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Feuer, Frauen, Schmackofatz – Die drei Unheil bringenden F’s im Leben eines jeden Mannes

Es ist ja als offenes Geheimnis anzusehen: Sobald eine Frau Einzug in das Leben eines Mannes hält, hat nicht nur der Mann selbst (mittel- bis langfristig) darunter zu leiden, sondern in erster Linie auch seine Männer-Clique. Das ist heute so, das war vor einem halben Jahrhundert so, und es war – schenkt man dem italienischen Filmemacher Pasquale Festa Campanile Glauben – auch bereits in jenen Zeiten, als die Frauen noch Schwänze hatten, so.

Wann diese Zeit genau war, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen, da die Anthropologie wohl gerade in jenem Zeitraum eine wohlverdiente Mittagspause gemacht hat. Fest steht nur, dass anno dazumal eine Gruppe charmanter junger Herren auf einer Insel ihr einsames, aber glückliches Dasein fristete. Es gab leckeres Schmackofatz zu essen, hin und wieder wurde sich gegenseitig mit der Keule über die Rübe gehauen, ja, man(n) war glücklich. Doch es sollte der Tag kommen, an dem sie das Feuer entdeckten und nicht richtig weise damit umgingen.

Da das Feuerwehrwesen zu jener Zeit noch nicht vollends ausgebaut war (vielleicht für die geschichtlich und anthropologisch Interessierten ein Anhaltspunkt zur zeitlichen Einordnung), musste die Gruppe rund um ihren charismatischen Anführer Ulli die Flucht von der Insel antreten. Nach langer Zeit auf See ohne richtiges Schmackofatz landeten die sieben Helden an einem Strand, wo sie die Bekanntschaft eines Wesens mit einem niedlichen Stummelschwänzchen machten und dieses Wesen direkt als Schmackofatz identifizierten. Ja, damals war es noch so, dass der Bauer selbst das fraß, was er nicht kannte. Klingt komisch, ist aber so. Man versetze sich doch nur einmal selbst in die Lage der sieben wackeren Neu-Obdachlosen, und schon kann man es nachvollziehen: In einem fremden Land, hungrig, ohne einen Cent in der Tasche, um sich etwas zum Essen kaufen zu können… da bleiben nur wenige Alternativen übrig: Beschaffungskriminalität (da dem Mann an sich prinzipiell Rechtschaffenheit unterstellt werden kann: nein!), Kannibalismus (Selbsterhaltungstrieb hin oder her, aber kein Mann würde einen seiner besten Freunde aufessen – es sei denn, er ist bereits tot) oder Jagd nach allem, was man nicht kennt und was essbar aussieht (Bingo!).

Freundschaft in der Clique gewahrt, Nahrung gesichert, alles hätte so glücklich sein können. Wenn nicht ausgerechnet der Cleverste von allen seiner Neugier freien Lauf gelassen hätte und dem vom Schmackofatz namens Filli (Senta Berger) selbst offerierten „Pimmelspiel“ verfallen wäre.

Genau in jenem Moment durchbricht Campaniles „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ seine historisch-klamaukigen Grundfeste und begibt sich auf die Pfade der soziologischen Analyse: Das Unheil beginnt bereits in der Erziehung des Mannes! Hätte Ullis Mutter ihm – wie es gute Mütter nun einmal tun – beigebracht, dass man mit seinem Essen (Entschuldigung: Schmackofatz) nicht spielt, hätte ihr Junge ein glückliches und weitestgehend erfülltes Leben haben können. Doch da diese Mahnung nicht erfolgte (oder ungehört im Winde verflog), nahm die Entwicklung Ullis eine dramatische Wendung: Er entdeckte über das Spiel mit seinem Mittagessen seine Sexualität.

Und weiter ging es bergab: Das Schmackofatz stellte seine Spezies als „Frau“ vor, wickelte Ulli um den Finger und ließ sich bereitwillig von Ulli einsperren, um ihren hinterhältigen Plan, die Männerfreundschaft zu zerstören, fortzuführen. Durch die sexuellen Tentakeln der Frau vollkommen erblindet verlor Ulli den Sinn für das Wesentliche – Sport, Spiel und Spaß mit seinen Freunden – und er belog und hinterging seine treuen und nicht gerade hellen Weggefährten ein ums andere Mal. Erschreckend, was Frauen so alles anrichten können…

Pasquale Festa Campanile begeht hier den leichten Fehler, diese Episode des männlichen Untergangs etwas zu weit auszudehnen, merzt diesen Fehler jedoch dadurch aus, dass er jene Passage mit humoristischem Subkontext, den er konsequent bis zum Ende des Filmes hin ausdehnt, auszuschmücken weiß.

Doch wie so vieles im Leben, was man am liebsten für sich behalten würde, blieben auch die Lügen Ullis nicht lange unentdeckt und nach der Lüge schlich sich die nächste Sünde in die Männer-Clique ein: Neid! Auf einmal wollten alle das „Pimmelspiel“ ausprobieren und nach einer ausgedehnten Keilerei (, die auf für den Zuschauer schon Nerven zerreißende Weise zu ausgedehnt und dramaturgisch irrelevant erscheint,) erklärte sich Ulli dazu bereit, sein neues Spielzeug mit seinen Freunden zu teilen. Männerfreundschaft kann doch so etwas schönes sein…

Den Plan hatten sie jedoch ohne die Frau gemacht: wutentbrannt verweigerte sie den Gruppenspaß und nach kollektiver Buhlerei um die Gunst des neuen Objekts der Begierde musste sich der in diesem Wettstreit überlegene Ulli im Streit von seinen Freunden trennen. Jahre der Kameradschaft binnen weniger sexuell erfüllter Wochen über den Jordan geschickt. Tragisch…

Leider wird die Intention, die Pasquale Festa Campanile seinerzeit mit „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ verfolgte, heutzutage nur allzu oft zugunsten sicherlich vorhandener humoristischer Elemente ignoriert, doch wenn nur ein paar wenige Männer durch diesen Film dazu gebracht werden, sich in der Blüte ihres Lebens zumindest hin und wieder auf das Wesentliche – die gut gepflegte Männerfreundschaft – zu besinnen, hat sich Campaniles Einsatz bereits gelohnt.

Fazit: Soziologisch äußerst wertvoller Film, der gerade der Bud Spencer/Terence Hill-Generation die Gefahren vorführt, durch die Männerfreundschaften bedroht werden können. Oder – um das Pferd mal von der etwas anderen (weiter verbreiteten) Seite aufzuzäumen: Italo-Trash der allerfeinsten Sorte, den man nicht ernst nehmen muss, aber mit ein bisschen Phantasie ernst nehmen kann… Ich muss jetzt erst mal mit meinen Kumpels einen heben gehen. Schmackofatz! 7/10

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