Review

Endlich konnte sich Steven Seagal vom unfähigen Regisseur Michael Keusch losreißen. "Shadow Man" war immerhin gerade noch Durchschnitt, doch "Attack Force" sowie "Unsichtbarer Feind" waren so grottig, dass selbst die härtesten Seagalfans am Aikidomoppel zu zweifeln begannen. Doch nun kann der Fan mit "Urban Justice" endlich aufatmen. Seit "Exit Wounds" ist dieses brutale B-Movie Seagals bester Film, selbst "Belly of the Beast" kann Regisseur Don E. FauntLeRoy damit in die Tasche stecken. Die erste Zusammenarbeit zwischen Seagal und FauntLeRoy "Today you Die" ging in die Hose, doch mit " Mercenary for Justice" gelang den Beiden ein überdurchschnittliches B-Actionmovie. "Urban Justice" kann nochmal ordentlich nachlegen, Produzent Joe Halpin ist auch wieder an Bord. Ich will meine Vorfreude mal im Zaum halten, doch ich freu mich nach dieser angenehmen Überraschung insgeheim auf "Deathly Weapon", der Trailer macht wirklich Appetit. Mit solch gehobenen B-Beiträgen kann Seagal gut mit der Konkurrenz (Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren) mithalten.

Simon Ballister (Steven Seagal), ehemaliges Mitglied einer geheimen Spezialtruppe, hat einen großen Verlust zu beklagen, denn sein Sohn wurde auf offener Strasse kaltblütig erschossen. Simon will den Mörder auf eigene Faust finden und eckt erstmal bei Polizeichef Frank Shaw (Kirk Woller) an. Im Viertel gibt es zwei Banden, einmal die Mexikaner unter El Chivo (Danny Trejo) und einmal den Schwarzen Armand Tucker (Eddie Griffin) und seine Schergen. Beiden fühlt Simon auf den Zahn und kann sich bald auf Tucker festelgen. Der macht mit Shaw gemeinsame Sache. Simon´s Sohn war ihnen auf die Schliche gekommen und musste sterben, nun dreht Simon den Spieß herum und heizt der Bande gnadenlos ein.

Circa zehn Millionen Dollar hatte FauntLeRoy für Umsetzung und investierte mit glücklichem Händchen. Was dem B-Kenner sofort ins Auge sticht ist die Kulisse. Kein monotoner Ostblock, denn "Urban Justice" wurde in Mexiko gedreht. Man muss zwar auf Schauwerte verzichten, doch die Kulisse präsentiert sich wesentlich sonniger und die nächtlichen Panoramabilder sind sogar wirklich gelungen. Es herrscht nicht den ganzen Film trübes Wetter, wie in den Vorgängern. Blauer Himmel, eine fröhlichere Gegend, trotz des etwas heruntergekommenen Viertels, doch dies ist sichtlich so beabsichtigt. Gelungen ist auch der Score, denn ausser im Abspann verzichtet man ganz auf Hip Hop. Etwas störend kommt für mich nur diese gängige Slangsprache daher. In fast jedem Satz taucht das Wörtchen "Motherfucker" auf und auch sonst ist man mit Beschimpfungen nicht zimperlich. Selbst Seagal hat wieder gefallen an der brachialen Art gefunden. Bevor er seinen Gegnern ordentlich die Kauleisten poliert, lässt er meistens noch einen Onliner vom Stapel oder wirft ebenfalls mit Beschimpfungen wie "Wichser" oder "Fettarsch" um sich. Das ist genau der Seagal wie wir ihn aus den früheren Zeiten kannten. Leicht reizbar, gnadenlos, aber doch charismatisch.

Zudem hat der Gute wieder einiges abgespeckt. Nur die Pausbäckchen wird er wohl nicht mehr so schnell los. Nur in wenigen Szenen läuft er mit einem langen Mantel umher, meist darf er wieder normale Klamotten anziehen. Mit seinen gewohnten zwei Gesichtsausdrücken zieht er sich gut aus der Affäre. Hier mal nicht lustlos wirkend, führte er auch die Kampfszenen wieder selbst aus. Und hier darf er mal wieder richtig ran. Während die erste Hälfte dank der Ermittlungen ein wenig zäh vom Stapel läuft, so hat die zweite Halbzeit richtig Tempo. Seagal hat einige Prügeleien zu bestehen, auch gegen fünf Gegner gleichzeitig. Das erinnert an alte Zeiten. Genicke und Arme werden gebrochen, auch die Choreographien überzeugen auf ganzer Linie. Hier legte Seagal sogar selbst Hand an. Selbst bei genauerem Hinsehen ist kein Double zu erkennen. Man sieht oft sein Gesicht und die Keilereien sind nicht hektisch geschnitten, wie in den Vorgängerfilmen. Mittig präsentiert der Film eine nette Verfolgungsjagd und auch die Shootouts haben es in sich. FauntLeRoy lässt das Blut in ganze Säulen aus den getroffenen Körpern suppen. Seagal steht hier nicht nur steif in der Gegend herum, er ist ständig in Bewegung und hantiert auch mit Handgranaten und großkalibrigen Waffen herum, wird sogar angeschossen. Selbst das Finale stellt keine Enttäuschung da, nur leider ist die Rachestory sehr leicht durchschaubar. Eddie Griffin als Armand Tucker ist zwar ein fieser Gegner, doch zu klischeebehaftet, da gefällt Kirk Woller als krummer Cop schon besser. Danny Trejo hat eine Nebenrolle als mexikanischer Bandenchef El Chivo.

Glaubhaft darf Steven Seagal hier die Einzelkämpfernummer abziehen. Es wird ordentlich gefightet, geballert, in der ersten Hälfte ist die Action jedoch zu sparsam gesäht. Die Story bleibt stets vorhersehbar, auch wenn man den wahren Mörder erst gegen Ende präsentiert bekommt. Das Spannung balanciert auf solidem Niveau, die Darsteller agieren überdurchschnittlich. Die Optik hebt sich gleich von der üblichen Ostblockkulisse ab und der Score hat mehr als fünf verschiedenen Melodien zu bieten. "Urban Justice" hat mir richtig Spass gemacht und es freut mich für Gevatter Seagal, dass es nach "Unsichtbarer Feind" so drastisch nach oben geht. So darf es weiter gehen.

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