Komödien Hollywoodscher Prägung verfügten lange Zeit über ein gutes Händchen für die Schwierigkeiten junger Erwachsener in der Grossstadt. Ob "Harry und Sally" Jahrzehnte nebeneinander herliefen, bis sie zueinander fanden, ob Cusack in "High Fidelity" eine Vielzahl von Anläufen benötigte oder Baxter und Kubelik im "Appartement" erst zueinanderfanden, als sie sich gegen äussere Einflüsse richteten - immer war ihre Geschichte auch die Geschichte ihrer unmittelbaren Umgebung, ihrer Arbeit und ihrer Vergangenheit.
Aus der Komplexität dieser Verknüpfungen entstanden auch für den Betrachter vertraute Probleme, nachvollziehbare Charaktere und eine Handlung, die zwar meist voraussehbar war, aber auf Grund ihrer Authentizität immer spannend und unterhaltend blieb. Niemand wäre auf die Idee gekommen, diese Filme bei ihrem Erscheinen mit dem Begriff "Romantic Comedy" zu belegen, auch, weil ihre Geschichten sich nicht ausschliesslich auf die Paarfindung konzentrierten.
Im heutigen Zeitalter des geschickten "Productplacement" wird dem Kinobesucher mit dem Zusatzbegriff "Romantic" verdeutlicht, dass ihn keine alberne, vielleicht oberflächliche Komödie erwartet, sondern ein Film, der neben Humor auch mit grossen Gefühlen aufwartet. Gerne wird in diesem Zusammenhang auch erwähnt, dass man seine Gefühle zulassen sollte, um damit auch seine romantische Seite ausleben zu können. Als ob das nur mit einer tränenreichen, gefühligen Story, die in "P.S Ich liebe Dich" als ein Konstrukt aus "Courts-Mahler"-Dramatik, Harmoniesucht, konservativer Familiensicht und dem Lob auf das irische Landleben daherkommt, möglich wäre.
Das auffällige Plädoyer für die irischen Männer, bei denen es sich noch um kernige und zugleich sensible Kerle handelt, die sowohl wissen wie man sich mit strahlendem Charme eine Frau nimmt, aber auch genügend Einfühlungsvermögen und Humor besitzen, ist noch verständlich, denn bei der Autorin der Buchvorlage handelt es sich um die Irin Cecelia Ahern. Und dem Schotten Gerard Butler, aber auch später dem US-Amerikaner Jeffrey Dean Morgan, gelingt es sehr gut diesen Traumtyp umzusetzen, die jederzeit für die angebetete Frau in die Saiten greifen und mit kräftiger Stimme schöne irische Lieder singen können.
Es stellt sich nur die Frage, warum beiden um diese Eigenschaften herum, keine zusätzlichen Aspekte in ihrem Charakter zugestanden werden ? - Vor allem Gerald Butler als Gerri singt und spasst sich nur so durch den Film, immer darauf aus seine Frau zu amüsieren, zu umgarnen und wenn nötig, sie mit besten Kräften zu unterstützen. Ständig sieht man seine weissen Zähne, seine kräftigen Schultern und den Hundeblick, den Frauen so gerne mögen. Schon in den ersten zehn Minuten des Films kann man sämtliche seiner Fähigkeiten erkennen, als er mit seiner Frau Holly (Hilary Swank) nach einem Besuch bei ihrer Mutter (Kathy Bates) in ihrer New Yorker Wohnung nach Hause kommt.
Sie ist voller Vorwürfe, über seine Bemerkung zu ihrer Mutter, dass sie momentan noch kein Kind will, über die zu kleine Wohnung, das er ihr nichts über seinen neuen Job verriet, über zu wenig Geld usw., usw. - Hilary Swank gibt hier eine klischeehafte Vorstellung der üblichen Ehefrautiraden, denen ihr geduldig bleibender Ehemann keine Argumente, seien sie auch noch so richtig, entgegensetzen kann. Doch Gerri bleibt geduldig, findet den richtigen Ton zwischen Streit und Versöhnung und nach seiner neckischen Stripeinlage landen sie glücklich und verliebt wieder im Bett.
Nach dieser sehr langen Anfangsszene könnte man den Film getrost beenden, denn hier sind schon alle Ingredenzien der zukünftigen Handlung zu erkennen. Gerri liebt seine Frau auch nach 9 Jahren noch abgöttisch, Holly liebt ihn auch, kann auf Grund privater Unzufriedenheit (kein richtiger Job, kleinere Familienprobleme) seinen Wert aber noch nicht richtig erkennen. Sonst gibt es keine Probleme. Bis auf den, der dem Zuschauer nach den Eingangs-Credits serviert wird - Gerri ist an einem Hirntumor mit 35 Jahren gestorben.
