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Kampfkünste sind seither elementarer Bestandteil des fernöstlichen Kinos und tief verwurzelt in der asiatischen Philosophie. Besonders in den 70’er Jahren erlangte der klassische Kung Fu Film in Hongkong seine Blütezeit und brachte Weltstars wie Jackie Chan und Bruce Lee hervor. Die Shaw Brother Studios hatten seinerzeit maßgeblichen Einfluss am Erfolg dieser Filme, was vor allem herausragenden Filmemachern wie Lau Kar-Leung zu verdanken ist. Einer seiner größten Werke ist „Heroes oft he East“, ein Film der sich einmal mehr dem Konflikt zwischen Japan und China widmet.

„Heroes of the East“ ist kein gewöhnlicher Eastern und weit tiefgründiger als man dies von den meisten Genrevertretern behaupten kann. Im Mittelpunkt steht die Kampfkunst als solches, mit allen philosophischen Aspekten, Traditionen und Pflichten die tief den klassischen Werten verwurzelt sind. Dabei spielt einmal mehr der Konflikt zwischen China und Japan eine tragende Rolle, dient im Gegensatz zu den meisten anderen vergleichbaren Filmen nicht nur als Grund für politisch motivierte Kämpfe und Rachegelüste. Lau Kar-Leung bemüht sich sehr ein realistisches Bild von Kampfkunst zu zeigen, unabhängig von Ländergrenzen. Dabei nimmt er sich viel Zeit die jeweiligen Werte zu ergründen und die unterschiedlichen Aspekte hervorzuheben, ohne dabei andere Kampfkünste zu verunglimpfen. Die Anfangs großen Differenzen zwischen japanischen und chinesischen Kriegern scheinen zunächst unüberwindbar, am Ende erkennen aber beide Seiten das es doch mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt.
„Heroes oft he East“ nimmt mit seiner versöhnlichen Botschaft eine Sonderrolle in der langen Geschichte des Eastern Sub-Genre ein, das sich dem japanisch-chinesischen Konflikt verschrieben hat. Die kulturellen Differenzen halten sich in den Köpfen bis in die Gegenwart und stammen vor allem aus der Zeit der japanischen Besatzung, weshalb die seinerzeit unterdrückten Chinesen gern das Medium Film nutzten um sich an den Japanern zu rächen. Klassiker wie „Hapkido“ und „Fist of Fury“ gehören zu den bekanntesten Vertretern dieser Ära, zeichnen aber ein sehr einseitiges Bild. Lau Kar-Leung schlägt bewußt einen friedlicheren Weg ein, was sich nicht nur in der versöhnlichen Message zeigt sondern auch in der Tatsache das am Ende keiner der Kontrahenten das Zeitliche segnet.

Auslöser des Kräftemessens zwischen japanischen und chinesischen Kämpfern ist ein Ehestreit zwischen dem frischgebackenen Ehemann Ho To (Gordon Liu) und seiner japanischen Frau Kung Zi (Yuko Mizuno). Da die Ehe von den Vätern arrangiert wurde, leben beide bis zur Vermählung getrennt. Kung Zi nutzte die Zeit in Japan um die dortigen Traditionen und Kampftechniken zu erlernen. Als Kung Zi im neuen Heim das Training wieder aufnimmt, dauert es nicht lang bis es in der Ehe zu kriseln beginnt. Beide sind von ihrer Art des Kämpfens überzeugt, was schließlich in einem offenen Schlagabtausch endet. Kung Zi unterliegt und flieht zurück nach Japan in die Obhut ihres Meisters. Dieser entsendet sieben seiner besten Kämpfer, alle geübt in unterschiedlichen Künsten und gewillt als Sieger in die Heimat zurückzukehren…

Leu Kar-Leung ist bekanntermaßen ein Allroundtalent hinter und vor der Kamera, hier beschränkt er sich weitestgehend auf die Rolle des Choreographen und Regisseurs. Vielleicht ist es aber auch gerade diesem Umstand zu verdanken, das die hier zu sehenden Kampfszenen zu den besten gehören, die er in seiner langen Schaffenszeit inszeniert hat. „Heroes of the East“ zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus, denn keine Szene gleicht der anderen. Die Einbeziehung der Japaner nutzt Kar-Leung geschickt um waffenlose und bewaffnete Künste der jeweiligen Nation gegeneinander antreten zu lassen. Besonders die zweite Hälfte legt ein hohes Tempo vor und besteht fast nur noch aus erstklassigen Kampfszenen. Gordon Liu muss sich der Reihe nach allen japanischen Kämpfern stellen und seinen eigenen Stil dem jeweiligen Gegner anpassen. Neben klassischem Kung Fu kommen in unterschiedlichen Ausprägungen kommen dabei mit Schwert, Säbel, dreigliedrigen Stab und Lanze jede Menge klassischer Waffen zum Einsatz. Außerdem findet auch das gute alte Drunken Boxing wieder Verwendung, welches zur gleichen Zeit Jackie Chan zum großen Durchbruch verhalf.

