Wer kann sich nicht noch an George "Danny Ocean" Clooney erinnern, welcher sich, mit einer Ansammlung von insgesamt 10 Kleinganoven, ans Werk macht, um einen großen Clou zu landen und einen der erfolgreichsten Casinobesitzer ausrauben will? Hocherfolgreich war das Remake zu "Frankie und seine Spießgesellen" und das irgendwann Nachahmer aus dem Boden sprießen war nur eine Frage der Zeit. "Ossi's Eleven" könnte man nun als die Verlegung der Geschichte in die Plattenbauten von Ostdeutschland ansehen, denn auch hier sammeln sich insgesamt zehn skurrile Persönlichkeiten um einen Ex-Knacki, der noch einmal ein ganz großes Ding drehen will. Doch alles in allem hat der Film mit dem Hollywood-Produkt kaum etwas gemein, auch wenn Referenzen nicht von der Hand zu weisen sind.
"Ossi's Eleven" ist im Grunde eine Mischung aus deutscher Komödie und Tragödie, die sich auf den ersten Blick wirklich wie die ostdeutsche Variante der Ocean-Geschichte anhört, nur eben viel viel kleiner. Oswald Schneider ist gerade aus der Haft entlassen worden, da schwebt ihm schon wieder eine Gaunerei vor, die er von seinem Kumpel Karl eingetrichtert bekommt. Den Raub von insgesamt 300 000 DM aus einer Fabrik, die aus dem Altgeld angeblich Pokale herstellt. Doch so ein Ding ist nicht leicht und so holt Oswald sich nach und nach immer mehr gescheiterte Existenzen zu seiner Raubidee hinzu, bis es am Ende insgesamt 11 Personen sind, die sich daran beteiligen. Darunter u.a. zwei Würstchenverkäufer, ein schmieriger Restaurantangestellter samt Opa, ein ehemaliger Mitarbeiter der Stasi und zwei Fahrerinnen von Geldtransportern, die schon lange Mal ein Ding drehen wollten. Und dabei hat jeder seinen eigenen schmerzlichen Hintergrund zu erzählen, welche das Vorhaben nicht gerade einfach machen... und das weder für die Figuren, noch für den Zuschauer an sich. Denn so hübsch die Idee im Grunde irgendwo auch ist, so sind es vor allem die Probleme der einzelnen Figuren, die dem kleinen Streifen im Endeffekt so zu schaffen machen. Doch dazu später mehr. Zur Grundstory als solches kann man sagen, dass sie von Anfang bis Ende wirklich hübsch ausgedacht ist, wenn auch alles in allem nicht wirklich dicht oder anspruchsvoll. Aber sehr sympathisch ist sie und das ist schon einmal viel wert.
Die meisten Pluspunkte kann "Ossi`s Eleven" dabei vor allem durch seinen Witz machen, der, für deutsche Verhältnisse, durchaus gehaltvoll ist und nahezu durchgängig von Schmunzel- bis Brüllerware reicht. Dabei regen die Figuren zum lachen an, wie z. Bsp. Ossis sexistischer Machokumpel Karl, der immer wieder für gröbere Pointen zuständig ist oder auch Thommy, einem verlorenen Elvis-Fan, welcher ebenfalls für so manch derbe Zote gut zu gebrauchen ist. Die größten Lacher dürfte aber Opa Friedrich einstreichen, welcher einfach nur göttlich ist. Dabei ist es vor allem der Wortwitz, der so derart für blutige Schenkel sorgt. Sätze wie "Sag mir, dass der Opa da nur zufällig steht"; "Wenn du hier versuchst etwas zu klauen wirst du erschossen" - "Ach, schon mal probiert?" oder "Sieh zu das du den Opa los wirst, der ist schon abgelaufen" sorgen hier an genau den richtigen Stellen für wirklich großartige Lacher. Des weiteren kommt auch noch positiv hinzu, dass wirklich kaum ein Witz dabei ist, den man als Niveaulos bezeichnen würde, oder der zu platt ist, um zu funktionieren. Das Abschießen von Pointen funktioniert hier jedenfalls einwandfrei und dürfte selbst Hassern deutscher Komödien, den ein oder anderen Lacher bescheren, zumal hinter den meisten Jokes auch ein Sinn zu entdecken ist, den man sonst nur selten bei deutschen Komödien findet.
