Anlass zur Hoffnung und entlässt den Zuschauer mit einem positiven Eindruck.
Abschließend bleibt zu sagen, dass keine verlogene Moral das Vergnügen trübt und auch kein aufgesetzter Zynismus den romantischen Ton verdrängt. Überraschend das es also trotz zahlreicher stilistischer Veränderungen angenehm wenig Überraschungen lauern und man sich einfach mal wieder in einem klassischen Feel-Good-Movie mit Charme hingeben kann. Ein gewisser Leerlauf in der dünnen Handlung, die sich der filmischen Mittel beschwingter Screwballkomödien bedient, lässt sich kaum leugnen und insgesamt wirkt der grundsätzliche Gefühlskonflikt ein wenig an den Haaren herbei gezogen.
Fazit: „The Heartbreak Kid“ ist irgendwie doch ein typischer Farrelly-Film geworden und besticht durch starke Kinematografie, exzellente Darsteller, durchdachtes Gag-Timing und nicht zuletzt einem harmonisch zusammen gestellten Soundtrack. Obwohl dieser Schlusssatz allgemeingültig für alle Filme des Regieduos beinahe schon exemplarischen Charakter besitzt, so trifft auch hier jedes Kriterium zu. Insgesamt ist die lose Geschichte allerdings nicht mit derselben Prägnanz erzählt, die den früheren Produktionen noch den letzten Schliff gegeben hat.
5,5 / 10