Gordon Liu erkennt man in der Rolle des chinesischen Gentlemans zunächst nicht auf Anhieb, kennt man ihn doch sonst eigentlich mit kahlrasiertem Kopf und Möchskutte. Liu gehört zu bekanntesten Darstellern der Shaw Brothers in den 70‘ ern und war erst kurz zuvor im international erfolgreichen Klassiker „Die 36 Kammern der Shaolin“ in der Hauptrolle zu sehen. Für diesen Film wurde ihm daher ein Toupet aufgesetzt, denn die Dreharbeiten zum Shaolin Film fanden in etwa zeitgleich statt. Liu bekommt genügend Freiraum sich schauspielerisch zu entfalten, besonders die Sticheleien mit seiner Frau Kung Zi (Mizuno Yuko) sind witzig umgesetzt und gut gewürzt. Kung Zi verkörpert ein sehr maskulin-geprägten Frauenbild und will sich nicht in die klassische Rolle der Frau drängen lassen. Den Geschlechterkampf auf die Kampfkunst zu übertragen ist ein interessanter Schachzug, der gleichzeitig auch die unterschiedlichen Techniken, sowie ihre Stärken und Schwächen schildert, die später auch im Wettkampf wieder aufgegriffen werden.

Auch wenn der Film recht beschaulich beginnt und sich in der ersten Hälfte sehr den persönlichen Differenzen der beiden Eheleute widmet, nimmt das Tempo mit der Ankunft der japanischen Meister rasant zu. Im Wettkampf muss sich Gordon Liu gegen eine Auswahl der populärsten japanischen Budo-Künste behaupten, darunter Judo, Karate, Ninjutsu. Außerdem gilt es auch einige bewaffnete Kämpfer mit Speer, Sai und Katana zu bezwingen. Lau Kar-Leungs Erfahrung ist es wohl zu verdanken dass sich jeder Kampf vom anderen unterscheidet und jeweils durch zahlreiche Highlights bestechen kann. Dabei handelt es sich immer um reglementierte Zweikämpfe, die genügend Zeit darauf verwenden die jeweiligen Stilrichtungen angemessen darzustellen. Witziges dargestellt ist der japanische Kämpfer mit dem Nunchaku, welcher im Auftreten und Gestikulieren sehr von Bruce Lee inspiriert wurde.

Das Actionhighlight des Films ist ohne Frage der Kampf mit dem von Yasuaki Kurata verkörperten Ninja. Kurata dürfte Kennern des asiatischen Films kein Unbekannter sein, denn er spielte bereits in einigen Klassikern wie „Legend of a Fighter“ und „Fist of Legend“ tragende Hauptrollen. Wer diese Filme kennt, weiß dass er ein äußerst fähiger und talentierter Martial Arts Darsteller ist, was er auch hier unter Beweis stellt. In diesem Film setzt er wieder auf die verborgenen und geheimen Techniken der Ninja, ohne sich dabei auf das sinnfreie Niveau der Trash-Ninja Filme zu begeben. Zwar kommen auch diverse Wurfwerkzeuge und Verschleierungstaktiken zum Einsatz, im Mittelpunkt steht aber Ninjutsu mit Schwert und Fäsuten. Der Fight zwischen Liu und Kurata ist klar das Actionhighlight des Films und zeichnet sich gleichermaßen durch kraftvolle Techniken und Schnelligkeit aus.

Fazit:
„Heroes oft he East“ gehört zu den ganz großen Easternperlen und zum Besten was die Shaw Studios je hervor gebracht haben. Dank Lau Kar-Leungs ausgewogener Regie und seiner herausragenden Kampfchoreographie ist dieser Film ein Muss für jeden Actionfan. Der Clash der Kulturen wurde gut umgesetzt und verzichtet erstaunlicherweise auf große Hasstiraden. Lau Kar-Leung betrachtet beide Nationen objektiv und ohne persönliche Vorurteile. Damit gehört dieser Film zu den Wenigen, die den wahren Geist der Kampfkunst atmen und sich auch der philosophischen Werte verpflichtet fühlen.

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