Review

(alle Staffeln MIT SPOILER !)


Season 1:

Als vor kurzem die TV-Premiere von "24" in Deutschland auf RTL II anlief, fand ich die Serie nur solide. Die Story war noch kein Reißer, die manchmal mehrmals eingeblendeten Kameraperspektiven versprachen nicht ganz das, was man sich darunter vorstellte. Statt manchmal mehrere Leute zur selben Zeit zu sehen, wenn an beiden Stellen wichtiges passiert, sieht man öfters mehrere Perspektiven am selben Ort. Ein wenig schade auch, dass der Timer immer wieder ein paar Minuten auslässt, was für die US-Werbung einberechnet wurde. Hätte man meiner Meinung nach nicht unbedingt berücksichtigen müssen. Doch die Serie entwickelte sich Folge für Folge und wurde besser und besser. Die Charaktere überzeugen zum großen Teil und wurden mit passenden Schauspielern besetzt. Außerdem wird für einiges an Spannung gesorgt. Die immer wieder einmal eingeblendete Uhrzeit mit ihrem passenden Geräusch sorgt zusätzlich für den Nervenkitzel. Außerdem gibt es ausreichend viele überraschende Wendungen.
Zwar sind diese gelegentlich vorhersehbar (wie die Hammerwendung gegen Ende), was aber kaum stört da es den Zuschauer dennoch wie einen Schlag trifft.
Das Ende wird einerseits ein wenig zu offen lassen, überzeugt aber mit schonungsloser Realität und hinterlässt einen nachdenklichen (End-)Eindruck.
Trotzdem ist "24" in der ersten Season für mich auf der Skala "nur" eine knappe 8. Dies liegt hauptsächlich an ein paar Storyschwächen. Als Kim gegen Mitte der Staffel schon wieder gekidnappt wird, kann man angesichts der fast schon Dussligkeit der Cops nur die Hände über den Kopf zusammenklatschen. Außerdem entbehrt es jeder Logik das selbige zuvor im Haus ihres Retters von dessen Kumpanen festgehalten wird, damit der in Ruhe seinen Deal durchzieht. Der Gedächtnis-Verlust-Part von Teri Bauer lenkte außerdem ein wenig ab.
Abgesehen von kleinen Storyschnitzern sorgt "24" dennoch für viel Atmosphäre, Realismus und Reiz, so dass im Gesamtbild eine gute erste Staffel übrig bleibt.

8 / 10


Season 2 :

Nachdem nun bei RTL II vor wenigen Wochen die letzte Folge der ersten Staffel lief, konnte ich - obwohl ich die Serie "nur" gut fand und nicht unbedingt so überragend - nicht mehr warten bis im nächsten Jahr (2004) die zweite Staffel in Deutschland ausgestrahlt werden sollte. So legte ich mir kurzfristig die englische DVD-Box zu - und wurde nicht nur nicht enttäuscht:
In der ersten Folge gibt es anfangs kurze Verwirrung. Kim schien im ersten Augenblick ein, schon einige Jahre altes, Kind bekommen zu haben. Meinem Wissen nach sollte die zweite Season jedoch nur 1 Jahr später spielen. Schnell klärt sich jedoch auf das Kim nur den Babysitter spielt. Anfangs hatte ich bei ihrem Teil der Story allerdings ein etwas befremdliches Gefühl, da der Vater der Familie so urplötzlich austickt und Kim ruckzuck in Schwierigkeiten steckt. Vielleicht hätte man dies nicht ganz so plötzlich geschehen lassen sollen. Selbiges bei der Episode um Kate Warner. Auch auf die anderen Personen bezogen beginnt die Serie anfangs noch eher solide.
Im Laufe der Episoden steigert sich die Serie jedoch recht schnell. Die alten Charaktere gewinnt man wieder schnell lieb, genauso wie die neuen Darsteller. Tatsächlich wird überraschenderweise jeder einzelne Charakter dem Zuschauer mehr oder weniger schnell sympathisch, und so reißt es einen schon sehr mit wenn der ein oder andere sich als Bösewicht entpuppt oder draufgeht.
Zudem punktet "24" mit noch mehr überraschenden und von einer Sekunde zur anderen geschehenden Wendungen. Dazu zählte für mich u.a. die plötzliche Hinrichtung eines Zeugen durch Jack um sich schnellstmöglich einzuschleusen, die Erschießung von "Syed Ali" oder (wenn auch ein paar Sekunden vorher schon geahnt) der Wechsel zum bösen Buben von Kate Warner's Schwester.
Fast schon herzzerreißend ist auch die kleine dramatische Einlage gegen Mitte der Staffel bezogen auf das "letzte" Gespräch zwischen Jack Bauer und seiner Tochter Kim.
Dabei sei gleich anzumerken welch weit höhere Spannung "24" in der zweiten Staffel besitzt dank der noch besseren Story. Die Suche nach der Atombombe bleibt durchgehend interessant und verfolgt man mit schnellem Herzklopfen. Auch die Szene in der Syed Ali von Jack verhört wird, versetzt dem Zuschauer schwitzige Hände.
Sehr schön auch das der Film alles andere als Klischees bedient. Zwar ist auch die zweite Staffel nicht völlig frei davon, sehr viele, auch in anderen Filmen und Serien zu sehende Ereignisse, heben sich jedoch in Sachen Umsetzung weit davon ab. Dazu zählt u.a. die Selbstverteidungsszene von Kim gegenüber Gary.
Das Ende wartet zudem mit einem noch größeren Cliffhanger auf als in der ersten Season und hinterlässt auch hier wieder einen schockierenden und damit sehr guten Eindruck.
Die zweite Staffel lässt sich im Großen und Ganzen mit einem Wort beschreiben: Grandios! Hier stimmt einfach alles: sehr gute Story, spitzen Charaktere von vorn bis hinten, klasse Soundtrack und eine nervenzerrende Spannung mit hübschen Cliffhangern am Ende jeder Folge. Knapp, aber verdient die Höchstwertung.
Abgesehen davon bin ich Darüber froh, mir die englische DVD-Box besorgt zu haben, da die Serie so gleich im originalen Widescreen-Format zu bewundern war. Außerdem sorgten auch die Originalstimmen für viel Atmosphäre. Allein wie Kiefer Sutherland am Beginn einer jeden Folge sagt "The following takes place..." verursacht fast schon Gänsehaut.

