Review

"Der ist gar nicht fähig Schrott zu machen", dieses Zitat hat erst vor kurzem ein von mir sehr oft gelesener und verehrter Kritiker in seinem Forum von sich gegeben, was man ihm auch gar nicht verübeln kann, dürfte doch ein jeder Filmfreak so einige Namen von Filmemachern auf seiner Liste haben, die aus ihren Augen überhaupt nicht in der Lage wären, wirklich schlechte Filme zu fabrizieren. Ich zum Beispiel hatte diese Denkweise bei Frank Darabont, jenem Regisseur, der mit "Die Verurteilten" und "The Green Mile" schon im Anfangsstatus bewies, dass er Filme für die Ewigkeit fabrizieren kann und auch mit "The Majestic" ein äußerst gekonntes Händchen bewieß, um dem Kino von damals sein Tribut zu zollen. Und auch "Der Nebel" fuhr vielerorts gute Kritiken ein und zeigt mit einer Wertung von 7,9 Punkten in der Imdb, dass auch dieser Darabont wieder seine Anhänger gefunden hat. Nur um mich waren nahezu alle schwer enttäuscht von der nebeligen Sache. Doch mit trotzendem "Es ist Darabont, das kann kein Schrott sein", ging ich trotzdem hinein, nur um danach festzustellen, "Doch es kann!"

"Der Nebel", welcher wieder einmal auf einer Gruselstory von Stephen King basiert, ist Frank Darabonts erster großer Fauxpas in seiner, bisher so rosigen, Filmkarriere. Um es gleich vorweg zu nehmen, ich kenne das Buch nicht, weshalb ich gar nicht erst versuchen werde, Bezüge zu King und seinen Geschichten herzustellen, doch ob Kings Buch wirklich so schaurig schlecht geworden ist, wie die Geschichte des Films, mag ich dennoch bezweifeln. Auch wenn das Grundgerüst der Story noch nach King klingt und Interesse hervorruft. Es geht also um eine Kleinstadt, welche eines Tages von einem dicken Nebel überrollt wird. David Drayton, der sich zu dieser Zeit gerade im Supermarkt der Stadt befindet, verbarrikadiert sich dort, zusammen mit einigen Dorfbewohnern, in der Hoffnung, dass der Nebel sobald abzieht. Doch der Nebel hält sich und schnell merkt David, dass etwas nicht stimmt. Denn im Nebel verbirgt sich irgend etwas. Etwas Tödliches, was die Bewohner nicht ungeschoren davon kommen lässt. Hinzu kommt auch noch eine fanatische Gottespredigerin, welche sich unter den "Gefangenen" befindet. Schon bald liegen die Nerven blank und der Kampf gegen die Kreaturen des Nebels beginnt... Ja, mag man meinen, das hört sich doch wirklich nach einer typischen King-Geschichte an, wenn auch Ähnlichkeiten zu John Carpenters "The Fog" nicht zu übersehen sind. Doch schon bald offenbart sich die Film-Story als laues Lüftchen, die kaum eine Linie zu finden scheint und immer wieder zwischen allerlei Möglichkeiten hin und her schwankt, ohne auch nur eine davon wirklich aufzugreifen. Des weiteren ist das Ganze natürlich wieder einmal Unlogisch bis ins Mark. Doch all das könnte man vielleicht noch übersehen, wenn all die anderen, vor allem nervigen, Details nicht wären.

Und diese beginnen schon bei den Figuren, die einem nahezu durch die Bank weg auf den Zeiger gehen. Da hätten wir z. Bsp. David, einen zwar liebenden aber nicht wirklich fähigen Vater eines Sohnes, der irgendwie immer genau das zu machen scheint, was ihn unsympathisch wirken lässt und als "Held" des Films kaum die Möglichkeiten aufbringt, ihn auch wirklich als diesen anzusehen. Dann der angesprochene Sohnemann, ein vielleicht 10 jähriger Bengel, ständig nur am Flennen, wimmern und mosern und so oft ins Geschehen gerückt, dass er einem nur allzu bald tierisch auf den Senkel geht, auch wenn sein Verhalten insgesamt vielleicht noch das Glaubwürdigste darstellt. Doch das will man in so einem Film einfach nicht dauernd zu Gesicht bekommen. Dazu die tölpelhaften Dorfbewohner, die irgendwie alle wirken, als seien sie nicht ganz dicht und irgendwo auch nur Blödsinn fabrizieren, wenn sie zu dieser oder jener Tätigkeit aufgefordert werden. Und dann natürlich die Predigerin, welcher hier ebenfalls enorm viel Platz eingeräumt wird und mit soviel Penetranz ausgestattet wurde, dass in einem drin, sicher selbst als gläubigster Christ, schon bald das Verlangen geweckt wird, das sie doch endlich jemand mal erschießt oder zumindest die Klappe zuklebt. Hier wurde es in der Figurenzeichnung teilweise deutlich übertrieben und so etwas wie Feingefühl und dem Wissen wo man aufhören muss, dürfte Darabont hier zu keinem Moment besessen haben.

