Gottes Gesetz steht über dem Gesetz der Menschen. Während es vor ihm keine Rechtfertigung für Böses gibt, steht uns im irdischen Justizsystem ein Anwalt bei. „The Confession - Das Geständnis" baut seine Handlung auf dieser Grundüberlegung auf, vermag dennoch auf inhaltlicher Ebene nicht wirklich zu überzeugen.
Die Story: Als der orthodoxe Jude Harry Fertig (großartig: Ben Kingsley) durch mangelndes Pflichtbewusstsein vom Krankenhauspersonal der Notaufnahme seinen Sohn verliert, übt er kaltblütige Rache: Er erschießt die drei Verantwortlichen und stellt sich anschließend, um für seine Sünde zu bezahlen. Der aufstrebende Anwalt Roy Bleakie (Alec Baldwin) übernimmt den Fall und soll im Auftrag von Fertigs Chef eine Erklärung zur Unzurechnungsfähigkeit seines Mandanten entgegen dessen Willen durchsetzen. Zunehmend wird jedoch deutlich, dass hinter dem niedrigeren Strafmaß noch andere Intentionen stecken, die Bleakie in einen Gewissenskonflikt zwischen Moral und Karriere bringen...
Was sich wie eine äußerst komplexe Charakterstudie anhört, verliert sich leider durch eine behäbige Inszenierung in Langeweile. Allein schon die mit zwei Handlungssträngen parallel erzählte Exposition ist eher umständlich denn strukturiert. „The Confession" ist sehr dialoglastig geraten und die Story um Schuld und Sühne tritt lange Zeit auf der Stelle, bis nach knapp 80 (!) Minuten eine Wendung dafür sorgt, dass der Film noch einmal an Brisanz und Spannung gewinnt. Alec Baldwin müht sich in seiner Rolle als moralisch auf der Probe stehender Anwalt zwar redlich und trägt den Film solide, doch Ben Kingsley stiehlt ihm mit seinem eindringlichen Spiel, welches an seine oscarprämierte Rolle von "Gandhi" angelegt scheint, die Schau. Die eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen Anwalt und Frau des Mandanten wirkt wie ein ausgelutschtes Klischee und überflüssig, da auch hier niemals die emotionale Unterkühltheit und Nüchternheit, mit dem diese moralinsaure Attacke auf das Gewissen und die Moral - welche von Serien- und TV-Film-Regisseur David Hugh Jones („Chicago Hope") inszeniert ist - überwunden wird. Was bleibt ist ein äußerst zähflüssiger Film mit einigen lobenswerten Ansätzen und guten Darstellern.
Fazit: Gerichtsfilm meets Thrillerdrama mit stetig erhobenem Zeigefinger. „The Confession" kann dramaturgisch aufgrund von Elegie und zahlreichen Löchern im Plot nur partiell mit seinem ernsthaften Thema punkten, lässt jedoch zumeist spannungsarm die guten Akteure auf weiter Flur allein.