Review

Jane Austens Romane gelten bis heute als Sittengemälde der britischen Gesellschaft Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Autorin, welche im Alter von nur 41 Jahren zeitig verstarb, war selbst nie verheiratet und beeindruckte mit den ironischen Unterton, mit dem sie ihre Geschichten um Liebe, (Vernunft-)Heirat und Wahrung der Etikette im England der Ständegesellschaft erzählte. Trotzdem oder gerade deswegen scheint sie Filmemacher immer noch dazu zu bewegen, sich ihrer eher überschaubaren Werke anzunehmen. Vor wenigen Jahren erst wurde Stolz und Vorurteil, ihr wohl bekanntestes Werk, mit Keira Knightley verfilmt und jüngst lief mit Geliebte Jane auch eine mehr oder minder verbürgte Rekonstruktion ihres Lebens im Kino.

Nun also sozusagen der „Meta-Film" über die Werke Jane Austens - so zumindest die Grundidee von Der Jane Austen Club, indem sich eine Gruppe von der Liebe und/oder dem (Liebes-)Leben enttäuschten Menschen zusammen findet, um die Werke Austens in einem Buchclub zu besprechen. Ein typischer „Frauenfilm" über deren Nöte und Gefühlsleben, könnte man meinen. Doch offenbart sich ebenjene Geisteshaltung als falsch und anachronistisch, da zur Liebe im ausgehenden 18./beginnenden 19. Jahrhundert sowie heute immer zwei Partner gehören - im weitläufigsten Fall Frau und Mann, auch wenn ein Großteil der Protagonisten dieser versteckt-romantischen Komödie weiblich ist.

Es geht um schon angesprochenen Buch-Club, in welchen ausschließlich die Werke Jane Austens behandelt werden. Die emanzipierte Lebefrau Bernadette (Kathy Baker, The Glass House) gründet diesen Club, um ihre Freundin Sylvia (Amy Brenneman, Gefühle, die man sieht), welche von ihrem Mann wegen einer langwierigen Affäre verlassen wurde, auf andere Gedanken zu bringen. Sechs Werke, sechs Mitglieder: Neben Bernadette und Sylvia sind noch Sylvias lesbische Tochter Allegra (Maggie Grace, bekannt aus der TV-Serie Lost), die zugeknöpfte und von ihrem Mann vernachlässigte Französischlehrerin Prudie (Emily Blunt, Der eisige Tod) und die überzeugte Singlefrau Jocelyn (Maria Bello, A History of Violence) dabei. Das sechste Mitglied ist der einzige Mann in der Runde: der spleenige Science-Fiction-Freak Grigg (Hugh Dency, Basic Instinct 2), eine Zufallsbekanntschaft von Jocelyn. Seine Anwesenheit und das problematische Liebesleben aller Beteiligten soll zunehmend zu solchen Verwirrungen, Anbändelungen und Ränkeleien kommen, wie sie sich Jane Austen in ihren besten Romanen nicht hätte vorstellen können...

Die Romane von Jane Austen werden dabei im Film ausführlich behandelt, schließlich bilden die Club-Treffs den Kern der Geschichte, um welche herum eine mit klassischen Konventionen behaftete RomCom-Geschichte gesponnen wird. Das führt dazu, dass der Zuschauer, welcher nicht mit ihren Werken vertraut ist, Schwierigkeiten hat, den Anspielungen der Protagonistinnen zu folgen. Der Jane Austen Club setzt diese Kenntnisse praktisch voraus, was dazu führt, dass das Klientel dieses Films sehr restriktiv geraten ist, obwohl nicht mit Anspielungen und pointierter Ironie gegeizt wird, die sich auch dem unwissenden Zuschauer mit der Zeit erschließen. Die Handlung entpuppt sich dabei als wenig linear, die Figuren und ihre "Schicksale" (mag man es so nennen) werden weitgehend gleichbehandelt.

Die zentralen Themen und Fragestellungen von Jane Austens Romanen finden dabei vorhersehbarer Weise in den Film Eingang und beweisen, dass ebenjene Dinge auch noch heute Relevanz und Aktualität besitzen: Soll man seinen abweisenden Ehemann für ein Abenteuer mit einem Jüngeren verlassen? Sollte man einem liebenswerten Kerl eine Chance geben, auch wenn es den Verlust von Autonomie bedeuten würde? Sollte man seinen untreuen Ehemann noch eine zweite Chance geben? Spätestens wenn Protagonistin Prudie an einem entscheidenden Punkt in ihrem Leben zum Song „Save Me" von Aimee Mann an einer Ampel steht, die anstatt Grün „What would Jane do?" zeigt, dürfte dieser Parallelismus klar sein und Der Jane Austen Club offenbart all seine Warmherzigkeit, welche sich von den liebenswert gezeichneten Figuren mit all ihren Eigenheiten und Schrulligkeiten auf den Zuschauer überträgt.

Ja, am Ende steht nichts wirklich Neues, geschweige denn ein Quantensprung für die Romantic Comedy; einzig eine relativ gelungene, wenn auch in dem Fortgang der Handlung wenig originelle Variation selbigen Genres ist zu konstatieren. Da der manchmal doch arg voraussetzungsreiche Film jedoch mit leisem Humor und starken Frauenfiguren überzeugt, ist er dem Besseren zuzuordnen, was das Genre in letzter Zeit hervorgebracht hat (7/10).

Details
Ähnliche Filme