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Michael Caine und Jude Law scheint auf den ersten Blick nicht viel zu verbinden und doch haben sie einiges gemein. So sind sie z. Bsp. beide Darsteller aus Großbritannien, die in Hollywood Fuß fassen konnten. Und sie haben beide schon einmal die gleiche Rolle gespielt, nämlich die des Frauenlieblings Alfie, Caine im Original und Law im gleichnamigen Remake. Nun ist die große Stunde gekommen, in dem die beiden Mimen aufeinander treffen sollen. Und als wäre das nicht schon genug, spielt Law gleich noch einmal eine Rolle, die Caine in einem früheren Streifen schon einmal eingenommen hatte. "1 Mord für 2", das Remake von "Mord mit kleinen Fehlern", zeigt Law in der Rolle des Milo Tindle (damals Caine) und Michael schlüpft in die Rolle seines damaligen Konkurrenten. Herausgekommen ist dabei ein recht spannungsgeladenes Kammerspiel, das aber wohl nur funktioniert, wenn man das Original nicht kennt.

"1 Mord für 2" erzählt die Geschichte zweier Männer, die beide die selbe Frau lieben bzw. geliebt haben. Der Eine ist mit ihr verheiratet, der Andere ist ihr Liebhaber. Nun macht sich der Liebhaber, Milo Tindle, auf, um den Ehemann, Schriftsteller Andrew Wyke, dazu zu überreden, seine Frau, von der er getrennt, in einem riesigen und luxuriösen Appartement, lebt, endgültig zu verlassen. Dieser willigt auch ein, mit der Bedingung, dass sein Gegenüber ihm dafür einen Gefallen tut und ihn um seine Juwelen beraubt, damit er dadurch einen Versicherungsbetrug durchführen kann. Doch in Wirklichkeit ist alles nur ein linkes Ding, mit dem er Tindle demütigen will. Dieser aber dreht nur allzu bald den Spieß um... Wer jetzt meint, dass sich das alles mehr verwirrend und unrealistisch anhört, als wirklich nachvollziehbar, der hat sicherlich recht. Die Story selbst ist, obwohl sie auf einem preisgekrönten Bühnenstück basiert, alles in allem nicht wirklich viel der Rede wert und besitzt einiges an Ungereimtheiten, merkwürdigen Ideen und gewollt wirkenden Handlungen, die aber nicht wirklich nachvollziehbar sind. Die Logik hat hier nur eine äußerst dünne Schicht, mehr liegt es der Geschichte daran, den Zuschauer immer wieder zu verwirren und seine beiden Figuren bis aufs Mark zu durchleuchten, ohne dabei aber die Geheimnisskrämerei, um die wahre Identität der beiden, zu vergessen. Man muss sich also schon darauf einlassen, dass man es hier nicht wirklich mit einer tiefgehenden Story zu tun hat und das die Realität hier kaum Platz hat. Wenn man dies allerdings schafft, dann kann man durchaus seinen Spaß haben.

Denn ansonsten funktioniert Kenneth Branaghs Kammerspiel ziemlich gut. Das liegt zum einen an dem stetig vorhandenen Spannungsbogen, der zwar nie überspannt wird aber doch immer gut auf Anschlag steht. Wirklich vorhersehbar ist das Treiben nur selten und wenn dann auch meist erst kurz bevor das Vorhergesehene auch wirklich eintrifft. Wenn z. Bsp. der zweite Part beginnt und Jude Law plötzlich als Kleinstadt-Bulle vor Caines Tür steht, ist man sich auf weitem Wege noch nicht sicher, ob hier Law nun in eine andere Rolle geschlüpft ist oder ob dessen Figur seinen Gegner gerade trefflich verarscht. Erst als Caines Figur einen entsprechenden Hinweis gibt, wird es einem auf einmal klar was Sache ist, sofern man sich nicht schon vor der Sichtung des Films zu stark mit der Handlung beschäftigt hat bzw. das Original und/oder das Bühnenstück nicht kennt. Und auch wie die Handlung danach weitergeht, ist nicht unbedingt ersichtlich. Vor allem der Schluss kommt, im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein Pistolenschuss daher und gibt den Sieger des Duells Preis, dessen man sich ebenfalls nicht unbedingt durchgehend sicher war.

