„Ach jodel mir noch einen“ entfernt sich von den üblichen Strickmustern der deutschen Erotik-Komödie und wagt einen Ausflug ins Science-Fiction Genre. Was sich haarsträubend anhört, wird dementsprechend umgesetzt und das Drehbuch suhlt sich in albernen Verballhornungen gängiger Genreklischees. Die Handlung offenbart sogar einige überraschend treffsichere Spitzen in Bezug auf die weibliche Emanzipation, will aber mit ulkigem Irrwitz kein ernstzunehmendes Statement abgeben. Als störend erweisen sichvon Anfang an zahlreiche Füllszenen, die die schmale Rahmenhandlung künstlich verlängern und so den Unterhaltungswert das ein oder andere Mal deutlich trüben. Als Beispiel sei eine ausgedehnte Volkstanzszene, unterlegt mit nerviger Musik, vorgetragen von einer selten peinlichen Band inklusive Schmalzlocke am Mikrophon. Im Gegenzug gibt es nur wenig selbstzweckhafte Erotik zu sehen, erst spät entwickelt sich die Handlung zum reinen Erotikfilm.
Nicht der eigentliche Sex steht im Vordergrund sondern die haarsträubende Geschichte und die trickreiche Inszenierung. Die Bildeffekte sind lächerlich, einmalig charmant ist das originelle und durchaus teure Produktionsdesign. So spielen viele Sequenzen im aufwendig gestalteten Raumschiff, dagegen bilden die Bilder unberührter Natur und des traditionellen Dorfes einen schönen Kontrast. Wirklich schade, dass der amateurhafte Schnitt und die uninspirierten Kameraschwenks nicht das hohe Budget offerieren sondern für einen billigen Anstrich sorgen.
Obwohl die Schauspieler sich nicht selbst ernst nehmen gelingt ihnen im Rahmen der Möglichkeiten eine überzeugende Leistung zwischen lächerlichem Overacting und authentischer Naivität. Jeder agiert mit großem Spaß und Eifer, keine Selbstverständlichkeit für eine deutsche Sexklamotte, deren Produktion aber überwiegend von österreichischen Geldgebern kam. Kommerziell ein Erfolg, blieb „Ach, jodel mir noch einen“ der wohl einzige bekannte Sci-Fi-Vertreter des bayerischen Erotikfilms.
Und auch wenn sich der Film als Parodie eines eher internationalen Genres versteht, eine Annäherung an einen ausländischen Erzählstil findet nicht statt. Im Grunde steht auch dieser Film in der Tradition des klassischen Heimatfilms, der Oberbayern und die deutsche Natur als perfekte Welt idealisiert. Wie immer ist die Sympathie auf Seite der Figuren, auch wenn die Bayern mal wieder reichlich bescheuert gezeichnet wurde, was den Konservativen stets ein Dorn im Auge war, empfanden diese einen solchen Humor als pure Nestbeschmutzung.
Die winterliche Kulisse und der ungestellte Akzent der Schauspieler machen mit Authentizität das wett, was Regisseur Georg Tresslers unbedarfte Inszenierung zerstört. Unterm Strich bleibt ein zwiespältiges Vergnügen, voll gestopft mit Peinlichkeiten. Einmalig schon die Idee mit den Sperma-Absaughauben...
Im Verlauf der Ereignisse lernen die außerirdischen Frauen von der Venus erstmals die irdische Form der Fleischeslust kennen und erliegen am Ende ihren sexuellen Trieben. Obgleich die Mission gescheitert ist und von großer Wichtigkeit war, verbleiben die Venusfrauen auf der Erde und leben ein häusliches Leben mit Familie.
Fazit: Grottenschlechter, gerade deshalb aber höchst komischer und kultiger Klamauk, ausschließlich für Fans des Genres. Dank des hohen Trash-Gehalts unterhaltsam und mit vielen denkwürdig bescheuerten Zitaten versehen, deren Auflistung den Rahmen sprengen würde. Hirn aus, Spaß haben. Wer das nicht kann ist im falschen Film.
4,5 / 20