Es ist schon ein eine ganze Menge an Jahren her, da machte ein bis dahin noch recht unbekannter junger deutscher Mann mit einer Show auf sich aufmerksam, die dem Fernsehsender Pro 7 zwar keine schlechten Quoten bescherte, aber alles in allem erst einmal unter "ferner liefen" lief: Die Bullyparade. Das sollte sich aber schlagartig ändern, als der Hauptverantwortliche für diese Show anfing auch im Kino Unruhe zu stiften. Erst einmal noch ganz solide mit "Erkan & Stefan" und dann wie mit einem Schlag ins Gesicht, "Der Schuh des Manitu", welcher Deutschlandweit zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt. Die Rede ist natürlich von Michael "Bully" Herbig, der nicht nur mit diesen Formaten bewies, wie erfolgreich man doch mit grenzdebilem Humor sein kann, wenn man ihn nur auf eine passend komische Art und Weise präsentiert. Das damit natürlich nicht jeder etwas anfangen kann ist klar, doch die Fangemeinde ist riesig und läßt alle Kritiken schnell vergessen. Deutschland lachte über Bully. Doch als Bully vor gut 3 Jahren ankündigte, dass sein nächster Film ein Animationstreifen werden wird, verstummte die Begeisterung zunehmendst. Denn die Vorstellung, den Bullyklamauk mit modernsten Animationen zu verbinden, ließ nicht wirklich hoffen und die Trailer zum Film machten auch kaum Lust auf mehr. Und diese Vorzeichen sollten sich mit dem fertigen Resultat auch bestätigt fühlen.
Dabei liegt der Fehler des Films nicht unbedingt auf der Oberfläche. Denn auf den ersten Blick bietet der Streifen eigentlich wieder einmal genau das, was man von einem Bully-Film erwartet. Klamauk bis zum abwinken. Die Story selbst ist dabei natürlich nicht sonderlich dicht, passt aber alles in allem ganz gut ins Konzept. Diesesmal hat sich Bully für seine Sissi entschieden, welche er hier kurzerhand in Lissi umgetauft hat. Diese lebt, zusammen mit ihrem durchgeknallten Ehegatten Franz, in glücklicher Harmonie, bis sie eines Tages von einem Yeti entführt wird. Dieser möchte die schöne Kaiserin dem Teufel vermachen, der ihm im Gegenzug bei einem Höhlensturz das Leben gelassen hat. Doch Lissi ist eine schwierige Geisel, zumal Franz sich natürlich auf Rettungsmission begibt und auch zwei schießwütige Jäger dem Urviech ans Leder wollen. Eine turbulente Geschichte nimmt seinen lauf..., welche auch all die liebgewonnen Figuren präsentiert, die man schon aus dem Bullysketch kennt. Sissi (aka Lissi), Franz, der Feldmarschall, allesamt genauso verrückt und trottelig naiv, wie man sie ein jeher kennt. Und somit sind die Gags natürlich auch genauso abgefahren, blödsinnig und niveaulos, wenn auch größtenteils oberhalb der Gürtellinie.
Ja, es darf durchaus gelacht werden, wenn Lissi und Franz sich ein Wortspiel nach dem Anderen zuwerfen, wenn der Feldmarschall von der sexsüchtigen Kaisermutter verführt wird oder diese und jene Szene an absurdum geführt wird. Alles immer schön so wie man es von Bully kennt und somit den Fan durchaus zum lachen bringt. Als Highlight sei da vor allem die Szene empfohlen, in welcher der Feldmarschall versucht Franz zum lachen zu bringen und dabei allerhand Zitate aus der Bullyparade präsentiert, die allesamt prächtig funktionieren. Zudem geht es natürlich auch nicht immer unbedingt Familienfreundlich zu, wenn auch die Kleineren nicht wirklich Schaden daran nehmen werden, wenn ihre erwachsenen Begleiter über Witze lachen, die sie so gar nicht kapieren. Schade nur, dass es unterm Strich trotzdem nur knapp jeder dritte Joke ist, der es schafft zu zünden.