Dazu kommen dann noch die Dialoge, welche ebenfalls zum Haare raufen sind. Das King, um ihn nun doch noch einmal zu erwähnen, für teilweise arg schwülstige Dialoge bekannt ist, mag selbst seinen Fans nichts neues sein, doch was Darabont hier teilweise daraus gemacht hat, spottet wirklich jeder Beschreibung. Zudem viele dieser Dialoge so überzeichnet sind, dass man sich eines unfreiwilligem Gefeixe hier und da nicht verwehren kann. Höhepunkt der beknackten Sprechblasen bildet dabei folgender Mini-Dialog, nachdem die Kamera schon zig Mal über alle befindlichen Personen geblendet wurde: "Wir haben nur noch vier Patronen" - "Wir sind aber fünf"! So nach dem Motto, es könnten ja auch Leute im Publikum sitzen, die nicht bis fünf zählen können, also müssen wir es ihnen noch einmal genau sagen. Kann natürlich auch sein, dass diese Dialoge teils so im Roman stehen, doch beim Film muss man einfach, wohl oder übel, einige dieser Passagen streichen, damit es am Ende nicht lächerlich wirkt.

Da kann man beinah schon von Glück sprechen, dass es der Streifen dennoch immer wieder einmal schafft, so etwas wie Spannung und Atmosphäre aufzubauen. Vor allem in den Anfangsminuten hat man wirklich noch das Gefühl, dass man es mit einem einigermaßen spannendem Unterfangen zu tun bekommt. Und auch zwischen drin gibt es immer wieder so einige Momente, bei denen man das Gefühl bekommt, dass sich das Ganze doch noch fängt. So ist z. Bsp. der kurze Ausflug zur Apotheke um die Ecke wirklich knackig geraten und der erste Angriff der mysteriösen Kreaturen (vom Krakenmonster hinterm Liefereingang mal abgesehen) ist auch sehr stimmig. Doch diese Szenen wären meist nur kurz und werden schon in der nächsten Szenen von Dämlichkeiten über den Haufen geworfen.

Zwiespältig kommt zudem das Ende daher, welches zwar erst einmal danach aussieht, als würde es in seiner Konsequenz dem gerade Gezeigten noch einmal trotzen, nur um kurz darauf in ein zwar zynisches aber alles in allem mehr als unpassendem Schlussbild zu verenden, mit welchem dem Film nun endgültig den Stempel des Unbrauchbaren aufzudrückt wird. Sowieso ist der Film mindestens 30 Minuten zu lang und wäre auf ordentliche 90 Minuten getrimmt besser gewesen, als in dieser nicht enden wollenden Endfassung. Auch wenn die kurze Laufzeit dann vielleicht Roman-Anhängern nicht gefallen hätte, dem Streifen hätte es jedenfalls mehr als gut getan.

Noch eine Zwiespältigkeit stellt übrigens Darstellerin Marcia Gay Harden dar, welche hier den Part der Predigerin inne hat. Denn so nervig ihre Figur auch ist, Harden spielt diese mit absoluter Perfektion. Selten konnte man einer Schauspielerin, seit Piper Lauries famoser Darstellung einer ähnlichen Figur in "Carrie", solch einen Part so wunderbar abnehmen wie ihr, auch wenn man schon bald hofft, dass sie aus dem Film schnellstmöglich ausscheidet. Dagegen ist der Rest der Darsteller nicht wirklich der Rede wert, vor allem Hauptdarsteller Thomas Jane entbehrt sich hier wirklich jedwedem Talentes. Vor allem wenn er versucht den Schmerz seiner Figur darzustellen scheitert er kläglich. Allenfalls Frances Sternhagen und Jeffrey DeMunn, zwei bekannte Gesichter aus so mancher Stephen King-Verfilmung, können die maue Sippe noch ein wenig auflockern. Aber sonst...

Fazit: Darabonts erster, und hoffentlich einziger, Ausrutscher! "Der Nebel" besitzt leider so gut wie nichts, was man sich von einer guten King-Verfilmung zu wünschen vermag. Atmosphäre und Spannung sind zwar ab und an vorhanden, werden aber viel zu mächtig von nervigen Figuren, grausigen Dialogen und einer Handlung überschattet, die so unausgegoren daherkommt, dass man nur selten so recht weiß, was der Streifen eigentlich überhaupt beim Zuschauer erlangen soll. Dazu ein völlig unpassendes Schlussbild und Schauspieler, die, abgesehen von Harden und der ein oder anderen Ausnahme, größtenteils enttäuschen. So mag man Darabont nicht sehen, so mag man King nicht sehen und man kann nur hoffen, dass dies alles der einzige mächtige Aussetzer des Machers bleibt!

Wertung: 3,5+ Punkte

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