In den späten 80ern und frühen 90ern waren Martial Arts-Actioner made in USA eine heiß begehrte Ware in Videotheken. Da es zudem eine recht profitable Angelegenheit war, kam man auf die Unsitte die mehr oder weniger erfolgreichen Vertreter dieses Genres gleich noch fortzusetzen, um die Kuh auch weiterhin melken zu können. Dazu gehörte auch Karate Tiger 3 - Der Kickboxer mit unserem prügelnden Belgier Jean-Claude Van Damme. Der hatte allerdings auf eine Fortsetzung nicht so richtig Bock, werkelte darum nur etwas mit David S. Goyer am Skript herum und konzentrierte sich auf lukrativere Filme, um seine Hollywood-Karriere anzukurbeln. Goyer selbst, der u.a. für die Skripts von Mit stählerner Faust, The Crow 2, Dark City, Batman Begins sowie der Blade-Trilogy, wobei er beim letzten Teil selbst um Regiestuhl Platz nahm, verantwortlich ist, fabriziert hier storymäßig reinen Käse, den B-Movie-Ikone Albert Pyun (Cyborg) aber immerhin noch überwiegend unterhaltsam in Szene setzen kann.
David Sloan (Sasha Mitchell) führt die Karateschule, die seine Brüder gegründet haben. Sie starben beim Kickboxen in Thailand. Nur widerwillig erklärt sich David zu einem Schaukampf gegen den Champion (Matthias Hues) bereit, um mit dem Geld die Schule am Laufen zu halten. Als er unmittelbar nach seinem Sieg seinen Rücktritt erklärt, rächt sich der skrupellose Mr. Sangha (Cary-Hiroyuki Tagawa), brennt die Schule nieder und verletzt David schwer. Erst Xian (Dennis Chan), der alte Trainer seiner Brüder, kann ihn wieder auf Vordermann bringen. Tong Po (Michel Qissi), der schon seine Brüder tötete, tritt gegen Davids Kumpel an und bringt ihn fast um. David übt Revanche - auch an Mr. Sangha...
Mit den Kampfkünsten von Van Damme kann Sasha Mitchell (Brooklyn Kid) nicht ganz mithalten, sieht dafür aber nicht so schwul aus wie der Belgier im Vorgänger. Schauspielerisch ist er auch keine Offenbarung, gibt hier aber noch einen recht brauchbaren Kämpfer ab. Und mehr verlangt ein solcher Streifen auch nicht. Seine finale Nemesis stellt hier Michel Qissi (Leon) da, der hier abermals den sadistischen Tong Po verkörpert, auch wenn er diesmal etwas an Schrecken verloren hat. Doch für den Schurkenpart reicht es noch allemal. Begleitet wird er dabei von Hollywoods Allzweck-Schlitzauge Cary-Hiroyuki Tagawa (Mortal Kombat), der seinen Part routiniert über die Bühne zieht. Ebenso wie Qissi hat man auch Dennis Chan (Naked Weapon) in das Sequel importieren können, der auch hier den Lehrmeister solide spielt, wenngleich er weniger zu tun bekommt als im Vorgänger. Hinzu kommt dann noch der Deutsche Matthias Hues (Dark Angel), der als Fallobst im ersten großen Fight erhalten muss. Die weiteren Nebenrollen sind mit Peter Boyle (Taxi Driver), Vincent Klyn (Cyborg) und Vince Murdocco (X-Men 3) zufriedenstellend besetzt.
Zwar gibt es in Kickboxer 2 gerade mal drei große Fights, die sich aber sehen lassen können. Alle drei Konfrontationen sind ordentlich choreographiert worden und mit Blut wurde auch nicht gespart. Vor allem im zweiten Fight verarbeitet Tong Po die Visage von Davids Kumpel im Schaukampf regelrecht zu einem Pfund Hackfleisch. Auch der Showdown zwischen David und Po ist von der Inszenierung her nicht übel. Am Anfang werden die Fäuste wie im ersten Teil mit Glasscherben versehen und das Fratzengeballer ist dann auch recht kurzweilig, weshalb keine Langeweile aufkommt. Genretypisch kann Po unseren lokalen Hero natürlich zusammenfalten, der sich dann aber mit gutem Zureden vom Meister und Gedankenerinnerung wieder aufrichten kann, auch wenn er schon mehr Blut verloren hat als alle Opfer von Scream zusammen. Erstaunlicherweise kann er Po dann auch recht zügig die Batterien aus'm Schädel kloppen. Zum Schluss darf dann auch noch Sangha sein Fett wegbekommen.
Gehören die Fights eindeutig zur positiven Seite von Kickboxer 2, so ist die Handlung naturgemäß nicht das Gelbe vom Ei. Denn besagte Story hat man schon x-fach in anderen Prügelstreifen gesehen - teilweise sogar dann besser serviert. So schwächen vor allem die emotinalen Sequenzen die Chose ungemein. So verlangt David von seinen Schülern keine Knete, obwohl er mit seinem Schuben kurz vor der Insolvenz steht. Stattdessen wirft er bei seinen Lehrungen mit gut gemeinten Weisheiten um sich, die jedoch die Horizonte der Kiddies noch übersteigen dürften. Nachdem seine Schule abgefackelt, ein Schüler drauf geht und er selbst angeschossen wurde, hat er selbstverständlich erstmal zu überhaupt nix Bock. Rettung naht dann aber von Xian, den Sangha über den Pazifik geholt hat, damit er David für den Fight gegen Po bereit macht. Freilich hat Xian davon keinen Plan und möbelt somit David im guten Glaube auf, ehe Tong Po aufkreuzt und den titelgeilen Freund von David auf brutale Weise die Flausen aus dem Kopf treibt. Zufälligerweise hat Po auch noch Davids Brüder umgenietet, weshalb Sangha auf die Wiederherstellung der Familienehre drängt.
Vergleicht man den Film mit dem Vorgänger, so muss das Sequel in Sachen Location klar den Kürzeren ziehen. Auch der Endkampf besitzt nicht mehr die Exotik wie sein Patent im Original. Stattdessen gehen David und Po in einem simplen Boxring aufeinander los. Das ist zwar immer noch eine brauchbare Kulisse, besitzt aber nicht mehr die dichte Atmosphäre wie der Austragungsort in Karate Tiger 3 - Der Kickboxer. Hinzu kommt noch etwas mittelmäßige 80er Jahre-Mucke, die das Szenario nicht so gut aufwerten kann, wie die asiatischen Klänge. Die Trainingseinheiten mit Xian und David sind hier auch nicht mehr so bedeutend, wie sie es im Vorgänger noch waren, halten sich dafür dann aber immerhin im Rahmen. In Backflashs wird dann noch mal der Mord an Davids Bruder gezeigt, der wie alles, nur nicht wie Van Damme ausschaut.
Mit klaren Abstrichen im Handlungs- und Locationbereich, kann Kickboxer 2 jedoch vor allem mit seinen Martial Arts-Sequenzen unterhalten. Dass die Vertreter dieses Genre eh noch nie zur niveauvollen Filmkunst gehört haben, dürfte wohl kein Geheimniss sein, weshalb der Film kurzweiliges Fratzengeballer-Entertainment bietet - nicht mehr und nicht weniger!