Nach sechs Jahren des Wartens geht auch die Actionkomödie " Rush Hour " in die dritte Runde. 1998 lieferte Regisseur Brett Ratner mit dem Original einen absoluten Kinohit ab und was gut anfängt, wird nun mal fortgesetzt, auch wenn es auf Gedeih und Verderb ist. Drei Jahre später schob man den zweiten Teil hinter her, ein bisschen schwächer als das Original, aber immer noch sehr amüsante Actionunterhaltung. " Rush Hour 3 " dagegen ist eher enttäuschend. Dabei schrieb Jeff Nathanson wieder das Drehbuch und Ratner bekam für die Umsetzung ein gigantisches Budget von 120 Millionen Dollar parat gestellt. Doch die Frage wo die Kohle gelieben ist, wird dem Zuschauer nicht mal ansatzweise beantwortet. Auf jeden Fall hat man nun auch diese Reihe zur Routine verkommen lassen, weil man aus Geldgier immer alles fortsetzen muss, man hätte es bei zwei Teilen belassen sollen.
Detective James Carter (Chris Tucker) wurde zum Streifendienst verdonnert, während Inspector Lee (Jackie Chan) den chinesischen Botschafter Han (Tzi Ma) bei einem wichtigen Kongress beschützen soll. Aber es wird ein Attentat auf den Botschafter verübt und zu Lee´s Schrecken entpuppt sich der Attentäter als sein eigener Bruder Kenji (Hiroyuki Sanada). Auf Wunsch von Han´s Tochter Soo Yung (Jingchu Zhang) sollen Carter und Lee den Attentäter zur Strecke bringen. Die Spur führt das Duo nach Paris und es gilt eine wichtige Liste der Triaden zu finden. Aber die Stadt der Liebe entpuppt sich als rauhes Pflaster. Die Polizei dort hat ihre eigenen Methoden um ausländische Polizisten zu empfangen und auch die Triaden nutzen jede erdenkliche Möglichkeit um Carter und Lee an der Aufklärung zu hindern.
Wie schon in den beiden Vorgängern ist auch hier nur ein Minimum an Story gegeben. Man setzt hier ganz auf das Duo Chris Tucker / Jackie Chan. Die Chemie der Beiden stimmt auch hier noch perfekt. Tucker reißt hier einen Onliner nach dem Nächsten, neigt aber manchmal auch zum overacting und zappelt hier noch mehr herum, während Jackie Chan die übliche Lee Rolle herunterkurbelt. Es gibt hier auch keine herausragenden Darsteller, es spielt sich alles auf gutem Niveau ab. Max von Sydow ist etwas unterfordert, während Hiroyuki Sanada als Mörder Kenji recht charismatisch daherkommt. Ein netter Sidekick ist Yvan Attal als Amerikaner hassender Taxifahrer. Tzi Ma darf wieder in die Rolle des Botschafters Han schlüpfen.
Um zum Plot zu kommen, es geht hier ausschließlich um eine Liste der Triaden, namens Shi Shen. Botschafter Han will sich mit den Amerikanern verbünden um das Triadennest auszuheben. Aber da die Konferenz in einem Raum stattfindet, wo die Fenster erstens so riesig sind, dass man ihn gar nicht verfehlen kann und zweitens nicht mal kugelsicheres Glas vorhanden ist, liegt er kurz darauf auf der Intensivstation. Als Bodyguard hat Han nur Inspector Lee dabei, welcher sich auch gleich an die Verfolgung macht. Sschon der Actionopener ist sehr schwach geraten. Eine kleine Hetzjagd wo ein paar Schüsse fallen und Carter der Lee zur Hilfe eilt und ihn dabei fast überfährt.
Der Zuschauer muss sich auch eine Weile gedulden, bis das Duo endlich nach Paris reisen darf. Dort wird man erstmal freundlich von Detective Revi (Roman Polanski: witzig) ausgiebig begrüßt, inklusive Einlauf. Über den Humor kann man eigentlich nicht meckern. Man sitzt die ganze Zeit über mit einem Grinsen vor der Mattscheibe und ab und an ist mal ein echter Brüller dazwischen, nur selten wirkt ein Gag gar schon dämlich oder übertrieben. So ermittelt man sich durch die Stadt der Liebe, zwischendurch gibt es mal einen Streit zwischen Lee und Carter, aber wie immer stoßen die Beiden durch Zufall doch auf die richtige Spur und dürfen sogar ein Bad in der Kanalisation nehmen.
Richtig enttäuscht hat mich hier die Action. Der Film hat zwar keine Längen, aber aus zwei bis drei kleinen Keilereien und einer Verfolgungsjagd gibt es da nicht viel, zudem geht hier fast nichts zu Bruch, was dieses gigantische Budget rechtfertigen würde. Ganz im Gegenteil, man greift auch noch auf CGI zurück. Gefallen hat mir nur das Finale auf dem Eifelturm, in schwindelerregenden Höhen wird auf den Balken balanciert und gekämpft. Leider merkt man gerade hier zu oft, dass es nur eine Kulisse ist und man achte auf die Landung im Brunnen mit der Fahne, hier gibt es einen grottenschlechten CGI Effekt zu bestaunen, der in so einem Film, mit so einem Budget nichts verloren hat. Die mittige Verfolgungsjagd ist auch recht nett geworden, wobei die kleinen Shootouts kaum der Rede wert sind. Zugegeben, die bleihaltige Einlage im Krankenhaus, ist auch nicht von schlechten Eltern. Fights gibt es aber eindeutig zu wenig und Lee´s akrobatische Einlagen halten sich stark in Grenzen. Aber Jackie Chan erledigt hier mit seinen 53 Lenzen immer noch alle Stunts selbst, ohne Double.
Leider versucht man auch noch aus der Story mehr zu machen, als sie wert ist und geht letztenendlich eh nur in Klischees baden. Die Vorgänger hatten auch kaum Story, doch daraus machte man keinen Hehl. Hier versucht man noch mit Wendungen zu überzeugen und mit einem aufgesetzten Bruderkonflikt. Ansonsten gibt es einen sehr leicht zu entlarvenden Verräter. Soo Yung darf mal wieder entführt werden und beim Score klaut man auch kräftig bei den Vorgängern. Und es bleibt die Frage aller Fragen offen. Wo zum Teufel sind die 120 Millionen Dollar hinverschwunden ???
Routinierte Actionkomödie mit viel Witz und Charme, aber minimaler Story, kaum Spannung und schwacher Action. Hätte man sich sparen können.