10 / 10


Season 3:

Es wird langsam zur Tradition: Immer im Spätsommer, wenn in England die nächste Staffel veröffentlicht wird heißt es wieder rund anderthalb Wochen Spannung mit "24".
Die Erwartungen waren nach der geradezu äußerst guten zweiten Staffel recht hoch. Trotzdem hat sich unsereins versucht zurückzuhalten, um nicht am Ende enttäuscht zu werden, weil man keinen ähnlichen Hammer wie letztes Jahr zu sehen bekommt.
Tatsächlich beginnt die dritte Staffel erst einmal wie die ersten beiden: solide. Die ersten Episoden machen den Zuschauer mit der Charakterzeichnung und den aktuellsten Änderungen bekannt. Der Zuschauer erfährt das Tony und Michelle nun verheiratet sind (bei der Turtelei der beiden in Staffel 2 hat man geahnt und auch gehofft, dass die beiden sich näher kommen). Kim arbeitet nun auch bei der CTU - eine anfangs etwas ungewohnte Situation an die man sich schnell gewöhnt. Jack mußte bei einem Einsatz zu Drogen greifen und kämpft nun stets dagegen an sich einen Schuß zu versetzen. Kim hat einen neuen Freund namens Chase, der zugleich Jack's Partner ist.

Für meinen Geschmack begann die erste Episode etwas zu plötzlich. Der Spitzbube Ramon (Joaquim de Almeida aus "Desperado") killt gleich zu Beginn seinen Anwalt. Damit ist man irgendwie zu schnell wieder im Geschehen drin. Es kommt einem vor, als würde man schon Folge 3 schauen. Außerdem hält der solide Beginn überraschend lange an. Man befürchtet im Laufe der ersten Episoden, dass die Serie nicht mehr besser wird. Zweifelsohne hat man wieder so etwas wie ein "24"-Feeling, dennoch vermißt man das gewisse Etwas. Dies liegt auch an den Szenen mit den spanischen Spitzbuben, dessen Szenen nur leichte Spannung vermitteln.
Die Endszene, in der sich herausstellt, dass Gael in der CTU arbeitet ahnt man fast schon voraus, als sich selbiges bestätigt. Ein netter Cliffhanger, bei dem man an die letzte Season denken muß, in der sich einige Leute plötzlich als Bösewichter entpuppten. Glücklicherweise fährt die dritte Staffel diese Schiene jedoch nicht weiter. Es wäre etwas schade und unglaubwürdig gewesen, wieder eine Person nach der anderen zum Bad Guy zu offenbaren. Stattdessen setzt die Staffel auf den gewohnten Effekt, dass jeder in "24" sterben kann. Sogar die Charaktere, die schon in der ersten Staffel mitspielten. Dazu gehört Szene, in der Tony durch einen Schuß am Kopf verletzt wird. Die Einstellung, in der er am Boden liegt - das Blut von seinem Kopf herunterlaufend - hat schon leicht schauderhaftes und man fiebert richtig mit. Dazu gehören auch viele Storyelemente, u.a. die Szene, in der der Virus - hier noch als Pulver vermutet - durch einen Riß in der Plstiktüte freigesetzt wird.

