Review

Huiuiui, das fängt ja gut an; das altehrwürdige Schild der Gebrüder Warner, überzogen mit Schnee und Eis, schwenkt majestätisch ins Bild. Brummelnde Musikuntermalung, auch der olle „Castle-Rock“-Leuchtturm kriegt die volle Packung Winter ab. Dann die Titelsequenz aus den Hochleistungsrechnern des genialen Designers Kyle Cooper, der neben seiner Arbeit an unzähligen Filmcredits auch für die Vorspänne zu den Playstationkrachern der „Metal Gear“-Reihe verantwortlich zeichnet. Cooper ist bekannt dafür, Filmhandlungen in den wenigen Minuten, die ihm gegeben sind, visuell zu raffen. Wer bei ihm gut aufpasst, kann ganze Handlungsstränge vorausahnen. Insofern ist man bei „Dreamcatcher“ erst einmal geplättet, was da an der Netzhaut vorbeidriftet: Wald- und Wiesen-Impressionen. Eisblumen. Der titelgebende Traumfänger. Ein unheimlich dräuender Nachthimmel. Irgendetwas Animalisches. Huch! Ein Maul voller Zähne. Und schließlich ein surreales Wetterleuchten in Spiralform. Na, das kann ja was werden. Schlechten Traum gehabt, wie?

In der Tat. Die Buchvorlage „Dreamcatcher“ stellte eine Art Katharsis für Autor Stephen King dar, als er, durch einen schweren Unfall ans Bett gefesselt, sich mit nichts anderem als dem Schreiben über Wasser hielt. Sein Körper, durch unzählige Knochenbrüche übel in Mitleidenschaft gezogen, dürfte ihm etliche schlaflose Nächte beschert haben. Und man kommt nicht umhin, dieser aus langer Bettlägerigkeit geborenen Geschichte die Qualität eines Fiebertraumes zu unterstellen, so wild werden hier mitunter die Einfälle durcheinander gemixt. King schaufelt unzählige frühere Kopfgeburten hinein, da geht es wieder um eine Handvoll Kinder in Maine, welche obendrein ungewöhnliche Gaben besitzen und mit Vorliebe an Bahngleisen entlang tollen, da werden Menschen von ekligen Wurmparasiten angegriffen, da ist nur ein Vorankommen via Schneemobil möglich, da spielt plötzlich indianische Mystik eine Rolle, da schmieden finstere Militärs düstere Pläne, da… ist alles wie in einer großen Horror-Wundertüte, einfach mal reingreifen. Hier hat sich der Meister schlicht alles von der Seele geschrieben.

Eine schwere Aufgabe, all das zu kanalisieren und in Hollywood-Backformen zu gießen, weswegen hierfür auch fähigstes Personal angeheuert wurde.
Regisseur Lawrence Kasdan (legendär geworden als Drehbuchautor für „Indiana Jones“ und die klassischen „Star-Wars“-Filme, semilegendär als Regisseur von netten Filmen wie „French Kiss“ und „Silverado“) und Autorenlegende William Goldman (bei Bedarf nachschlagen…) schienen die richtigen Schwergewichte zu sein, um den neuesten King umzusetzen. Elefantenhochzeit.
Donnerwetter, das müssen Flitterwochen gewesen sein, denn das Baby, das dabei heraussprang, ist, nun ja, etwas ganz Besonderes.
Nun sehe ich anhand des eigentlich jeder Beschreibung spottenden Inhalts kaum Ansatzmöglichkeiten für ein gehaltvolles Review. Eigentlich. Deshalb habe ich mich in diesem speziellen Fall für eine uralte, seit seligen Schulzeiten nicht mehr angewandten Form entschieden, die kritische Nacherzählung. Wem das jetzt zuviel ist, was ich durchaus nachvollziehen kann, der fühle sich eingeladen, ans Ende des Textes zu springen, an welchem ich ein formschönes Fazit zu kneten versuche.
Alle anderen bringen ihren Lesesessel bitte in eine angenehme Position. Das wird ausufern…

Der Film eröffnet mit vier Sequenzen, in denen uns wiederum jeweils die vier Hauptcharaktere Henry, Jonesy, Pete und Beaver vorgestellt werden.
