„Octalus“ ist eine spaßige Fischsuppe, deren Zusammensetzung sich liest, wie ein Who is Who des ambitionierten Monsterfilmes. Kenner werden sich an „Alien“, Predator“, „Virus“ oder auch „Deep Star Six“ erinnert fühlen. Weitere Vergleiche zu finden, fällt nicht schwer, wenn man auf diesem Genre bewandert ist. Dies spricht nicht unbedingt für Qualität, vor allem wenn man an die unzähligen billigen Videopremieren mit ähnlichem Sujet denkt. Da der Film von 1998 ein wenig untergegangen ist (sic!) und sich auch bei Genrefreunden meist nicht in guter Erinnerung befindet, lässt Schlimmes erahnen. Wenn man sich zudem das billige Cover der DVD anschaut, wird man wohl noch mehr an der Qualität des Streifens zweifeln. So weit, so falsch!
„Octalus“ ist von Stephen Sommers, dem Mann, der einige Jahre später dem altehrwürdigen Mumien-Film frisches Leben einhauchen sollte. Was als Lichtstreifen am Horizont dieses Monster-Movies beginnt, entpuppt sich als wahrer Geheimtipp, denn die Überraschung ist schon groß, wenn man sich „Octalus“ letztlich zu Gemüte führt: Der Film macht von der ersten bis zur letzten Minute Spaß, obwohl das Script von der Stange ist, das Budget zwar ordentlich, aber für Hollywood sicherlich nicht spektakulär war und die Darsteller nicht sonderlich bekannt. Doch eins nach dem anderen....
Das Drehbuch ist weder originell noch fintenreich. Es enthält alle Zutaten (negativ formuliert Klischees), die es braucht einen nautischen Monster-Reißer zu erschaffen. Riesiges Tentakel-Monster übernimmt Schiff, schwer bewaffnete Jungs können erst gar nicht glauben, was sie da sehen, bevor ein ungleicher Kampf beginnt... So weit so gähn. Doch was Sommers daraus macht, ist eine erfrischende Hatz, die sich selbst nicht so ernst nimmt und den ganz einfachen Zweck hat, zu unterhalten. Und dies schafft „Octalus“ gerade wegen des (positiv formuliert) einfachen Drehbuchs. Keine Konzentration ist vonnöten, um der Story zu folgen, auch Toilettenpausen werfen den ambitionierten Seher nicht zurück. Trotz allem kommt Spannung auf, weniger was den Fortgang der Story angeht, sondern eher szenenspezifisch. Es macht schon Spaß zu sehen, wie sich die Protagonisten von der einen ausweglosen Situation in die nächste hangeln. Die Inszenierung von Sommers ist dabei höchst effektiv und kraftvoll. Er holt das meiste aus dem beschränkten Budget und dem einfachen Script. Es rummst und kracht an allen Enden und eine klaustrophobische Atmosphäre kommt dabei auch auf. Diese ist allerdings auch nicht zu bedrückend, um dem Zuseher den Spaß an dem Gesehenen zu nehmen, die Mischung stimmt einfach! Auch die Effekte machen Laune: Die Stages sehen sehr realistisch aus und lassen maritimes Katastrophen-Flair aufkommen. Die Monstereffekte, die beinahe komplett aus dem Computer stammen, sehen ordentlich aus und können sich auch heute noch sehen lassen (auch wenn man ganz klar sagen muß, dass es heute natürlich wesentlich besseres gibt). Kein Wunder, stammt doch das Creature Design von FX-Veteran Rob Bottin, der schon für „The Thing“ von John Carpenter arbeitete. Der Riesen-Octopus ist immer präsent und wenn er tatsächlich auf der Leinwand auftaucht, dann meistens nur die Fangarme. Dies ist sehr effektiv, denn wenn man das ganze Viech dann mal zu Gesicht bekommt, merkt man doch ein wenig, dass die CGI-Effekte damals noch nicht so weit waren, wie heute. Zudem gibt es auch noch schön altmodische Goreefekte (die überraschenderweise überaus explizit ausgefallen sind), die auf altmodischer FX-Kunst basieren und dabei sehr gut aussehen. Alles in allem wurde das Budget also genau in die richtigen Stellen investiert.
Dies kann man auch von den Darstellern sagen. Keine Stars sind an Bord, dafür viele bekannte Gesichter, die ihre Sachen sehr gut machen. Die beiden bekanntesten Schauspieler sind dabei Treat Williams als raubeiniger Kapitän und Famke Janssen als schlitzohrige Gaunerin. Alle Darsteller füllen ihre Reißbrettrollen sehr gut und auch mit Augenzwinkern aus, dass es eine Freude ist, ihnen zuzusehen. Jede Rolle entsprich einem Klischee, das man aus zig anderen Filmen kennt, wird aber professionell verkörpert. Zusammen mit dem Script und der gelungenen Inszenierung ergibt dies eine überaus annehmbare Mischung, die zumindest Genrekenner voll überzeugen kann.
„Octalus“ führt ein Schattendasein, auch unter Genrefreunden, allerdings völlig zu unrecht. Wer Gefallen an den Filmen findet, die hier als Vorbild genannt wurden, der sollte sich von dem billigen Cover der Universum Film-DVD nicht abschrecken lassen und einen Blick riskieren. Eine Enttäuschung dürfte der Seher nicht erleben, schließlich bekommt er eine schmackhafte Bouillabaisse serviert mit guten Darstellern, spannender Reißbrett-Story und überraschend expliziten Gore-Effekten. Also: ran an die Löffel, Suppe fassen!
Fazit:
7,5 / 10