Was passiert, wenn man die entgleisenden Gesichtszüge des Gummigesichts Jim Carrey mit digitaler Technik noch auf die Spitze treibt? Antwort auf diese Frage gibt der Film „Die Maske“ aus dem Jahre 1994. Zu diesem Zeitpunkt ergab diese Mischung ein orgiastisches Slapstick- und Effektfeuerwerk, das mit bis dato ungeahnten Effekten ausgestattet war. Zudem war es mit einem Jim Carrey ausgestattet, der zum ersten Male seine Schauspielkunst aufblitzen ließ. Dies geschah natürlich nicht in den Szenen, in denen er mit grüner Gummi- oder CGI-Maske durchs Bild kalauerte, sondern dazwischen. In diesen Szenen gibt er nämlich den schüchternen Loser Stanley Ipkiss, der erst durch die Maske zum durchgeknallten Superheld mutiert. In diesen Szenen sieht man erstmals den Schauspieler Carrey, der bis dahin durch völlig emotionsfreie Gesichtsturnübungen wie „Ace Ventura“ oder „Dumm und Dümmer“ bekannt war. Erstmals ist ein gutes Stück Seele in Carreys Spiel zu erkennen und siehe da: es steht ihm gut! Sicherlich ist er in „Die Maske“ noch ein gutes Stück von seiner schauspielerischen Meisterleistung in dem Meisterwerk „Die Truman Show“ entfernt, doch genaue Beobachter konnten schon damals Indizien für vorhandenes Schauspieltalent ausmachen.
Dies soll jetzt allerdings auch nicht zu hochtrabend klingen, denn im Vordergrund bei „Die Maske“ stehen ganz klar die visuellen Effekte und die physische Comedy Carreys. Die Optik des Films ist dabei state-of-the-art und kann sich auch heute noch sehen lassen. Angelehnt an die Cartoons von Tex Avery wird der Computer zur Zeichenfeder und ermöglicht, zusammen mit der Physis Jim Carreys, ein knallbuntes Abenteuer, das vor Witz, Slapstick und surrealen Momenten sprüht. Nach Betrachten des Films ist kaum vorstellbar, dass „Die Maske“ ursprünglich ein Horrorfilm werden sollte. Wenn man bedenkt, dass Regisseur Chuck Russell „Nightmare On Elm Street“-Erfahrung hat, kann man sich zumindest vorstellen, dass man mit einigen Veränderungen der Rezeptur einen ernstzunehmenden Horrorfilm erhalten hätte. Gelegentlich blitzen auch grimmiger Humor und einige derbere Szenen hervor. Beispiele dafür sind die beiden Mechaniker, denen die Maske jeweils einen Auspuff rektal einführt (natürlich offscreen) oder auch einige Schießereien, bei denen man durchaus blutige Einschüße erkennen kann. Sei es drum. Gerade diese Momente sind das Salz in der ganzen Suppe, die verhindern, dass der Film zu albern wird.
Schauspielerisch gibt es in „Die Maske“ Einiges zu sehen. Da wäre zum Einen ein recht junger Jim Carrey, noch am relativen Anfang seiner Karriere. Seine Leistung wurde hier schon gewürdigt. Eine ebenso junge wie bezaubernde Cameron Diaz ist hier in ihrer ersten Rolle zu sehen. Nie war sie so sexy, wie hier, schließlich war sie in „Die Maske“ noch nicht ganz so mager, wie z.B. in „3 Engel für Charlie“ und dennoch immer eine Sünde wert. Soviel zum jungen A-Sektor des Films. Dass „Die Maske“ ein Film des Übergangs ist, wird besonders bei den Darstellern deutlich. Neben Carrey und Diaz ist einige „B-Prominenz“ zu sehen. Der Bösewicht wird von Peter Greene dargestellt, Er macht seine Sache durchaus gut, er hätte aber auch in den B-Horror-Film „Die Maske“ gepasst, wenn er denn so entstanden wäre. Greene umgibt sich mit klassischen B-Schergen, die man schon Dutzende Male hat sterben sehen. Abgerundet wird die Besetzung durch Peter Riegert, der als mürrischer Cop auch eine Rolle von der Klischeestange spielt. Dennoch ist gerade die etwas unausgegorene Besetzung interessant und spielt dem Stoff durchaus angemessen.
„Die Maske“ ist ein unterhaltsames Übergangswerk, das in seiner Art einzigartig ist. Im Gegensatz zu früheren Versuchen (z.B. „Cool World“) oder auch späteren (z.B. „Monkeybone“) Comicatmosphäre in den Realfilm zu zaubern, weiß der Film zu überzeugen. Dem thematisch etwas anders gelagertem „Who framed Roger Rabitt“, muß sich „Die Maske“ allerdings geschlagen geben. Tex Avery- und auch Jim Carrey-Freunde werden sich aber bestens unterhalten fühlen und auch die ausnahmsweise passenden Gesangseinlagen zu schätzen wissen. Vor allem das von Carrey gesungene „Cuban Pete“ weiß in dieser Disziplin zu überzeugen!
Fazit:
7,5/10