Wir beginnen bei Nervenklempner Henry (Thomas Jane), der gerade seinen übergewichtigen Patienten in Erstaunen versetzt, als er bei dessen Vortrag über den letzten Burgervernichtungsfeldzug eine tief sitzende Angst herauszuhören glaubt. Er esse aus Schuld über den Tod der Mutter. Was dem Zuschauer als gewagter Schuss ins Blaue erscheint, entpuppt sich als die volle Wahrheit. Doch woher konnte Henry das wissen? Wir ahnen es, er ist telepathisch begabt, und sein gequälter Blick verrät uns darüber hinaus, dass er alles andere als d´accord mit dieser Gabe ist. Und wir liegen richtig, denn kaum ist der Dicke bestürzt aus dem Zimmer gestürmt, greift uns Doc zur Knarre und möchte die Wände mit seinem Hirn dekorieren. Dass es dazu nicht kommt, liegt am just im entscheidenden Moment bimmelnden Telefon. Henry weiß natürlich schon, wer es ist. Kumpel Jonesy ruft durch, erkundigt sich nach dem Rechten, und fragt an, ob es denn dabei bleibe, dass man am Samstag „Duddits“ besuche. Auf jeden, sagt Henry, Suizidanflüge schnell wieder unter den Teppich kehrend.
Szenenwechsel. Nun befinden wir uns im Büro von Kollega Jonesy (Damian Lewis), der an einer Universität tätig ist und gerade einen Studenten wegen einer Schummelklausur zusammenfalten will. Doch plötzlich erkennt er die Wahrheit, der gute Studi war schwer krank, ergo zweite Chance. Das mit der Krankheit könne er doch gar nicht wissen, gibt der Student zu bedenken, doch Jonesy beantwortet das mit dem Hinweis, manchmal einfach den Durchblick zu haben. Langsam schält sich ein Muster heraus. Wobei Jonesy zumindest nicht den gequälten Eindruck von Henry erweckt, aber ebenfalls kein Ladykiller zu sein scheint.
Autoverkäufer Pete (Timothy Olyphant) ist hingegen ein Held auf zwei Eiern, denn so wie der sich mit einem soßigen „Hallooooo….“ an eine hilflos dreinblickende Blondine ranschmeißt, die sich in sein Kübelcenter verirrt, da bleiben keine Fragen offen. Nun, die Gute ist ihrer Autoschlüssel verlustig, ob er da welche in kürzester Zeit nachmachen… nein, das geht natürlich nicht, aber (wir ahnen es) auch er ist mit derben Fähigkeiten gesegnet und stöbert die Schlüssel in einer nahe gelegenen Pfütze auf, nicht ohne vorher das Wiederauffinden an ein Date gekoppelt zu haben. So ein Schelm. Hier werden wir scheinbar Zeuge seines regulären Aufreißprogramms, da er die ganze Chose mit dem Satz „Noch ein Fickorama“ abtut. Na denn.
Zum Schluss sehen wir dann noch den Vierten im Bunde, Beaver (Jason Lee), in einer gammligen Spelunke abhängen, fleißig Kurze stürzend. Hier wurde es den Machern dann anscheinend zu bunt, noch einmal das volle Programm ablaufen zu lassen, weswegen sich Beaver darauf beschränken muss, auf eine beschlagene Telefonzellenscheibe die (zuvor schon von Henry benutzten) Buchstaben SSDD zu schmieren (wobei für den uneingeweihten Zuschauer geklärt wird, dass selbiges „Same Shit, Different Day“, in der Teutonenfassung „Schöne Scheiße, Dauernd Dasselbe“ bedeutet) und einen Anruf bei Kumpel Jonesy zu tätigen, der einem unguten Gefühl über „Duddits“ entspringt. Spätestens hier ist klar: Die schrillen Vier sind durch ein unsichtbares Band verbunden. Jonesy, der mittlerweile an einer vielbefahrenen Straße steht, sieht plötzlich eben jenen Duddits, einen kränklich wirkenden kleinen Jungen, auf der anderen Straßenseite. Das bringt ihn dermaßen aus dem Konzept, dass er, elementarstes Verkehrskasperwissen ignorierend, auf die Straße rennt. Das Resultat dürfte niemand überraschen, kurze Zeit später trifft der Rettungswagen ein.
„´ass´ auf auf ´ister Gray“, wird der halluzinierende Jonesy noch von dem scheinbar schwer vokalverliebten Jungen vorgewarnt, bevor er von der Rettungsärztin für tot erklärt wird und uns via Schwarzblende in die Zukunft springen lässt.

