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Leni Riefenstahl ist wohl ohne Zweifel als Filmemacherin eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der NS-Propagandapolitik und hatte eine enge Beziehung zu Adolf Hitler. Wie kein anderer Regisseur wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg in der Öffentlichkeit gescholten und während zum Beispiel Veit Harlan (inszenierte unter anderem den weitaus bedenklicheren „Jud Süß“) relativ ungeschoren davon kam, lastete auf Riefenstahl ihr gesamtes weiteres Leben ein nicht auszugleichender schlechter Ruf. Und das obwohl ihre Werke am wenigsten offenen Antisemitismus transportieren, filmtechnisch sicher am innovativsten und ausgereiftesten waren. Während Harlan und Hippler ihre Auftragsarbeiten routiniert und schnörkellos abdrehten, schuf die berühmte Regisseurin Meilensteine der Filmkunst.

Bis zu ihrem Tod beharrte Leni Riefenstahl auf ihrem Standpunkt: Naivität und mangelndes politisches Interesse hätten sie dazu veranlasst die Gräueltaten des Dritten Reiches zu unterstützen und ihr einziges Interesse galt angeblich der ästhetischen Kunst. Ihre Behauptung, dass ihre Werke unpolitischer Natur waren und reine Dokumentationen ohne propagandistischen Charakter seien, ist schlichtweg nicht haltbar. Es ist historisch erwiesen, dass Riefenstahl viel tiefer in die Machenschaften der Nazis verstrickt war als sie es jemals zugeben wollte. Fakt ist aber auch: die geniale Künstlerin war kein plumper Faschist und kein dummer Mitläufer – für ihren eigenen Vorteil klammerte sie aber anscheinend jegliche moralische Bedenken aus.

Zu ihren wichtigsten Filmen zählen die beiden NSDAP-Parteitagsfilme „Der Sieg des Glaubens“ und „Triumph des Willens“. Anders als in ihrem verkitschten Regiedebüt „Das Blaue Licht“ steht den Bildern hier kein schwerfälliger Erzählstrang gegenüber, hier orientiert sich die Regisseurin an den frühen Werken von Sergej M. Eisenstein und baut ganz auf visuelle Ausdruckskraft. Noch nicht ganz so viel technische Finesse wie der Nachfolger, dafür aber schon mit ähnlich kraftvoll strukturierten und arrangierten Bildern versehen und passender Musik unterlegt. Die typische Riefenstahl-Bildsprache ist hier bereits deutlich zu erkennen und prägte nicht umsonst Filmemacher wie Stanley Kubrick, George Lucas und unzählige andere.

Zum Inhalt gibt es nicht allzu viel zu sagen, Thema des ersten großen Reichsparteitages nach der Machtergreifung war der Sieg über die Weimarer Republik und man feierte ein neues Deutschland. Die Hoffnung des Deutschen Volkes war noch deutlich spürbar und so wirken die Emotionen die „Der Sieg des Glaubens“ überträgt geradezu greifbar und authentisch. Ein begleitender Kommentar fehlt fast die ganze Laufzeit über und so wirken nur die fantastisch aufgenommenen Bilder auf den Zuschauer. Struktur, Ordnung, Disziplin, Synchronität und Patriotismus – all diese Werte vermittelt der Film ganz im Geiste seiner Auftraggeber und wirkt in seiner Gesamtheit nicht aggressiv-propagandistisch. Nichts wird hier verteufelt, lediglich die Ideale der Nazis heroisiert und in ein strahlendes Licht gerückt. Wie auch in „Triumph des Willens“ wird ein unbeschreiblicher Personenkult um Hitler betrieben, ihm kommt eine fast gottgleiche Stellung zu, wie ein Übermensch soll er wirken und ist omnipräsent. Alles ist auf ihn ausgerichtet, das Individuum wird zum Nichts degradiert.

In einigen Szenen ist Adolf Hitler mit Ernst Röhm zu sehen, Grund genug für die NSDAP den Film deshalb aus dem Verkehr zu ziehen, so bleibt „Der Sieg des Glaubens“ Riefenstahls am wenigsten bekanntes Werk. Röhm war eine kontroverse Persönlichkeit im Dritten Reich und wurde 1934 im Auftrag Hitlers ermordet um innerhalb der eigenen Reihen die Machtverhältnisse zu klären. Der Film an sich geriet fast in Vergessenheit, galt lange Zeit als verschollen und wurde Ende der 80er Jahre wiederentdeckt – und das in voller Länge und hervorragender Qualität.

Fazit: Nach dem inhaltlich durchwachsenen Erstling „Das Blaue Licht“ erscheint Riefenstahl künstlerisch enorm gereift und begeistert nur noch mit spektakulären Bildern und elektrisierender Atmosphäre. Schon fast so gut wie „Triumph des Willens“ oder „Olympia“, im Genre der Propaganda-Dokumentation spielte die berüchtigte Regisseurin sofort in der ersten Liga und wurde bis heute nicht übertroffen.

08 / 10


Künstler wie Fritz Lang und andere Größen mieden die Zusammenarbeit mit der Politik des Dritten Reiches und arrangierten sich nicht mit den Nazis. Leni Riefenstahl tat letzteres, doch auch Hans Albers und Heinz Rühmann sowie viele weitere gingen den einfacheren Weg und heulten mit den Wölfen. Moralisch höchst verwerflich ist das zwar ganz sicher, seltsam aber der so unterschiedlich Umgang mit den entsprechenden Personen. So konnte Veit Harlan weiter Filme machen, trotz zahlloser Proteste, für weitaus denkwürdigere Künstler wie Emil Jannings oder eben Leni Riefenstahl war nach 1945 Schluss.

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