Mit „Geri’s Game“ ging der Oscar für den besten animierten Kurzfilm bei der 1998 an Pixar, die die begehrte Trophäe bereits einige Jahre zuvor mit dem richtungweisenden „Tin Toy“ gewannen. Doch waren die älteren Kurzfilme nichts weiter als eine freundliche aber bestimmte Ankündigung der digitalen Revolution, so hatte sich zur Produktionszeit von „Geri’s Game“ einiges geändert. Nach dem Welterfolg mit „Toy Story“ stand man kurz vor der Veröffentlichung des zweiten Langfilms „Das grosse Krabbeln“. Man hatte bei Pixar also das Erzählen von Geschichten gelernt, wovon vorliegender Kurzfilm (der übrigens im Kino als Vorfilm zum Käferblockbuster lief) enorm profitiert. Schon „Red’s Dream“ von 1987 hatte bewiesen, wie leichtfertig das Team um Lasseter Emotionen erzeugen konnte, selbst wenn man nur mit leblosen Gegenständen als Protagonisten arbeitet. Doch „Geri’s Game“ entfaltet eine bisher ungeahnte Herzigkeit, die es so im computeranimierten Film noch nicht gegeben hatte und noch wichtiger ist die gelungene Animation eines menschlichen Charakters. War dieser Versuch in „Tin Toy“ noch glorios gescheitert, umso besser gelingt es fast ein Jahrzehnt später. Im Vergleich zum klassischen Zeichentrickfilm zwar immer noch wenig facettenreich, kann Hauptcharakter Geri wenigstens mit einer liebevoll gestalteten Mimik glänzen. Clever, dass man sich als Protagonist einen alten Mann aussuchte, denn durch die Themenwahl werden schnelle Bewegungsabläufe und komplizierte Szenenwechsel grundsätzlich vermieden.
Im Gegenteil, der Film hält über die komplette Laufzeit ein ruhiges und bedächtiges Tempo, nimmt sich die nötige Zeit für die Entfaltung der originellen Grundidee und kommt einmal mehr ohne ein gesprochenes Wort aus. Auch kein anderer Nebencharakter tritt auf, nicht einmal in Erscheinung eines Statisten. Mit harmonischen Akkordeonklängen lullt die lockere Atmosphäre den Zuschauer schon bald ein und zeigt uns einen unspektakulären, hererwärmenden Ausschnitt aus dem Lebensabend eines schrulligen alten Mannes, der trotz seiner Einsamkeit nicht verbittert erscheint. So funktioniert der Film auf mehreren Ebenen und bietet unterschiedlich positionierte Reize für Kinder sowie für Erwachsene. Die lebensbejahende Botschaft kommt dabei keineswegs mit dem Holzhammer, wird subtil vorgetragen, erschließt sich vielleicht vollends erst im zweiten oder dritten Durchgang. Diese Leistung ist die vielleicht schwierigste, die ein guter Animationsfilm zu meistern hat. Erwachsene Zuschauer können sich an der durchdachten Farbdramaturgie erfreuen, die vornehmlich gedeckte Töne verwendet und sich so dem rustikalen Kleidungsstil des Rentners anschmiegt. Den Hintergrund bildet ein herbstlicher Park, dessen Bäume ihre Blätter fallen lassen und die Vergänglichkeit allen Lebens zeigen. Geri scheint zu wissen das er nicht mehr lange Zeit hat auf Erden doch er ist mit sich im Reinen, hat gelernt, auch die kleinen Augenblicke zu schätzen.
Fazit: „Geri’s Game“ gehört zu den ersten Höhepunkten im Schaffen im mittlerweile recht umfangreichen Pixar-Repertoire. Regisseur Jan Pinkava inszenierte jüngst den sowohl bei Kritik als auch beim Publikum sehr erfolgreichen „Ratatouille“ und inszenierte mit diesem Kurzfilm sein äußerst ansehnliches Gesellenstück.
08 / 10