Sechs Monate später: Der aus der Titelsequenz bekannte Traumfänger (ja, das sind diese Teile, die bei gewissen Leuten dort am Autorückspiegel hängen, wo bei anderen Duftbäume oder Plüschwürfel baumeln) schält sich aus der Finsternis. Aha! Jetzt geht´s looos, jetzt geht´s loohos! Naja, erst einmal geht alles seinen geregelten Gang. Der Traumfänger hängt nämlich in eben jener Jagdhütte, in der das alljährliche Treffen der Vier zu Ehren von Duddits stattfindet. Der Vier? Richtig gelesen, denn Jonesy, der zähe Kerl, hat den eigenen Tod ziemlich locker weggesteckt, lediglich ein leichtes Humpeln gemahnt daran, dass er eigentlich mehr oder minder fertig mit der Welt war. Wird auch nicht weiter thematisiert, schön, dass er unter uns ist. In gemütlicher Runde plaudern die Freunde dann aus, was Freunde halt so in gemütlicher Runde ausplaudern. Da werden Filme zitiert, sich gegenseitig auf die Schippe genommen, und wir erfahren, dass Viagra nicht nur den unterleibstechnisch Strukturschwachen vorbehalten sein sollte. Im Verlaufe des Abends kommt man auch auf Jonesys Erinnerungslager zu sprechen, eine literarische Konstruktion Kings, die aber recht schön vom Film umgesetzt wird. Man stelle sich ein altes Archiv vor, welches als Platzhalter Jonesys Gehirn visualisiert. Hier lagert er Songtexte, technische Anleitungen, feuchte Teenieträume und, in einem geheimen Bereich, die Erinnerungen an Duddits.
Diese Erinnerungen verbinden die Gruppe seit nunmehr 20 Jahren, und jetzt sieht sich der Film genötigt, endlich zu klären, wer zum Geier Duddits eigentlich ist.
Flashbacktime! 20 Jahre zuvor treffen unsere vier Helden im Kindesalter in ihrer Heimatstadt Derry auf den leicht zurückgebliebenen Duddits. Hier kommen jetzt Jugendfilm-Standards zum Einsatz: Böse ältere Schüler quälen kleinen behinderten Jungen, unsere Protagonisten eilen to the rescue, freunden sich mit kleinem Jungen an und singen gemeinsam Roy-Orbison-Songs, dass es Dieter Bohlen nur so jucken würde.
Zurück in der Gegenwart holt die eine Hälfte der Gruppe Proviant beim nahegelegenen Onkel-Emma-Laden ein (und sich eine Sturmwarnung ab), während die andere Hälfte ein bisschen Wild abknallen möchte. Bevor es dem Tierreich jedoch an den bepelzten Kragen geht, taumelt ihnen ein orientierungsloser Typ namens Rick vor die Flinte, der statt Fangschuss erstmal eine heiße Suppe bekommt, und sogleich mit rekordverdächtigen Flatulenzen für Stimmung in der Hütte sorgt.
