Andreas Baader war neben Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Ulrike Meinhof Gründungsmitglied der terroristisch-linksextremen Rote Armee Fraktion RAF, welche aus einem radikalen Flügel der Studentenorganisation "Außerparlamentarische Opposition" (APO) entstand. Die Mitglieder der RAF wollten eine Abkehr vom Imperialismus bewirken, vom als faschistisch angenommenen Kapitalismus, der die Studentenunruhen von 1968 zur Folge hatte. Morde, Brandstiftungen und Bombenanschläge gingen auf ihr Konto, bevor sich die Gründungsmitglieder um Andreas Baader nach einer gescheiterten Freipressung in der JVA Stuttgart suizidierten. Ein turbulentes Stück Zeitgeschichte also, welchem sich Regisseur Christopher Roth da annimmt.
Er porträtiert das Leben von Andreas Baader (dargestellt von Frank Giering, „Absolute Giganten") im Zeitraum von 1967 bis 1977, sein Leben und Wirken bis zu seinem Tod. Dabei hält sich Roth nur bedingt an Fakten: Er mixt reale Zeitdokumente (meist Tonaufnahmen) mit Spiel-Szenen (auch fingierte Archivaufnahmen gehören dazu) und zeichnet Baader als aufbrausenden Proleten, der gerne grob und beleidigend zu Menschen in seiner Umgebung ist und durch eine Kippe im Mundwinkel betont lässig wirken will. Beim Wollen ist es dabei geblieben: Frank Giering kauft man diese Rolle einfach nicht ab. Und die Figuren im ihn herum - allen voran Laura Tonke (Farland", 2004) als Gudrun Ensslin - dürfen einzig papierne Revolutions-Phrasen von sich geben. Eine psychologische Charakterzeichnung kann man unter dieser cool-rebellischen Fassade nicht ausmachen.
„Baader" greift beliebig Stationen aus dem Leben der RAF-Terroristen heraus und arbeitet sie ab, ohne jemals zu einem homogenen Erzählrhythmus zu finden. Aufgrund mangelnder Exaktheit und seiner Fiktionalität - was Roth in Interviews betont - ist „Baader" auch nicht als ernsthaftes Zeitdokument, sondern als Gangsterfilm zu verstehen, der auch vor Klischees (Gangsterbraut und Machogetue) nicht zurückschreckt. Das offenbart sich besonders beim finalen, überstilisierten Schusswechsel mit Zeitlupe, den es in der Biografie Baaders nicht gegeben hat. Doch dieser setzt nur die vorhergegangene Statik des Films fort: Echte Actionszenen gibt es nicht und Tempo wird einzig durch abgehakt wirkende und unverhoffte Szenenwechsel zu vermitteln versucht. Schade drum, denn aus dem turbulenten Leben der RAF-Gründungsmitglieder hätte man sicher einen packenden Film machen können.
Fazit: Schwerfällige Räuberpistole basierend - aber wirklich nur: basierend - auf wahren Begebenheiten. „Baader" wirkt in seinem Rhythmus unausgegoren und offenbart inhaltliche Armut aufgrund der eindimensionalen Charaktere. Interessant, ja, aber leider nicht wirklich gelungen, da dem Film jegliche Relevanz fehlt.