Albert "Cubby" Broccoli erweckte den sogenannten Anti-Bond Harry Palmer 1965 zum Leben. Mit "Ipcress - Streng geheim", damals von Sidney J. Furie inszeniert, schickte man Michael Caine ins Rennen. Man brachte es auf insgesamt fünf Filme, wobei man nicht mal annähernd die Erfolge, des eher unrealistischen Vorbildes James Bond, einfahren konnte. Doch mit Michael Caine, welcher es insgesamt auf über hundert Filme geschafft hat, hatte man ein brauchbares Zugpferd. Caine hat heute schon 74 Lenze auf dem Buckel, doch er denkt nicht daran sich faul vor den Ofen zu legen. "Peking Express" ging beim Publikum völlig zu Unrecht unter, denn Harry´s vierter Fall steht "Ipcress", dem besten Teil der Reihe, in fast nichts nach. Dabei war das Budget sehr knapp, Caine musste selbst als Produzent aushelfen und Regisseur George Mihalka (Blutiger Valentinstag) ist im Agentengenre nicht gerade bewandelt.
Agent Harry Palmer (Michael Caine) wird nach etlichen Jahren, in welchen er seinem Land stets treu diente, entlassen. Doch kurz darauf nimmt der Russe Alex (Michael Gambon) mit ihm Kontakt auf. Harry soll nach Russland kommen und für Alex ein abhanden gekommenes gentetisch gezüchtetes Virus namens Alorax wiederfinden. Harry nimmt den Auftrag aus Geldnot an und knüpft Verbindungen zu alten Bekannten. Hilfe erhält er von Nicolai (Jason Connery) und dessen Partnerin Natasha (Mia Sara). Aber es gibt noch mehr Parteien, welche hinter dem Alorax her sind. So gerät Harry mal wieder zwischen die Fronten und wird durch ganz Russland gehetzt. Auch Alex scheint nicht ganz ehrlich zu gewesen zu sein.
Der Agent Harry Palmer ist das krasse Gegenteil zu James Bond. Er war immer ein kleines Licht beim britischen Geheimdienst, hatte ein mieses Gehalt, Probleme seine Spesen abzurechnen. Außerdem war er nicht der Typ mit einem vorzüglichen Aussehen und er ist kein Superheld. Nur eines haben die beiden gemeinsam, denn auch Harry liegen die Frauen praktisch zu Füßen und er nutzt auch wirklich jede Gelegenheit dies auszukosten. Hier wird er von seinem neuen Chef entlassen, wegen sogenannter Sparmaßnahmen, auch sei er nun zu alt für den Dienst. Da kommt ihm der Auftrag von Alex gerade recht, denn er bietet Harry eine Viertelmillion Dollar an. Wenn Harry nur vorher gewusst hätte, auf was er sich da eingelassen hat. "Peking Express" wird mit einem dicken Augenzwinkern erzählt. Harry gibt seine trockenen Onliner zum Besten und ganz besonders die Russen bekommen ihr Fett weg. Die Autos sind Totalschrott, haben keine Gurte, qualmen wie Sau und ab und an gehen die Türen mal nicht auf. Der Gipfel ist jedoch das schrottreife Flugzeug, dass vor dem Abflug nicht mal betankt wird. Man fliegt soweit wie der Sprit reicht, um dann irgendwo in der Pampa zu landen. Manch ein Gag mag den gängigen Klischees über Russland entsprechen, witzig ist es trotzdem.
Nur in Punkto Action sollte man nicht viel erwarten. Zwei Verfolgungsjagden mit dem Auto, eine per Motorboot, kleine Shootouts, wobei der Showdown richtig krachig ausfällt und neben einer großen Explosion auch ein paar blutige Einschüsse bietet. Aber die "Palmer Files" waren noch nie auf Action ausgelegt, wobei sich leider bei "Peking Express" kleinere Durchhänger bemerkbar machen. Die Story ist nicht sonderlich originell, aber ungeheuer wendungsreich und von Mihalka recht spannend erzählt. Jede Partei ist nicht das, was sie zu sein scheint. Alte Freunde werden zu Verrätern, unsympathische Fremde zu Helfern. Jeder scheint Harry an den Kragen zu wollen, doch nicht alle wollen seinen Tod. Gedreht wurde dann wirklich in Russland. Da dieses Land nun mal eher monton ist, kann man keine Schauwerte erwarten. Das kalte Land zeigt sich von seiner realistischen Seite. Michael Caine, hier immerhin schon 63 Jahre alt, schlüpft zum vorletzten Male in die Rolle des Harry Palmer. Gewohnt charismatisch zieht er seine Nummer durch, nur diesmal wesentlich humorvoller. Trotz des hohen Alters nimmt man ihm den realistisch gehaltenen Agenten zu jeder Zeit ab. Mit von der Partie sind noch Jason Connery und Mia Sara.
Wer den Agentenfilm mag, kann an "Peking Express" ohne Befürchtungen heran gehen. Gute Darsteller, wendungsreiche Story, recht viel Humor und ein wenig Action unterhalten so ziemlich lückenlos über 100 Minuten. Nur ein paar kleine Durchhänger machen sich bemerkbar.