„Legend of Gingko“ gehört zu den ersten Vertretern von Fantasy-Swordsplay Filmen, die in jüngerer Vergangenheit auch in Südkorea ihren Siegeszug antraten. Dieser Streifen erschien sogar noch vor dem referenzverdächtigen „Musa“ und kann somit als Vorreiter der kommenden Welle von Schwertkampffilmen betrachtet werden. Dabei handelt es sich hier genau genommen um ein Sequel zu „The Gingko Bed“, welcher 1996 erschien. Rein inhaltlich haben beide allerdings so gut wie keine Gemeinsamkeiten, weshalb die Bezeichnung Sequel eigentlich schon beinah wieder irreführend ist.
Während der Film von 1996 in der Gegenwart spielt, handelt es sich bei „Legend of Gingko“ um einen waschechten Fantasyfilm mit allen nötigen Grundzutaten. Zu allererst bedarf es natürlich einer fantastischen Geschichte, die hier durch den Konflikt der zweier rivalisierender Völker Hawks und Volcanos repräsentiert wird. Beide haben ursprünglich gleiche Wurzeln, wurden aber im Laufe der Geschichte entzweit. Während die Hawks vom Heiligen Berg verflucht wurden, leben die Volcanos in Frieden und Harmonie. Die Hawks sind seitdem von Rache getrieben und warten auf den Tag wenn der Prophezeiung nach ein mächtiges Schwert erscheint, das den Heiligen Berg zu Einsturz bringen und auch die verhassten Volcanos auslöschen soll.
Leider klingt die Geschichte zunächst spannender als sie eigentlich ist, denn vom großen Kampf der Völker ist im fertigen Film recht wenig zu finden. Wer große Schlachtengetümmel und epische Schwertkämpfe sucht, wird hier nur bedingt zufriedengestellt. Zwar wird die Geschichte um das heilige Schwert und den mysteriösen Berg Eingangs in einer Rückblende thematisiert, spielt aber bis zum Finale keine tragende Rolle mehr. Die wenigen Szenen die sich dem eigentlichen Konflikt beider Stämme widmen, beschränken sich auf mysteriöse Erweckungszeremonien mit Hang zum Trash und können nicht wirklich überzeugen.
Es handelt es sich bei „Legend of Gingko“ vielmehr um eine romantische Liebesgeschichte, mit großen Gefühlen und einer ordentlichen Portion Kitsch. Vee, die Tochter einer Hawk und eines Volcanos, wurde nur zum Zweck geboren das Heilige Schwert gegen heiligen Berg als Waffe einzusetzen. Ihr leiblicher Vater kann sie noch im letzten Moment vor dem sicheren Tod retten und in ein entlegenes Dorf der Volcanos bringen. Dort wächst sie auf wie eine Volcano, bis eines Tages erneut die Möglichkeit besteht das Schwert zu erwecken.
Was die Sache dann doch etwas komplizierter macht ist die verzwickte Lovestory, denn Vee sitzt sprichwörtlich zwischen den Stühlen. Gleich zwei junge Recken sind scharf auf die Dame, der Konflikt also vorprogrammiert. Der Rest der Geschichte ist leicht zu erahnen ohne hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Die beiden Freunde entzweien sich, weil jeder Vee für sich haben will. Noch mehr Tränen beschert das rührselige Finale, das leider ebenfalls viel zu offensichtlich und ohne Überraschungen eintritt wie man es erwartet.
Genau das ist auch das Hauptproblem des Filmes, denn trotz schöner Bilder ist die Geschichte künstlich aufgeblasen und mit 2 Stunden deutlich zu lang. Die Handlung ist mit zu vielen schmalzigen Dialogen angereichert und vor allem langweilig umgesetzt. Die Liebesgeschichte hat zwar durchaus seine Momente und Dramatik, spielt sich in Anbetracht des tödlichen Konfliktes zu sehr in den Vordergrund. Wirklich an Profil gewinnen die männlichen Charaktere trotz massiven Balzverhaltens nicht und bleiben blass im Hintergrund. Das ein solches Ränkespiel auch besser umgesetzt werden kann zeigte nicht zuletzt Zhang Yimous „House of the flying Daggers“. Immerhin kann die bezaubernde Darstellerin Kim Yoon-jin in ihrer schicksalshaften Rolle überzeugen.
Was „Legend of Gingko“ am Ende dennoch ein ganz passables Urteil beschert ist die Art der Umsetzung. Man sieht dem Film das recht üppige Budget an, auch wenn keine prachtvollen Bauten oder Heerscharen von Kriegern durchs Bild wuseln. Vor allem die schönen Bilder und gelungene Kameraarbeit hinterlassen zumindest auf Seiten der Optik einen guten Eindruck. Für koreanische Verhältnisse üblich fallen die Actionszenen gewohnt simpel aus. Hektische Kamerabewegungen dominieren das Geschehen statt elegant choreographierter Schwertkämpfe. Nichts für Ästheten also dafür aber ziemlich nah an der Wirklichkeit.
Fazit:
„Legend of Gingko“ ist ein etwas unausgewogenes Fantasy-Schwertkampfabenteuer, mit deutlich zu wenig Action- und Spannungsanteilen. Optisch macht der Streifen einen guten Eindruck und gefällt durch schicke Bilder und eine liebreizende Hauptdarstellerin. Die Liebesgeschichte im Zentrum der Geschichte ist zwar an sich ganz rührselig umgesetzt, allerdings zu sehr im Vordergrund und unnötig in die Länge gezogen. Besonders die recht hohe Laufzeit wird zum Verhängnis und sorgt oft für ernüchternde Langeweile.