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Dass Johnny Weissmuller als „Tarzan“ bereits zwei Jahre nach seiner Premiere in dieser Rolle mit „Tarzans Vergeltung“ ein neuerlicher Auftritt im Dschungelkostüm gewährt wurde, ist eindrucksvoller Beweis dafür, dass letzten Endes nicht Kritiker über Erfolg oder Misserfolg eines Filmes entscheiden, sondern ganz allein die Reaktion des Publikums dafür ausschlaggebend ist, ob ein Film für das Produktionsstudio rentabel ist oder nicht. Und Metro-Goldwyn-Mayer konnte im Falle des „Tarzan“-Franchises getrost die teilweise vernichtenden Kritiken missachten, denn die Kinogänger hatten in Tarzan und Jane zwei Helden gefunden, deren Abenteuer sie in fremde Welten entführen sollten und denen sie sich gerne hingaben.

Harry Holt (Neil Hamilton) – früherer Begleiter von Jane Parkers Vater – ist gemeinsam mit seinem Partner Martin Arlington (Paul Cavanagh) in den Dschungel zurückgekehrt, um den Elefantenfriedhof, den er bei seinem letzten Aufenthalt im Dschungel gemeinsam mit Parker entdeckt hatte, aufzusuchen und das wertvolle Elfenbein zu bergen. Doch nicht nur das Elfenbein, sondern auch seine Liebe zu Jane (Maureen O’Sullivan) führte ihn zurück in die Welt Tarzans (Johnny Weissmuller): Er möchte seine Geliebte dazu überreden, mit ihm zurück in die Zivilisation zu kommen… doch von beiden Vorhaben ist Tarzan alles andere als begeistert…

Die Regisseure Jack Conway und Cedric Gibbons bedienen sich hier einer ähnlichen Ausgangssituation wie im ersten Teil und dennoch vermag der Stoff, das Publikum erneut zu fesseln. Es bewahrheitete sich also bereits in den 30er Jahren: „Never change a running system.“ Und auch wenn die Aufschreie der Kritikerscharen erneut nicht lange auf sich warten ließen und die Zensur-Institutionen gehörig die Schere ansetzen mussten (eine ausgedehnte Badeszene von Johnny Weissmuller und einer offensichtlich vollkommen nackten (!!!) Maureen O’Sullivan wurde 1934 dem Publikum vorenthalten), wurde „Tarzans Vergeltung“ zu einem Hit.

Und das ist auch alles andere als verwunderlich, denn Conway und Gibbons drehen im Vergleich zu „Tarzan the Ape Man“ ordentlich an der Spannungsschraube und bieten auch den exotischen Tieren und den gelegentlichen Kämpfen Tarzans mit diesen Tieren bedeutend mehr Screentime als es W.S. van Dyke im ersten Teil tat. Man sieht Tarzan mit Löwen, Tigern, Nashörnern und Krokodilen kämpfen und darf sich an den beeindruckenden Bildern erfreuen, wenn er eine Elefanten-Stampede anführt, um die Schändung und Plünderung des Elefantenfriedhofs zu verhindern. Und auch an humoristischen Einlagen wird nicht gespart. Großen Anteil an diesem leicht komödiantischen Anstrich hat dabei eine Figur, die in „Tarzan, der Affenmensch“ stiefmütterlich vernachlässigt wurde: die Schimpansen-Dame Cheetah. Mit gelungenen, slapstickesken Einlagen verbucht das Affenweibchen den Großteil der Lacher auf sich, nur gelegentliche Wortspitzen Janes und absurd komische Situationen, die Tarzan hervorruft, können noch annähernd an die Comedy-Klasse des Schimpansen heranreichen.

Häufig wird „Tarzans Vergeltung“ als die beste Verfilmung des Stoffes von Edgar Rice Burroughs hervorgehoben und auch mir bleibt nichts anderes übrig als zu konstatieren, dass Jack Conway und Cedric Gibbons mit ihrer Verfilmung den gesamten Reiz, den die Geschichte über den Mann, der im Dschungel lebt, ausmacht, hervorragend eingefangen haben. Wenn es überhaupt einen „Tarzan“-Film gibt, der zum Pflichtprogramm für jeden Filmfreund gehören sollte, dann dürfte es „Tarzans Vergeltung“, der frühe Höhepunkt des „Tarzan“-Franchises, sein. 8/10

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