Mit "Hitman - Jeder stirbt alleine" steht uns nicht nur eine weitere interessante Videospielverfilmung ins Haus, sondern auch eine durchaus gelungene, die auch Nichtkenner der Vorlage unterhalten dürfte. Nach ewigem hin und her der Besetzung des Hauptprotagonisten 47 (Vin Diesel und Jason Statham waren im Gespräch) entschied man sich schlussendlich für den recht unbekannten Timothy Olyphant, der zuletzt in Die Hard 4 zu sehen war. Vin Diesel verblieb als Auszuführender Produzent. Auf dem Regiestuhl nahm Xavier Gens Platz, der hier seinen ersten Spielfilm abliefert. Wie ist er denn nun geworden? Lest selbst!
Eine geheime Organisation bildet verwaise Kinder zu Profikillern aus und züchtet mit ihnen die idealen Mörder: Kalt, ohne Reue und perfekt in der Durchführung. Lautlos und tödlich sollen sie sein, damit sie ihren späteren "Kunden" vollste Zufriedenheit gewährleisten. Auf dem Hinterkopf trägt ein jeder Knabe einen Strichcode tätowiert, sie besitzen keine Namen - sie besitzen lediglich Nummern. Sind die Lehrjahre abgeschlossen und die Jungen zu Männern gereift, werden sie in die Freiheit entlassen, damit sie ihr blutiges Handwerk ausüben können. Einer dieser Killer ist 47 (Timothy Olyphant). Er gilt als einer der Besten seiner Art und bekommt seine Aufträge vornehmlich von einer Organisation die man lediglich als die "Agentur" kennt. Diesmal soll er den russischen Präsidenten ausschalten. Was anfangs wie ein Erfolg aussieht, stellt sich bald als eine verheerende Falle heraus und ehe sich 47 versieht, bekommt er es nicht nur mit den amerikanischen und russischen Behörden zu tun, sondern auch mit einer Horde Killer, die ihm äußerst bekannt vorkommen dürfte...
So weit, so gut. Die Geschichte sieht auf den ersten Blick recht simpel, vielleicht sogar dürftig aus, doch glaubt mir, sie kann sehr kompliziert werden! Es gab Momente, die kaum noch überschaubar waren, weil zu viel Verrat, Verschwörung und Korruption in zu wenig Minuten gesteckt wurden. Der ernste Grundtenor des Films wird immer wieder durch mehr oder weniger witzige Einlagen gebrochen, einige Lacher sind aber garantiert. Wenn die Münder schweigen und die Waffen das Sprechen übernehmen, beweist Xavier Gens, dass er es durchaus weiss, Action zu inszenieren: Die Shootouts sind ausufernd und blutig wie in John Woos besten Zeiten und äußerst spektakulär. Der Knallersound unterstreicht dies perfekt und der Kinosaal bebt. Doch wie schneidet "Hitman" im Vergleich zu den Games ab? Dies ist ziemlich schwer zu sagen. Zum Einen wurden Story und der Charakter 47 stark verändert, was sicherlich ein notwendiges Übel gewesen ist, um auch Unwissende in den Film zu locken. Zum Anderen gibt Olyphant einen ziemlich guten Hitman ab. Vergessen sind alle Bedenken, ob er fähig genug ist, einen stilvollen Mörder in feinem Zwirn zu verkörpern. Er besitzt die nötige Kühle für diesen Part, was er bereits in Stirb Langsam 4.0 bewiesen hat. Er ist eine sehr positive Überraschung und dürfte selbst seine schärfsten Kritiker umstimmen. Musikalisch ist dieser "Mörderstreifen" prächtig untermalt worden, klassisch-schlicht kommt das Ganze daher und trifft immer den guten Ton. Negativ fallen einige grobe Logikschnitzer ins Gewicht, die mich manchmal zur Verzweiflung getrieben haben! Es ist nicht abzustreiten, dass "Hitman" manchmal ziemlich trashig daher kommt und unfreiwillige Komik versprüht, dies schmälert den ordentlichen Gesamteindruck aber nur marginal.
Fazit: "Hitman" zu beurteilen fällt sehr schwer - Er ist ein einziges Paradoxon. Die Geschichte ist oberflächlich, aber auch schwer durchschaubar, 47 kalt, aber auch zu menschlich. Es scheint, als wolle Xavier Gens allen gefallen, was den Film etwas unausgegoren erscheinen lässt. Die Rolle von 47 wurde dafür perfekt besetzt und ordentlich verkörpert. Ebenfalls positiv stechen die hervorragenden Actionszenen heraus, die aber ruhig zahlreicher hätten ausfallen dürfen. Die Kameraarbeit ist ebenfalls überzeugend und ein kleiner Augenschmaus. Im Großen und Ganzen betrachtet ist Gens Erstlingswerk gut ausgefallen und hat hohen Unterhaltungswert, obwohl der Trashfaktor nicht abzustreiten ist. Wenn man mit mäßigen Erwartungen in den Kinosaal geht, kommt man positiv überrascht wieder heraus, versprochen!