Henry und Pete bauen derweil auf dem Rückweg vom Einkauf im mittlerweile kräftig verschneiten Wald einen Unfall, als sie einem auf der Fahrbahn hockenden Anorak ausweichen, in dem allem Anschein nach ein Mensch steckt. Und tatsächlich, es ist eine Frau, ebenfalls orientierungslos, ebenfalls schwer am Pupsen. Sie sucht Rick. Aha. Dieser wird gerade von Jonesy und Beaver ins Bett gepackt, weil er mittlerweile einen recht kränklichen Eindruck macht und seltsame rote Flecken im Gesicht entwickelt. Beaver wittert ein gewaltiges „Fickorama“. Nun, das Wort hat also multiple Bedeutung. Und Beaver hat Recht, unsere Helden kommen nicht zur Ruhe, denn vor ihrer Hütte ereignet sich Seltsames, weil alle Tiere des Waldes, geschlossen selbigen zu verlassen scheinen. Auch sie sind von roten Flecken gezeichnet. Und als dann auch noch schwer nach Seuchenamt riechende Hubschrauber unter der fachlichen Leitung eines Militärfritzen mit dem Gesicht von Morgan Freeman auftauchen, scheint die Kacke ganz am Dampfen. Noch ahnen wir nicht, wie sehr…
Während sich im Wald Henry aufmacht, um Hilfe zu holen, verbleibt Pete mit der Straßenhockerin an einem provisorisch entfachten Lagerfeuer. Derweil spitzt sich die Lage in der Jagdhütte zu: Rick hat sich nicht nur heimlich aufs Klo geschlichen und dort eingeschlossen, nein, eine stattliche Blutspur verweist außerdem darauf, dass es mit ihm zu Ende geht. Beherzt sprengen unsere Heroen die Scheisshaustür und finden den toten Rick auf der Schüssel hockend vor, wie er gerade noch etwas abliefert, nur um dann vornüber zu kippen. Als es in der Toilette zu rumoren beginnt… springt Beaver geistesgegenwärtig vor, setzt sich auf den Deckel und betätigt die Spülung. Gefahr gebannt? Oh nein. Während Jonesy verzweifelt den Werkzeugschuppen nach Isolierband durchforstet, entbrennt im Klosett einer der legendärsten Zweikämpfe der jüngeren Filmgeschichte. Jason Lee gegen die Kackwurst from outer space. Und alles, was Lee hat, ist eine Klobürste. Selbstredend, dass er da den Kürzeren zieht, denn die Wurst verfügt über ein enormes Arsenal an Zähnen, wie schon in der Titelsequenz zu sehen war. Da warens nur noch drei. Jonesy kann es nicht fassen, hat aber keine Zeit zur Trauer, da sich die Wurst als Hauswurm eines Außerirdischen entpuppt, welcher neben einer imposanten Größe auch über die Fähigkeit verfügt, sein Äußeres zu verändern und in diesem Moment hinter Jonesy in der Hütte erscheint. Erst die liebe graue „Encounters“-Alienversion vortäuschend, zeigt er Jonesy sein wahres Gesicht (welches eine ausgewachsene Version des Wurstwurms darstellt), bevor er sich in eine flüchtige Substanz verwandelt, von unserem Protagonisten einatmen lässt und somit die Kontrolle über ihn erlangt. Au Backe. Was ist zu tun?

Morgan Freeman aka Col. Curtis weiß es, denn latürnich sind Regierung und Militär seit eh und je über die Invasoren aus dem All informiert und haben eine Sondereinheit zur Alienausrottung ins Leben gerufen, die Blueboy Unit. In dieser ist auch Owen (Tom Sizemore) tätig, engster Vertrauter von Curtis und Einsatzleiter für das Alientheater in den Wäldern. In ihrer provisorischen Einsatzzentrale erörtern die beiden harten Knochen dann erstmal das weitere Vorgehen, denn E.T. pennt nicht und beginnt, alles Leben in der Umgebung mit der roten Wurmpest zu infizieren. Allerdings, so Curtis, handle es sich nicht um eine Megainvasion von Emmerich-Zuschnitt, sondern lediglich um die Bruchlandung eines IHRER Schiffe, was schlimm genug sei. Und wenn Freeman sagt, es sei schlimm, dann glauben wir ihm, denn er umrahmt seinen stechenden Blick mit den eindrucksvollsten Augenbrauen ever. Die letzten Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit räumt er kurz danach aus der Welt, als er einem renitenten Jungsoldaten die Handfläche mit Blei perforiert und ihn dann anherrscht, nicht das Heulen anzufangen. You better watch out, you better not cry. Owen bekommt dann noch die Tatwaffe als Geschenk („die gehörte John Wayne, er gab sie mir und nun gebe ich sie dir, Junge“ – hoffen wir mal, dass da transporttechnisch nicht so verfahren wurde wie bei „Pulp Fiction“).