Zudem kommt auch die exzellente Inszenierung seitens Branagh und seinem Team dazu, das die ganze Handlung in ein genauso eisiges wie modernes Licht gerückt hat. Branagh, der sowieso als Experte auf dem Gebiet des Verabeitens von Bühnenstücken zu Filmen bekannt ist, ist hier wieder einmal in seinem Element, auch wenn es dieses mal nicht Shakespeare-Stücke wie "Hamlet" oder "Verlorene Liebesmüh" sind, die er hier Filmreif macht. Die Kulisse, in welcher sich die Handlung abspielt, ist einfach atemberaubend, so schlicht sie im Endeffekt manchmal wirken mag, nur um im nächsten Moment in einen absolut moderenen Hightech-Hintergrund verwandelt zu werden. Dazu eine akustisches Glanzstück in Sachen Filmmusik, welche von Komponist Patrick Doyle perfekt eingespielt wird und der Handlung in jedem Moment wunderbar zur Seite steht. Abgerundet von einigen tollen Kameraaufnahmen, sowie dem perfekt gelegten Schnitt, hat Brannagh auf dem Regiestuhl jedenfalls wieder einmal alles richtig gemacht.

Und auch Hauptdarsteller Michael Caine verhilft dem Film zu manch wunderbarerer Sequenz. Wie er den eiskalten Multimillionär von sich gibt, welcher immer wieder unbeholfen wirkt, nur um im nächsten Moment das Spiel an sich zu reisen, ist schlichtweg sagenhaft. Caine gehört ohne Frage zu den besten Schauspielern, die unsere Welt je besitzen durfte und das stellt er auch hier wieder einmal glänzend unter Beweis.

Dagegen kann Jude Law leider zu keinem Moment anspielen, womit wir beim einzig wirklichen Problem des Films angelangt wären. Denn wo Caine einfach nur brilliert, wirkt Law schlichtweg unbeholfen. Auch wenn er sich im zweiten Part des Films spürbar am Riemen reißt und Caine ab und an in die Augen schauen kann, so bricht sein Spiel leider doch immer wieder merklich ein und verblasst neben seinem Schauspielerkollegen, bis es nur noch ein Lüftchen ist. Law ist deswegen zwar noch lange kein schlechter Schauspieler, auch hier nicht, aber die Fußstapfen des Michael Caine sind nun einmal riesig und können von Law kaum bis gar nicht ausgefüllt werden. Schade!

Schade auch, dass die Dialoge an so mancher Stelle zum Haare raufen sind. Vor allem wenn der Film versucht witzig zu sein und seine Figuren kurzzeitig in Smalltalk-Runden steckt, wirkt das gesprochene Wort hier und da schlichtweg albern und unpassend. Vor allem in den Anfangszenen häufen sich diese Dialoghülsen, welche aber auch zu späteren Momenten immer wieder durchbrechen und zwar durchaus zum Schmunzeln einladen aber alles in allem eben doch unpassend wirken. Ohne diese oder jene Frase, wäre das ganze jedenfalls besser dran gewesen.

Fazit: Clever gestaltetes und durchweg auch spannend und interessant geschriebenes Kammerspiel, welches vor allem durch Michael Caine, sowie der relativen Unvorhersehbarkeit des ganzen Treibens gewinnen kann, auch wenn es durch die relativ sinnige Story, sowie dem mehr als überforderten Jude Law, auch nicht so ganz das geworden ist, was man unter Regisseur Kenneth Branagh hätte erwarten können. Zudem drängeln sich einige unpassende Worthülsen dazwischen, die man sich durchaus hätte sparen können. Wer aber über diese Defizite hinwegsehen und sich auch einmal mit Kino der etwas anderen Art anfreunden kann, der darf für "1 Mord für 2" gerne eine Karte lösen. Nur für Kenner des Originals wird es sicher kaum etwas Neues oder Brauchbares zu entdecken geben!

Wertung: 7/10 Punkte

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