Denn trotz aller Kichereien hier und da kommt man nicht daran vorbei zu bemerken, wie sehr Bully doch mit seinem Humor stehen geblieben ist. Es ist zwar schön zu sehen, wenn er dieses und jene lieb gewonnene Humor-Detail von früher in seinen Film einbaut, doch wirklich etwas Neues hat er hier nicht mehr zu bieten. Zudem gibt es viel zu viele Gags die im Laufe des Streifens immer und immer wieder durchgekaut werden und somit die vorhandene Witzarmut zu überdecken versuchen. So ist z. Bsp. der Schriftzug "Hier könnte ihre Werbung stehen" nicht nur einmal zu sehen, vermag beim ersten Mal noch zum Lachen zu animieren (auf dem Arm von Franz), nervt beim dritten Mal aber schon ungemein. Oder der ewig gleiche Gag mit irgendwelchen Krankheiten, die hier in der Geschichte als irgendwelche Figuren im Hintergrund auftreten. ("Was macht der Herpes?" "Der spielt hinten im Garten mit den anderen Kindern".) Ja ja, alles typisch Bully könnte man da sagen. Aber es ist eben nicht sehr vielfältig, was er hier zur Schau stellt.
Den größten Störfaktor stellt aber die Tatsache dar, dass wir es hier mit einem Animationsfilm zu tun haben. Und das soll gar nicht bedeuten, dass Bullys Animation nicht auf hohem Niveau wären. Ganz im Gegenteil. Bully hat auch das Handwerk der Computeranimationen hervorragend studiert und bietet eine Animationsvielfalt, welche sich hinter den amerikanischen Vorbildern nicht verstecken braucht. Lebendig sind seine Figuren und auch die Hintergründe sind schick anschauen. Doch die Kombination von Bullyhumor auf der einen und Animationen auf der anderen Seite passt irgendwie einfach nicht. Bei einem Animationsfilm erwartet man doch etwas anderes, als ständigen Blödelklamauk ohne Nährwert und man vermisst auch Michael Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian in ihren Paraderollen, welche von den Computerfiguren nur unzureichend ausgefüllt werden können. Zwar sind ihre Stimmen noch mit an Bord und geben so wenigstens ein klein wenig Bullyparaden-Authentizität mit auf den Weg, aber außer Sissi sieht keine der Figuren ihren Originalen irgendwie ähnlich, was einfach nur Schade ist und dem Charme des Streifens empfindlich schadet. Somit ist es dann auch mit dem Abfeiern nicht zum Besten gestellt, da man einfach ständig das Gefühl hat, dass es ist nicht Bully ist, was da auf der Leinwand herumalbert, sondern nur ein wenig gelungenes, eigens kreiertes, Abziehbild seiner selbst.
Neben den Stimmen des Bullyparaden-Trios können allerdings auch alle anderen Sprecher überzeugen. So ist das hessische Duo Badesalz als Teufel und dessen wiederredendes Echo mal wieder Gold wert und erntet noch die meisten Lacher. Auch Lotte Ledl als Kaisermutter kann überzeugen, genauso wie Waldemar Kobus als Yeti "Turteltag". Zudem kann sich auch der Rest des Sounddesigns hören lassen. Die Musikauswahl passt durchgehend wie die Faust aufs Auge und ab und an hat auch die Surroundanlage im Kino ordentlich zu tun und der Bass drückt einen doch in den Sessel. Na immerhin!
Fazit: Bullys erster Versuch auch auf der Animationsschiene zu punkten, erweist sich als Enttäuschung. Nicht nur das der Streifen an den Kinokassen weit hinter den Erfolgen der Vorgängerfilme zurück bleiben wird, auch inhaltlich schafft er es nicht, den bekannten und beliebten Humor sauber mit den Künsten der Animation zu vereinen. Viel zu unterschiedlich sind die beiden Genres, was man auch beim Anblick von Lissi deutlich spürt. Zudem fällt Herbig leider auch nicht mehr viel Neues in Sachen Humor ein und lutscht einige Gags hier zu sehr ab, als dass sie wirklich auch beim X-ten Mal noch zu unterhalten mögen, wenn auch so einige Brüller durchaus vorhanden sind und die Inszenierung sich einmal mehr nicht hinter Hollywood zu verstecken braucht. Wer Bully schon immer hasste, der wird sich nach Lissi einmal mehr in seiner Meinung bestätigt fühlen, alle anderen werden aber auch erkennen müssen, dass die Blütezeit des Münchener Multitalents wohl endgültig vorbei ist. Schade!
Wertung: 5/10 Punkte