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Jackie Chan und Bruce Lee haben es durch ihre unverwechselbare Präsenz im Martial Arts Genre zu den Ikonen des asiatischen Kinos gemausert. Doch wer sich intensiver mit dem Hongkong Cinema befasst stolpert über weitere Superstars, deren Name in unseren Breitengraden leider teilweise nur noch den eingefleischten Easternfans ein Begriff sein dürfte... dazu gehört auch Sammo Hung.

Hung lernte von Kindheit an die Kunst des Kämpfens und verbrachte viele Jahre in der Peking Oper. Dort lernte er auch seine späteren Filmpartner Jackie Chan und Yuen Biao kennen, mit denen er in den 80’ern zusammen viele Genrebeiträge drehte, darunter auch die bekannten „Three Brothers“ Filme, wo man alle drei zusammen auf der Leinwand bestaunen kann. Doch Sammos Karriere begann bereits zu Beginn der 70’er Jahre, zuerst als Stuntman, später als Choreograph. Von seinen frühen Auftritten vor der Kamera dürfte sein Auftritt als Sparringsspartner von Bruce Lee in Enter the Dragon wohl zu den Bekanntesten gehören. Nach Lee’s Tod war er außerdem für einen Teil der Actionszenen in dem Flickwerk Game of Death beteiligt, der neben unveröffentlichtem Originalmaterial von Bruce Lee auch neu gedrehtes Material enthielt. Sein Debüt als Regisseur und Hauptdarsteller gab Sammo Hung in dem zu Grunde liegenden Film „Iron Fisted Monk“ aus dem Jahr 1977.

„Iron Fisted Monk“ ist auf den ersten Blick ein ziemlich gewöhnlicher Eastern, der auf einer für jene Zeit typischen Geschichte um Rache und Tyrannei aufbaut: China wird beherrscht von der Mandschu Dynastie, deren Anführer mit Furcht und Angst das Volk unterdrücken. Dieses Leid muss auch der junge Husker (Sammo Hung) erfahren, als sein Onkel von gewalttätigen Mandschu erschlagen wird. Husker beschließt daraufhin dem Shaolin-Kloster beizutreten und deren Kampfkunst zu erlernen. Als er glaubt stark genug zu sein, verlässt er das Kloster und geht zurück in die Stadt. Dort treiben immer noch die gemeinen Mandschu ihr Unwesen, Husker will nicht länger wegsehen und erhebt sich gegen die Peiniger…

Der von Hung gespielte Husker ist eine typische Figur des Eastern. Ein gewöhnlicher Mann aus der Mitte des Volkes der sich gegen die Tyrannei erhebt. Damit verkörpert er eine starke Identifikationsfigur für die einfachen Menschen und gleichzeitig auch ein Idealbild gegen die Unterdrückung, die damals immer noch stark in den Köpfen vieler Chinesen verankert war. Auch Bruce Lee und andere bekannte Darsteller nutzen dieses Motiv in ihren Filmen immer wieder, was stark dazu beigetragen hat das viele Genrevertreter immer wieder eine ähnliche Geschichte erzählen.

„Iron Fisted Monk“ unterscheidet sich in diesem Punkt zwar nur marginal von anderen Filmen, gehört aber zweifelsohne zu den sehenswertesten Beiträgen die sich dieser Thematik widmen. Das verdankt man in erster Linie der einzigartigen Präsenz von Sammo Hung, der als junger Heißsporn ordentlich Eindruck schinden kann. Es ist schon erstaunlich wie dieser pfundige Kerl sich in Szene setzen kann und auch unmögliche Stunts scheinbar mühelos absolviert. Auf Tiefgang wird zwar weitestgehend verzichtet, dennoch gehört dieser Eastern zu den wenigen ernsten Filmen aus den Spät-70’ern – Comedy und Slapstick werden nur sehr dezenzt eingesetzt. Dadurch stellt sich ein weit intensiveres Erlebnis ein als bei den meist lockeren Kung Fu Komödien. Verstärkt wird dieser Effekt durch eine ziemlich explizite Gewaltdarstellung, bei der auch nicht davor zurückgeschreckt wird eine Vergewaltigung detailiert zu filmen. Für die westliche Vermarktung wurden diese Szenen allerdings teilweise wieder herausgenommen, ob man sowas sehen will bleibt dabei jedem selbst vorbehalten.

Im Gegensatz zu vielen Wald und Wiesenkloppern besticht dieser Film auch durch seine optische Gestaltung, da wären beispielsweise die für Hongkong-Verhältnisse aufwendig gestalteten Sets und die sehr gelungene Kameraarbeit zu nennen. Letztere fällt vor allem in den Kampfszenen auf, da die Kamera dicht am Geschehen ist und sich dynamisch mit den Kontrahenten bewegt. Viele andere Vertreter jener Zeit weißen hingegen nur statische Kameraperspektiven auf und schneiden hart zwischen Totale und Nahaufnahme. Sammos Gespür für mitreisende Bilder ist sensationell und das bei seinem Regiedebüt. Der Mann versteht sein Fach, was man nicht von jedem seiner Kollegen behaupten kann.

Zum durchweg gelungenen Gesamteindruck tragen natürlich auch die sehenswerten Kampfszenen bei, die wie man es von Sammo gewohnt ist, allesamt erstklassig umgesetzt wurden. Zwar wird noch nicht ganz die Klasse in punkto Choreographie erreicht, welche Sammo ein paar Jährchen später in dem Klassiker Warriors Two inszenierte, das tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Neben den obligatorischen Ausbildungsszenen, die erfreulicherweise recht kurz ausfallen, dominieren in erster Linie Zweikämpfe, bei denen verschiedene Kampfstile miteinander gemischt werden. Dabei wird das Zusehen nie langweilig denn immer wieder kommen andere Shaolin Tiertechniken zum Einsatz, mal mit mal ohne Waffen, immer auf dem hohen Niveau welches man auch aus späteren Filmen von und mit Sammo Hung kennt.

Fazit:
„Iron Fisted Monk“ ist Pflichtprogramm für jeden Fan von Sammo Hung und Liebhaber klassischer Kung Fu Filme. Das ernste Racheepos ist sehr stilsicher umgesetzt und besticht durch eine exzellente Choreographie und einen glänzend aufgelegten Hauptdarsteller. Auch wenn Sammos Referenzwerke Prodigal Son und Warriors Two noch einen Tick besser sind, wertet das dieses Klassiker des Hongkong Kinos nicht im Geringsten ab!

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