Die dann folgenden Minuten geben dem Film kurz eine andere Richtung, die auf ein komplexes Werk hoffen lässt. Die Trauer um den fröhlischen irischen und selbstständlich treuen Schwerenöter ist angemessen und Swank gelingt hier gut die trauernde Witwe, die wochenlang Wohnung und Arbeitsleben vernachlässigt. Bis zu dem Moment, indem ihre Familie und ihre Freundinnen Denise (Lisa Kudrow) und Sharon (Gina Gershon) in ihrer verwahrlosten Wohnung stehen und mit ihr den 30. Geburtstag feiern wollen. Sie fragen sie, ob sie wieder gehen sollen, und man möchte Swank zurufen, sie zum Teufel zu schicken, aber sie dreht sich nur um, um sich im Bad wieder zurecht zu machen, während die Anderen beginnen, ihre Wohnung aufzuräumen.
Nur kurz flackerten in "P.S. Ich liebe Dich" Momente echter Gefühle und nachvollziehbarer Verhaltensweisen auf, aber den Machern war der Tod des Ehemannes wohl Dramatik genug, weswegen sie zu Hollys Geburtstag den eigentlichen Clou des Films eröffnen. Sie erhält einen Brief von ihrem Ehemann, in dem angekündigt wird, das noch weitere folgen werden und das sie nicht hinterfragen soll, wer ihr die Briefe zuschickt. Stattdessen gibt er ihr Anweisungen, die sie befolgen soll und sie richtet sich selbstverständlich danach.
In den folgenden Monaten gibt es immer wieder Überraschungen für sie, wie etwa seine gereinigte Lederjacke, die er ihr schenkt, oder einen Urlaub, den er für sie und ihre Freundinnen organisiert hat. Seine Briefe sind immer liebevoll und sehr wissend geschrieben (so ahnte er natürlich auch, dass sich Holly in den ersten Wochen nach seinem Tod vernachlässigte) und sie sind voll guter Ratschläge und Hinweise und führen sie zurück in ihre gemeinsame und natürlich ausschließlich glückliche Vergangenheit. Wie ein sterbenskranker Mann mit Gehirntumor diese Organisation und weitsichtige Einfühlung in ihr Leben hinbekommen hat, spielt natürlich keine Rolle, denn dafür ist der Film schliesslich in seiner Idealstilisierung romantisch.
Natürlich gibt es immer Mal kritische Stimmen, die besagen, dass Gerri seine Frau endlich loslassen sollte, aber so richtig ernst sind diese nicht zu nehmen, da sich alles so schön entwickelt. Einzig Harry Connick Jr. als Daniel gibt hier das arme Würstchen. Er verliebt sich in Holly, wird aber von ihr nur als vertrauensvoller Freund angesehen. In einer dramatischen Szene, nachdem er sich angemessen beklagt hatte, küssen sie sich, aber selbstverständlich kommen sie schnell zur Vernunft und schwören sich Freundschaft für immer. Daniel ist nun mal kein kerniger Ire, aber immerhin ein sensibler, frauenverstehender New Yorker.
Man könnte den Film als glattes, oberflächliches, konstruiertes, dabei keineswegs schlecht inszeniertes und gespieltes Glanzprodukt abtun, wenn hier nicht ein äusserst konventionelles konservatives Weltbild propagiert würde. Hollys Freundinnen haben nur Ehrgeiz darin, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Selten sah man Gina Gershon in einer solch profanen bürgerlichen Rolle und die Kudrow ist auch nur in den ersten Minuten lustig. Immer wieder wird der Druck aufgezeigt, der nun einmal auf einer allein stehenden Frau sitzt. Nicht erstaunlich, wenn Gerry seiner geliebte Frau aus dem Grab noch Hinweise gibt, denn Holly wusste ja nie so recht, wie sie sich im Leben entscheiden sollte. Das in wenigen Momenten zu sehende Berufsleben (welches Holly im Schnellverfahren ihren Traumjob ermöglicht) wirkt wie Folklore, angesichts der riesigen Aufwendungen, die sie in ihrem Privatleben macht, um Gerris Tod zu überwinden und vielleicht wieder für eine neue Liebe bereit zu sein.
Es steht der Autorin Cecelia Ahern völlig frei, sich ihre Phantasien von ihrem Traummann von der Seele zu schreiben und das mit seinem Tod, der erst seinen wahren Wert hervorbringt, zu dramatisieren. Auch die schönen Ansichten von Irland und seinem ruhigen bäuerlichen Leben sind ihr zuzugestehen. Doch das entschuldigt nicht diesen Film, der viele gute Darsteller verschleisst, und der mit völliger Berechnung auf die Gefühle der Zuschauer setzt und ihnen mit dem Begriff "Romantik" ein herzloses Machwerk serviert, dass nur Einen auf echtes Gefühl macht (2,5/10).