Review

Besonders Kurzfilme leben aufgrund ihres nur seltenen Zugangs zu einer breiten Öffentlichkeit, zeitlichen Restriktionen und meist knapp kalkulierten Budgets von originellen und/oder witzigen Ideen, die dafür sorgen, dass ihre Regisseure - nicht selten erfolgshungrige Abgänger von Filmhochschulen - Preise auf Festivals gewinnen und in Zukunft höher budgetierte und prestigeträchtigere Projekte angeboten werden. Vlado Priborsky, der das vorliegende Werk inszenierte, bleiben nach Ansicht von Sophie - insofern man denn dieser Logik des Erfolgs folgt - wohl noch lange größere Engagements versagt.

Er zeichnet sich für Drehbuch und Regie ebenso verantwortlich wie für den Schnitt und man vermag nur vage zu erahnen, was beim Brainstorming für die Film-Idee zu Sophie (eine Frau hat sich von ihrem Mann scheiden lassen, stapft durch den Wald Telefonkontakt mit ihrem Anwalt haltend, stürzt eine Böschung hinab und verfängt sich mit ihrem Fuß blutigst in einer Bärenfalle) in seinem Kopf vor sich ging.

-----> Ab hier einige Kritikpunkte, die jedoch einige Spoiler beinhalten <-----</strong>

Wahrscheinlich hatte er in jüngster Vergangenheit Saw gesehen und dachte sich, dass die Idee mit dem angeketteten Fuß und dessen Abtrennung durch eine Knochensäge eine coole Idee wäre. Die logische filmische Entsprechung im Wald ist die Bärenfalle und ein Stein, die im Wald rumliegen. The Ring wurde an diesem Filmeabend wahrscheinlich noch nachgeschoben, was einen sinnfreien Traum in durchgestylter Optik mit Low-Key-Beleuchtung erklärt, welcher an den Inhalt des kafkaesken Videos in selbigen Mysteryschocker erinnert. Da hat er dieses für den weiteren Verlauf des Films narrativ völlig sinnlose und überflüssige Motiv in seinen vollkommen missratenes Werk gepackt und mit melodramatischer Schnulzenmusik von der Band Missing Link zu einem unausgegorenen Konglomerat aus Liebesdrama und Horrorfilm verwurstet.

Eine Rückblende, dass die Zeit mit dem Ehemann doch nicht so schlimm war - inklusive High-Key-Beleuchtung und schwülstigem Gelaber um Schutzengel-Blödsinn (ein Motiv, welches am verkitscht-süßlichen Ende wieder aufgegriffen wird) durfte natürlich auch nicht fehlen. Wenn denn wenigstens die Darsteller nicht so mies chargieren und das Drehbuch nicht so viele Logiklöcher aufweisen würden... Dann hätte mich Sophie auch abseits der als gelungen zu bezeichnenden, makellosen Optik - das einzig Überzeugende an dem Film - vom ständigen An-den-Kopf-Fassen und Ungläubig-mit-der-Stirn-Runzeln abhalten können.

------> Spoileralarm beendet
Angesichts des zunehmenden Professionalisierungsgrads in Sachen Bild (Kameraführung und Lichtsetzung) und Ton(-Effekte), der bei der Chronologie der Werke von Vlado Priborsky beginnend beim passablen, aber mediokren Debüt Valentin´s Tag über den guten Plan B bis hin zum missratenen Sophie auffällt, stoßen die lieblose Inszenierung von Sophie (die sich in blutigen Effekten erschöpft) und die formale Überambitionierung, die sich als reiner Selbstzweck zur Zurschaustellung der eigenen Möglichkeiten entpuppt, bitter auf. Ja, Sophie ist die Fortsetzung von Plan B und deswegen erschließen sich einige Dinge erst, wenn man diesen Film zuvor gesehen hat. Doch lässt sich klar das konzeptuelle Ideengefälle zwischen beiden Filmen erkennen.

Also fassen wir zusammen: Musik schnulzig verpopt, Darsteller schlecht, Handlung blödsinnig, Intention (insofern vorhanden) unklar, Splatterfaktor unnötig hoch, Optik ok. Das Filmplakat zu Sophie sagt eigentlich schon alles über die dramaturgischen Defizite in diesem Kurzfilm aus, wenn man mit derart reißerischen Motiven werben muss: Der hohe Blutfaktor vermag leider nicht dessen offensichtliche Schwächen zu überdecken (2/10).

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