Review

Als John Carpenter, im Jahre 1978, mit seinem Film "Halloween" in die Kinos kam, wurde die Geburt eines neuen Genres gefeiert, dem "Slasher". Nun ja, ganz so richtig ist das natürlich nicht, hatte doch schon Alfred Hitchcock mit seinem Massenmörder Norman Bates, einen Serienkiller auf das Publikum losgelassen und Filme wie "Peeping Tom", "Black Christmas" und vor allem "A Bay of Blood" gelten auch als Wegbereiter des modernen Schlitzerfilms, wenn auch diese bei weitem nicht so bekannt sind. Aber die vollendete Abrundung zu dem, was einen Slasher heutzutage auszeichnet, ist und bleibt Carpenters Gruselgeschichte um die mörderische Halloween-Nacht, in der Michael Myers auf die Suche nach seiner Schwester ging und dabei das Messer wetzte. Rob Zombie, der sich selbst als einer der größten Fans des Films bezeichnet, hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diesem Heiligtum des Horrors ein Denkmal zu setzen, in dem er nicht nur die Vorgeschichte erzählt, sondern es auch als Remake verarbeitet. Doch so wirklich gelungen ist das ganze Unterfangen nicht, wenn man auch durchaus seinen Spaß an dem Streifen haben kann.

Um genau zu sein, ist "Halloween" eigentlich ein komplett zweischneidiges Schwert, auf das ich gleich noch zu sprechen komme. Doch erst einmal zur Story, die allgemein bekannt sein müsste. Der junge Michael Myers hat keine schöne Kindheit. Von seinen Mitschülern gequält und von seinen Eltern nicht beachtet, fristet er ein einsames Dasein. In einer Halloween-Nacht geht der 10jährige plötzlich auf seine Schwester, dessen Freund, sowie seinen Stiefvater los und ermordet sie eiskalt. Von da an unter Beobachtung von Dr. Samuel Loomis, verbringt er 15 Jahre in einer Nervenheilanstalt, bis er es eines Tages schafft zu fliehen und Jagd auf seine einzige lebende Verwandte, seine kleine Schwester Laruie Strode, macht... Alles in allem hält sich Zombie zumindest in den Grundzügen ziemlich nah an das Original, bringt die bekannten Figuren zur Geltung und hat sich auch sonst spürbar mit dem Stoff gefasst. Schlampigkeit kann man ihm daher definitiv nicht vorwerfen. Doch die künstlerischen Freiheiten, welche sich Zombie sich herausnimmt, sind dennoch spürbar und mehr als ärgerlich.

Doch dazu später mehr, erst einmal kommen wir zu den guten Sachen. Und diese sind vor allem da zu finden, wenn Zombie nicht das Original verarbeitet, sondern sich mit der Vorgeschichte des Ganzen befasst, sprich vor allem in den Anfangsminuten. Was sich Zombie so alles einfallen ließ, um das Böse in Michael zu erklären, ist nicht von schlechten Eltern und weiß durchaus zu überzeugen. Wenn es auch nicht sonderlich innovativ ist, wenn Michael vor allem durch seine trostlose Kindheit zum Mörder wird, so erzählt Zombie dies dennoch auf einem recht glaubwürdigem Weg, der zudem auch noch ziemlich packend und interessant gestaltet wurde. Wie man es von Zombie kennt wird es ziemlich dreckig und rüde, ohne dass dabei aber eine gewisse Kontrolle verloren geht. In Sachen Prequel kann man mit "Halloween" jedenfalls zufrieden sein.

Wenn es allerdings dann darum geht, das Original noch einmal in moderner Remake-Form auf die Leinwand zu bringen, scheitert Zombie. Das liegt vor allem daran, weil sich Rob viel zu oft von bekannten Handlungselementen entfernt und seinen eigenen Faden spinnt, welcher aber nicht wirklich funktioniert. So ist Michaels Vater hier z. Bsp. schon längst tot und der Junge wird von einem Säufer aufgezogen, während man im Original seinen Vater definitiv kurz zu Beginn zu Gesicht bekommt. Oder auch der Schluss, welcher wirklich völlig vom Original abweicht und derart in die Länge gezogen wurde, dass es bald gar keinen Spaß mehr macht, dem Treiben wirklich zuzusehen. Viel zu sehr schmerzen einem diese und jene Änderung und immer wieder hat man auch das Gefühl, dass der rüde Rob plötzlich einen aalglatten Slasher zum besten gibt, der die Tiefe des Originals schmerzlich vermissen lässt.

Aber weil Rob nun einmal so ein rüder Kerl ist, macht das Ganze dennoch immer wieder Laune, sofern man es eben schafft, das Ganze nicht immer nur als Remake anzusehen, sondern als eigenständigen Film. Die wilden Kamerafahrten sind z. Bsp. purster Zombie-Stil und auch der beträchtliche Gore-Faktor kann sich sehen lassen. Ordentlich und mit viel Mühe in Szene gesetzt, sind es vor allem diese Stellen die wirklich überzeugen und Spaß machen. Und auch in seinen Dialogen macht der Regisseur wieder einmal keinen Halt. Es darf dreckig geredet, geflucht und gepöbelt werden, was das Drehbuch herlässt. Eben alles schön so, wie man es von Rob kennt.

Des weiteren kann "Halloween" auch in Sachen Sounduntermahlung sehr gut gefallen. Das Halloween-Theme spielt nicht nur einmal und auch sonst wurden all die bekannten Score-Elemente der Vorgänger übernommen, so dass zumindest in diesem Punkt die alte Atmosphäre noch einmal aufflammen kann. Zudem sind auch "Mr. Sandmann" und "Don't Fear the Reaper" mit an Bord, so dass sich alle Halloween-Kenner kurzzeitig dann doch einmal an ihr heißgeliebtes Original erinnern können.

Was die Darsteller angeht, kann allerdings leider auch nur die Hälfte überzeugen. Vor allem Malcolm McDowell, sowie Zombies altbekannter Cast, als da wären z. Bsp. Sherry Moon Zombie oder Bill Mosley, können überzeugen. Anders dagegen Scout Taylor-Compton, Kristina Klebe oder auch Danielle Harris, die zwar auch keine Neulinge mehr auf der Leinwand sind, hier aber weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Ein Schmankerl ist da noch Danny Trejo, der als alternder Knastangestellter überzeugt, sowie der 10jährige Daeg Faerch, dem man hiernach sicher nicht noch einmal auf der Straße begegnen möchte.

Fazit: Nichts Halbes und nichts Ganzes, dass ist Rob Zombies "Halloween". Ein unterhaltsamer Film, der eigentlich voll und ganz Rob Zombie ist, wenn er nur kein Remake eines Streifens wäre, den er selbst mit bestem Wissen und Gewissen nie erreichen kann. Wer es schafft, den Film als vollkommen eigenständigen Streifen zu sehen, der kann an "Halloween" durchaus seine Freude haben, wer aber auch nur etwas mehr von diesem Remake erwartet hat, der wird leider nie über die spürbaren Defizite hinwegsehen können. Dann beim nächsten Mal doch lieber wieder ein Sequel. Das dürfte zwar qualitativ auch nicht besser sein, aber die Ansprüche wären weit geringer.

Wertung: 6,5/10 Punkte

Details
Ähnliche Filme