Nach dem kleinen Tiefpunkt in der letzten 90 minütigen Folgen war "Kottan ermittelt" richtig als Fernsehserie angekommen. Das Format wurde auf 60 Minuten gekürzt und die Dreharbeiten bzw.Veröffentlichung im Fernsehen erfolgten ab sofort "RuckZuck!".
"So long, Kottan" setzt dabei voll auf die Krimi-Persiflage mit Wiener Temperament. Gelungenstes zusätzliches Details ist die Hinzunahme von Kottans Mutter (Gusti Wolf), die sich scheinbar dauerhaft zu Besuch in seiner Wohnung eingenistet hat, was seine Frau (Bibiane Zeller) manchmal zur leichten Verzweiflung bringt. Mutter Kottan versteht sich als Amateur-Detektivin, die ständig aus Kriminalfällen zitiert, und tatsächlich das bessere detektivische Gespür als ihr zu Action neigender Sohn beweisen kann.
Die Story weist mehr Ereignisse und Wendungen auf als jede deutlich längere Folge zuvor. Dabei wird auf eine klassische Situation angespielt, in dem Morde an scheinbar unzusammenhängenden Personen ausgeführt werden. Dazu leistet sich der Täter, die Polizei immer genau auf den Tatort und Tatzeitpunkt zuvor hinzuweisen, ohne das Kottan und seine Kollegen in ihrer Unfähigkeit etwas daran verhindern können. Doch langsam ergibt sich eine Spur bis plötzlich sogar Kottans Tod vorhergesagt wird...
Ganz offensichtlich stehen hier eine Vielzahl von Kriminalstories Pate und die Macher nutzen mit viel Freude am Detail, dem Betrachter eine gänzlich konstruierte Geschichte aufzutischen. Kottan selbst scheint die Beförderung seines Kollegen Schremser an ihm vorbei, gut verkraftet zu haben, was immer wieder zu witzigen Dialogen führt, in denen die Kompetenz in der jeweiligen Situation neu festgelegt werden muss. So wie der "Running Gag" immer mehr forciert wird, dass irgendein Polizist Kottans Funktion anzweifelt, so dass dieser immer wieder aus den unmöglichsten Situationen heraus seine Polizeimarke hervorzaubern muss.
Die sozialkritische Komponente gehörte mit der achten Folge endgültig der Vergangenheit an, wenn man davon absieht, dass die Wiener Mentalität auch hier nicht ganz unschuldig an der Intention des Mörders ist. Allerdings hat das nichts mehr mit der Schlüssigkeit zu tun, mit der in den frühen Fällen die Abläufe nachvollziehbar konstruiert waren.
Die Beurteilung von "So long, Kottan" hängt unmittelbar mit dem Anspruch zusammen, den der Einzelne an diese Fernsehserie stellt. Verglichen mit den ersten Folgen, wirkt der 60minütige Film oberflächlich in seiner nur auf den Unterhaltungswert zielenden Umsetzung. Allerdings war diese Art der Unterhaltung im damaligen Fernsehprogramm völlig neu und provozierte in ihrer lustvollen Respektlosigkeit vor der Obrigkeit und mit ihren teilweise völlig absurden Szenen, die in keinen Kontext passen wollten. Unter diesem Gesichtspunkt ist "So long, Kottan" sehr gelungen in seiner dichten und amüsanten Gestaltung (8/10).