Neben seinen komischen Teil versucht es der Streifen allerdings auch immer wieder mit ernsteren Szenarien, die aber gleichzeitig das große Problem des Streifens verursachen. Denn wie hier die ernsten, teils bitteren Szenen zwischen die vielen komischen Momente gepresst wurden, ist nicht mehr heilig. Vor allem in den Anfangsminuten, während die ganzen einzelnen Charaktere vorgestellt werden, kommt es immer wieder zu Momenten, die zur sonstigen Handlung nicht passen möchten. Über den Selbstmordversuch einer der Charaktere, über die Dramatik einer Beziehung, bis zu so mancher Moralkeule, heuchelt der Streifen immer wieder die eigentlich traurigen Begebenheiten der Figuren und seiner Wirkung vor, nur um im nächsten Moment wieder richtig komisch zu werden. Man fühlt sich als Zuschauer regelrecht von diesen Szenen gestört und würde auf DVD wohl die Szenen-Skip-Taste drücken, nur um die unpassende Dramatik hier und da zu überspringen. Hier hätte es dem Drehbuch wirklich wesentlich besser getan, wenn es die ernsten Momenten dennoch auf eine ähnlich lockere Art und Weise präsentiert hätte, wie z. Bsp. das amerikanische Vorbild.
Dagegen kann die Inszenierung drum herum vieles wieder gut machen. Das Regisseur, Produzent und Autor Oliver Mielke früher der Unterhaltungschef von Pro 7 war merkt man dem Streifen jedenfalls kaum an, so sauber ist das ganze Treiben abgefilmt und auf Zelluloid gebracht worden. Sei es die tolle Auswahl der Kulissen, die gute Arbeit hinter der Kamera oder der elegante Schnitt, hier wurde sich wirklich viel Mühe gegeben, damit das Kinodebüt von Mielke auch danach aussieht, wenn auch natürlich nicht so pompös. Dazu eine wirklich tolle Auswahl verschiedenster Songs, die dem Ganzen ebenfalls noch ein paar Ecken und Kanten abschleift. Für ein Erstlingswerk sieht das Endergebnis jedenfalls schon mal richtig gut aus.
Und auch die Darsteller sind klasse, zumindest was die Darsteller der elf Amateur-Ganoven angeht. Angefangen bei Hauptdarsteller Tim Wilde, über Götz Otto und Rainer Basedow, bishin zu einem herausragenden Stefan Jürgens, der wieder ein Arschloch par excellence abgibt und Michael Habeck, sonst eher als Synchrosprecher bekannt, welcher hier ebenfalls brilliert. Die größte Überraschung dürfte aber Schleimbeutel-Sänger Sasha darstellen, der seinen kurzzeitigen Ich-tu-mal-so-als-wäre-ich-Elvis-Splin von vor einigen Jahren hier herrlich selbstironisch durch den Kakao zieht. Einige Nebendarsteller wie Viva-Schnuckelchen Collien Fernandes sind da nicht der Rede wert.
Fazit: "Ossi's Eleven" bildet somit unterm Strich eine Mischung aus brüllend komischer Komödie auf der einen Seite und ernsthaftem Drama auf der anderen Seite dar, bei dem aber leider nur der Komödienpart wirklich gut funktioniert und den ernsthaften Teil eher zu einem aufgedrückten Irgendwas verkommen lässt, dass in den ganzen Spaß nicht wirklich hinein zu passen vermag. Dafür sind die ernsten Momente einfach zu bitter gestaltet worden und stören somit den Zuschauer eher, als das sie wirklich, in dieser Umgebung, zu überzeugen wissen. Aufgrund der sympathischen Figuren, der gelungenen Inszenierung, sowie den tollen Darstellern bleibt das ganze Treiben aber dennoch überdurchschnittlich, auch wenn man sich beim Titel und dem groben Überlesen der Inhaltsangabe erst einmal etwas anderes vorstellen dürfte, als das letztendlich Gezeigte. Aber das ist vielleicht auch gut so!
Wertung: 6,5/10 Punkte