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Die Idee, einen gestandenen Star des Actionfilms auf einen Gegner treffen zu lassen, dem mit Muskelkraft nicht beizukommen ist, ist nicht gerade neu. Das es sich dabei anbietet, den Hünen (in diesem Fall Dwayne ‚The Rock’ Johnson) auf eine Horde Kinder treffen zu lassen und ihn so von einer gänzlich anderen Seite zu zeigen, auch das hat es schon oft genug gegeben. Und meistens erzielt ein solcher Film großen Erfolg, einerseits durch die großen Namen als Zugpferde aber auch weil es sich bei der Familienkomödie um ein Genre handelt, welches dem Zuschauer keine Altergrenze setzt. Im Idealfall amüsieren sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene während der Hauptdarsteller augenzwinkernd Selbstironie beweist und sein eigenes Macho-Image auf die Schippe nimmt. Mit Arnold Schwarzenegger als Kindergarten-Cop ging das Konzept voll auf aber auch wesentlich schwächere ähnliche Filme wie „Der Babynator“ mit Vin Diesel konnten beachtlichen kommerziellen Erfolg verbuchen. Disney kann es nicht lassen und probiert es abermals mit dieser eigentlich ausgeschöpften Idee und landet dank The Rock, dem wohl charismatischstem Action-Star unserer Zeit, einen echten Feel-Good-Hit mit viel warmherzigem Humor und hohem Unterhaltungsfaktor.

Schon in „Be Cool“ stellte der ehemalige Wrestler und Publikumsmagnet Johnson sein komödiantisches Talent eindrucksvoll unter Beweis und konnte die besten Szenen des ganzen Films für sich alleine verbuchen. Abseits eines stargespickten Ensemblefilms ist er auf sich alleine gestellt doch schafft es mühelos den gesamten Film zu tragen. Seine deutlich sichtbare, überschwängliche Spiellaune überträgt sich schnell auf den Zuschauer, der teilweise sogar vergisst, welch einen Konsensfilm er sich gerade ansieht. Denn abgegriffen wie die schwache Grundidee auch aussieht, so frisch und originell wurde ein solches Storykonstrukt lange nicht mehr inszeniert. Zu seiner Seite steht im keine Horde (fremder) Kinder sondern nur seine kleine Tochter Peyton, von deren Existenz der Quarterback erst erfährt, als sie mit gepackten Sachen vor der Tür seiner Luxuswohnung steht und um Aufnahme bittet. Ihre Mutter ist auf einer anstrengenden Arbeitsreise, was als Aufhänger für diese nur allzu bekannte Situation herhalten muss. Als Tochter wird dem Felsbrocken die talentierte Madison Pettis („Cory in The House“) an die Seite gestellt, die trotz leichter Schwächen in ihrer Vorstellung einen natürlichen und ungekünstelten Eindruck macht. Schnell harmonieren die beiden Akteure und bilden ein wirklich sympathisches Team, dem nicht einmal die formelle Einfallslosigkeit der Macher im Weg stehen kann.

Betrachtet man Aufbau und Struktur des Films, so wird man kaum absprechen können, wie risikolos und formelhaft sich die Handlung entwickelt, dabei in jedem Detail vorhersehbar bleibt. Das gilt insbesondere für sehr eindimensional charakterisierten Figuren (beispielsweise Kyra Sedwick, bekannt aus „The Closer“, als herzlose Kinderfeindin), aber auch für die standardisierten Wendungen, die bis zum Schluss keine Anstalten machen, Eigenkreativität zu entwickeln. Sowohl die konfliktreiche Annäherung der beiden Hauptdarsteller verläuft äußerst schemenhaft, die Moralkeule wird wie auf Stichwort hervor gezogen, ein Love Interest für The Rock ist auch dabei (Roselyn Sanchez ist nur wenig mehr als sexy Staffage) und gegen Ende werden noch mal zusätzlich Stolpersteine in den Weg geworfen. Regisseur Andy Fickman („Kifferwahn“) spult diese Mechanismen aber nicht lieblos herunter und nimmt sich satte 110 Minuten Zeit um seinen Big-Budget-Film mit reichlich starken Details zu schmücken.

Diesen Eindruck erwecken schon die knallbunt gestalteten Anfangstitel, nach deren Ablauf der Zuschauer sofort in das extravagante Leben der Hauptfigur eintaucht und zunächst das durchtechnisierte Appartement bewundern darf. Joe Kingman feiert rauschende Feste, ihm gehört alles was man mit Geld kaufen kann, dazu gehören schicke Autos, gutes Essen und feine Klamotten. Ein prominentes Leben im Überfluss, welches durch diverse Gimmicks wunderbar locker präsentier wird. Joe steuert seine Wohnung über eine moderne Zentralschaltung, hortet im Schrank hunderte Geschenk-Pakete von Chanel für seine unzähligen Eroberungen und sieht sich gerne mal im privaten Kino eigene Spiele an. Der luxuriösen Umgebung seiner Geschichte entsprechend, ist “The Game Plan“ also in edlen Bildern festgehalten, protzt mit exzellenten Kulissen, verspielter Ausstattung und wird veredelt durch den flotten, abwechslungsreichen Soundtrack.

Selbst als im Schlussdrittel ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt wird um dem Film eindeutig den Disney-Stempel aufzudrücken, bleibt „The Game Plan“ beinahe frei von falschen Versprechungen an die jüngsten. Tatsächlich vollzieht The Rock eine glaubwürdige Wandlung, als er vom Tod von Peytons Mutter hört und somit seine Verantwortung für das eigene Kind gänzlich wach gerufen wird.

Oftmals wird Disney mit Kitsch gleich gesetzt, woran weniger die Zeichentrickmeisterwerke Schuld tragen – vielmehr sind es die Realfilme aus der Produktionsstätte, die nie gänzlich frei sind von Pathos und Happy Ends. Doch Fickmans neuem Film steht dieser zuckersüße Stil besser als beispielsweise die Brachialkomik eines „Kifferwahn“. Denn schließlich sind hier nicht einmal die ‚Bösen’ wirklich negativ und die herzerwärmende Botschaft wird nur selten der unbeschwerten Unterhaltung übergeordnet. Letztlich entlässt der Film das Publikum mit dem wohligen Gefühl, bestens unterhalten worden zu sein.

6,5 / 10

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