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Wie groß die Schritte technischer Entwicklungen in den Pixar-Produktionen waren verdeutlicht der 1989 entstandene „KnickKnack“, der aus den Fehlern seines Vorgängers „Tin Toy“ offensichtlich gelernt hatte und keinen menschlichen Charakter präsentiert. Klassische Cartoons dauerten knackige sieben bis acht Minuten doch im digitalen Zeitalter muss natürlich alles noch schneller gehen, so beschränken sich die Pixar-Shorts und die meisten anderen einschlägigen Produktionen auf spärliche drei bis vier Minuten. Im Falle des neuesten Kurzfilms des Studios, „Lifted“ funktioniert dieser äußerliche Rahmen perfekt doch „KnickKnack“ kommt nicht über eine starke Optik hinaus. Zu schwach und substanzarm ist die Geschichte vom Schneemann, der aus seiner Schneekugel ausbrechen will und sich dabei skurriler Methoden bedient.

John Lasseter tobt sich aus, geht in zahlreichen Details an die Grenzen der Möglichkeiten, missachte sie aber nicht ungeschickt. So beeindruckt zum Beispiel die organische Visualisierung der tobenden Schneeflocken oder die spektakuläre Szene, in der die Kugel vom Schrank fällt, wo Lasseter mit intelligenter Kameraführung bereits die actionreichen Dimensionen der späteren Produktionen andeutet. Typisch ist auch das leicht zynische, verschmitzte Ende ausgefallen, welches keine einfache Lösung vorheuchelt und den Schneemann immer sichtlich verärgert in seiner Kugel zurücklässt. Dramaturgisch arbeitet der minimale Handlungsverlauf auf die Schlusspointe hin, das Tempo wird jedoch nicht künstlich gesteigert und die volle Gewichtung des Kurzfilms eben doch nicht auf den Schlussgag gelegt. Manchmal ist schon der Weg das Ziel.

In dem einfachen, cartoonesken Design der Figuren, neben dem Schneemann treten einige schöne Randfiguren auf die seine Ausbruchsversuche mitverfolgen, versteht sich der Film offensichtlich als Verbeugung vor den legendären Looney Tunes und Merrie Melodies, jene Cartoons, mit denen Warner jahrzehntelang riesige Erfolge erzielte. Schon die Credits erinnern in ihrer Gestaltung an die späten Cartoons von F. Freleng, die Figuren und die slapstickhafte Situationskomik könnten direkt aus der Feder des legendären Chuck Jones stammen. An jene Cartoons ist auch das leuchtende Farbspektakel angelehnt das den kindlichen Charakter unterstreicht.

Fazit: Verspielte Bildkompositionen treffen auf feine technische Errungenschaften und diesmal lehnt sich Lasseter nicht zu weit aus dem Fenster. Bis zum bedeutenden Meisterwerk „Toy Story“ blieb „KnickKnack“ seine letzte Regiearbeit – obgleich die inszenatorische Brillanz zu begeistern weiß, schmerzlich vermisst man einen emotionalen Bezug zur Story. Leider bleibt der vierte Pixarfilm merkwürdig seelenlos…

5,5 / 10

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