Überraschend ist außerdem der Actiongehalt der dritten Staffel. Noch nie gab es so viele Explosionen, die zudem recht imposant, aber nicht übertrieben wirken.
Etwas störend wirkt sich die Story mit Ramons Bruder und dessen Geliebter Claudia aus. Letztere kann nicht vollständig überzeugen. Ihr Schauspiel, als sie z.B. mit Jack redet und ihm vorwirft nicht ehrlich gewesen zu sein, kommt nicht ganz glaubwürdig rüber. An den restlichen Schauspielern ist jedoch nichts auszusetzen. So ziemlich alle bringen eine glanzvolle Darstellung auf den Bildschirm.
Die Darstellerin der neuen CTU-Agentin Cloey geht einem zwar ein wenig auf den Geist - wie auch einigen CTU-Agenten - aber dies scheint gewollt.
Sehr begrüßen tut man auch die Wiederkehr von Kate Warner. Leider ist sie lediglich zu anfang und nur etwa eine Minute zu sehen. Bleibt abzuwarten ob man sie in der nächsten Staffel öfter zu sehen bekommt.
Außerdem gibt es ein unerwartetes Wiedersehen mit dem totgeglaubten Ex-Agenten Stephen Saunders, der in der ersten Season draufging. Die meisten werden sich allerdings sicher nicht mehr daran erinnern.

Über die Logik läßt sich gelegentlich streiten:
Obwohl Chase eigentlich schlimmer gefoltert wird, als seinerzeit Jack, schafft er es doch etwas zu schnell wieder auf die Beine zu kommen und in Einsätzen mitzumischen.
Das Jack das Glück hatte, dass beim russischen Roulette-Spiel im Gefängnis genau zu dem Zeitpunk die Kugel im Lauf war, als er den Oberfiesling erschoß, kann man durchgehen lassen. Das exakt zu dem Zeitpunkt auch noch die Verstärkung reinplatzt ist allerdings doch eine Spur zu viel zugespielter Vorteil.
Aufgrund des Tempos und anderer Pluspunkte hat man jedoch gar nicht groß Zeit darüber nachzudenken.
Storymäßig gibt es zudem nach dem ersten Drittel eine größere unerwartete Wendung, die den Zuschauer sehr überrascht und ihm ein ganz anderes Bild der gesamten ersten Folgen vermittelt.

Die dritte Staffel fällt außerdem in der letzten Folge ohne einen echten Cliffhänger aus; ein paar passive haben sich dagegen nicht vermeiden lassen. So wird der Zuschauer über einige verkraftbare Dinge im Dunkeln gelassen, was z.B. Gael's Frau angeht, die Stephen Saunders erschoß (was jedoch nicht direkt negativ ist).
Weiterhin muß man wohl Staffel 4 abwarten um zu erfahren was mit dem Präsidenten geschieht und ob Tony wirklich für längere Zeit im Gefängis landet. Es wäre schade ihn nicht mehr in der nächsten Season zu sehen.
Überhaupt sorgt die romantisch-dramatische Geschichte zwischen ihm und Michelle Dessler für einen schönen Nebenstrang.

In Sachen Spannung hat es auch die dritte Staffel wieder drauf: Besonders in der zweiten Hälfte wird es in jeder Folge händeschweißtreibend. Die Story schlägt die typischen Haken und bietet wieder einiges an Überraschungen; bleibt dabei weitestgehend sehr logisch. Schauspielerisch gibt es ebenfalls (fast) nichts auszusetzen.
Auch wenn der dritten Staffel nicht ein ähnlich großer Wurf wie der zweiten Season gelingt, schafft Sie es, den Zuschauer wieder durchgehend bei der Stange zu halten.
Anfangs noch etwas beängstigend "passabel", rappelt Sie sich später zu gewohnter Form auf.

Die Wartezeit auf Staffel 4 wird nicht leicht...

Noch eine persönliche Anmerkung: Das Geräusch, welches sich nach Beendigung eines Rückblickes zu anfang der Folgen nach hinten in die Surrounds durchzieht verursachte bei mir (fast) jedesmal eine Gänsehaut. Einfach ein Hammer!

9 / 10

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