Enthält leichte Spoiler.
Was soll man noch großartig zu den „Saw“ Filmen, sagen was nicht schon hundertfach in allen möglichen Reviews und Foren zu lesen war? Eigentlich nichts. Die Filme gehören zweifellos zu den erfolgreichsten Horrorfilmen aller Zeiten und gelten mittlerweile als Aushängeschild des modernen Horrorkinos. Auch wenn viele Horrorfans von dem Hype und dem Fassungswirrwarr ziemlich angenervt sind. Dennoch melkt Lionsgate seine Cash-Cow Nummer 1 munter weiter und präsentiert nun den dritten Aufguss des einstigen Überraschungshits.
Story: Nachdem Jigsaw und Amanda von Jeff am Ende von Teil 3 getötet wurden, liegt der tote Körper von unserem Puzzlekiller nun in der Pathologie. Bei der Autopsie findet man das Tape, welches Jigsaw an Ende von „Saw III“ verschluckt hat. Währenddessen findet sich Officer Rigg in einen von Jigsaws Spielen wieder in dem es darum geht Detective Matthews zu finden und zu retten.
„Saw IV“ setzt genau da wieder an, wo „Saw III“ aufgehört hat und beginnt mit einer recht expliziten Autopsie an Jigsaw in der Regisseur Darren Lynn Bousmann kaum ein Detail auslässt wenn es darum geht ihn auseinander zunehmen. Auch sonst präsentiert sich „Saw IV“ alles andere als zimperlich wenn es wieder mal um möglichst sadistische und grausame Folterszenen geht. Wer jetzt erwartet, dass „Saw IV“ erneut die Grenzen des im Mainstream Zeigbahren auslotet wird allerdings enttäuscht werden. Denn Bousmann schaltet einen Gang zurück und muss sich selbst in der vorliegenden Unrated Fassung in Sachen Gewaltdarstellung dem 3. Teil geschlagen geben. Was aber nicht heißt, dass das Filmchen harmlos wäre: Denn ob nun eine Frau mittels einer Maschine halb skalpiert wird oder einem Vergewaltiger die Gliedmaßen abgerissen werden. Der Kreativität in den Folterszenen ist mal wieder keine Grenzen gesetzt.
Ansonsten gibt es nicht viel Neues an der „Saw“ Front. Zwar erfreulich das man versucht die Story um Jigsaw weiterzuspinnen und mit allerlei Twists innerhalb der Story den Zuschauer zu überraschen und bei der Stange zu halten, doch das große Manko des Streifens ist die fehlende Spannungskurve. Bousmann gelingt es diesmal partout nicht seine Geschichte ansprechend und spannend zu erzählen, was streckenweise zu einem ungeheuren Leerlauf führt. Vor allen das Verhör von Jigsaws Ex-Frau und die permanenten Rückblenden ziehen sich wie Leder. Alles wirkt wie belangloses Füllwerk zwischen den Folterungen. Lediglich die Rückblenden die sich mit der Motivation von John Cramer befassen empfand ich als sehr gelungen.
Der finale Twist ist allerdings wirklich interessant und auch gar nicht mal so leicht zu erraten, auch wenn es alles ein wenig verworren rüberkommt. Allerdings so „Mind-Blowing“ wie „Saw IV“ gerne von den Fans und Regisseur Bousmann dargestellt wird, ist er trotzdem nicht. Da hat irgendwie der letzte Schliff gefehlt. Auch die Idee Detective Hoffman als Jigsaws Nachfolger einzuführen gefällt mir nicht sonderlich, was auch daran liegt das dessen Motivation nicht so wirklich zu Vorschein kommt. Bleibt zu hoffen, dass man dieses im nächsten Teil näher beleuchtet.
Ohne nennenswerte Erwartungen meinerseits hat es „Saw IV“ doch geschafft mich positiv zu überraschen. Denn es ist zwar der schwächste Teil der Reihe, aber dennoch ein leicht überdurchschnittlicher Film geworden, dessen Mangel an Spannung und Atmosphäre ihn stark zu schaffen macht. Der im Gegensatz zu „Saw III“ zurückgefahrene Gewaltanteil zeigt, dass es eben doch nicht nur darum geht den jeweiligen Vorgänger in Punkto Splatter und Gore zu überbieten und dabei die Mainstreamgewalt neu zu definieren.
Obwohl „Saw IV“ ein ganz ordentlicher Film geworden ist, kann man sich natürlich drüber streifen ob er wirklich nötig gewesen wäre. „Saw III“ bot einen gelungenen Abschluss des Franchises und man könnte dem dritten Sequel ohne Probleme das Etikett >reine Geldmache< anheften. Leider lässt es sich wie weiter oben schon mal erwähnt Lionsgate nicht nehmen einen weiteren Teil nachzuschieben. Hier bleibt letztendlich nur zu hoffen, dass er auf dem Level von „Saw IV“ bleibt und nicht noch weiter absackt.