Pete, immer noch am Lagerfeuer hockend, hat sich mittlerweile schwer einen hinter die Binde gegossen und so auch das Dahinscheiden seines Gegenübers verpennt. Wie bei Rick hat sich auch bei der Frau ein Wurm aus den unteren Etagen gezwängt, wird vom bierseligen Pete prompt unabsichtlich angepinkelt und rächt sich mit einem Frontalangriff auf Petes bestes Stück. Der Fight wogt hin und her, letzten Endes obsiegt Pete mit einem tödlichen Holzscheitschwinger, der ihn aber auch ein gutes Stück Gesichtshaut kostet, weil besagter Scheit mächtig am Brennen war. Jonesy, mit einem Schneemobil durchs Kieferngehölz gurkend, trägt derweil einen Kampf ganz anderer Natur aus, denn in seinem Kopf macht es sich Alienfiesling Mr. Gray langsam, aber sicher gemütlich und verlangt Informationen über den geheimnisvollen Duddits. Hier hat Damian Lewis ausgiebig Gelegenheit, mit sich selbst zu spielen (nein, nicht SO), indem er immer, wenn Mr. Gray die Kontrolle übernimmt, in einen sauberen Oxford-Dialekt verfällt. In der deutschen Fassung ändert sich nix, was angesichts der möglichen Dialekte sicher brillant geraten wäre. In den Achtzigern hätte man diese Chance genutzt, da bin ich mir sicher.
Nun ja, Jonesy/Gray gabelt dann den ahnungslosen Pete auf, der sich wundert, weshalb sein alter Freund plötzlich „wie James Bond“ spricht (das wiederum sagt er auch in der deutschen Fassung, super, Leute!) und ihn mit Psycho-Fähigkeiten quält. Ihm geht zwar auf, dass diese unangenehme Gestalt nicht sein Freund ist, aber geschwächt, wie er nun mal so im Schnee liegt, kann er dem finsteren Gesellen die Bitte nicht mehr abschlagen, doch mal seine Wünschelruten-Power einzusetzen, welche Mr. Gray genau zu seinem Ziel führt. Dieser ist´s zufrieden, zieht sich seine Parka-Kapuze as cool as possible über die Rübe (swoosh! Für solche Kapuzen wurden 5.1-Systeme erfunden) und brettert mit Pete schneefeldein, während Jonesy mittlerweile ein Gefangener seines eigenen Erinnerungslagers ist. Crazy stuff.
Freund und Kupferstecher Henry, der dem schneemobilenden Übeltäter nur durch einen eleganten Köpper in den Neuschnee entronnen ist, kommt derweil bei der Jagdhütte an, in welcher er massivsten Rotfäulbefall, die Leiche Beavers und eine brütende Wurmmutti samt Nachwuchs vorfindet. Zünd´ an, die Bude! Macht er dann auch, Inferno galore.

Symbolträchtig fackelt dabei auch der Traumfänger ab, und wir flashen back in die Kindheit der Jungs, als der indianische Talisman von ihnen geklöppelt wurde. Wir sehen, wie jeder einen Teil beiträgt, Duddits das Zentrum fertigt und die Jungs sich damit das Symbol ihrer Freundschaft erschaffen. Und da Klein-Duds, dessen Herkunft immer noch ein Rätsel ist, obendrein ein 24-Karat-Herz besitzt, vermacht er jedem noch eine Gabe. Fortan können sich die Vier wortlos verständigen und verfügen über prä- und postkognitive Fähigkeiten, die sie auch gleich zum Auffinden eines verschwundenen Mädchens einsetzen. An dieser Stelle fällt auch noch einmal im Besonderen auf, dass James Newton Howards Musik und John Seales Kameraarbeit über jeden Zweifel erhaben sind.
Zurück in der Gegenwart: Freemans E.T.-Squad hat mittlerweile den Aufenthaltsort des Besucherschiffs verifiziert und rückt aus und vor.
Rattatatazong, gepflegt werden die kleinen Aliens mit dicken Kampfhubschraubern in Grund und Boden gebratzt, dass das Erdreich nur so spritzt und die Kamera nur so wackelt. Sieht aus wie bei „Private Ryan“, denkt man, und, tatsächlich, im Bonusmaterial der DVD offenbart uns der FX-Oberguru, dass er einen Look „wie bei „Private Ryan““ kreieren wollte. Ham wa doch gleich gesehen, ham wa doch. Warum ein trashiges Gefecht zwischen Fantasietruppen und kleinen grauen Männchen unbedingt Assoziationen an Spielbergs beklemmenden Stil erwecken soll, es wird das Geheimnis der Macher bleiben.
Nun ja, jedenfalls geht den Invasoren anhand solch prachtvoller Demonstration amerikanischer Firepower mächtig die Muffe, was die sofortige Selbstzerstörung ihres kosmischen Kreuzfahrtschiffes erfordert. Dessen Explosion reißt dann wenigstens noch ein paar Einheiten der Blueboys mit, was die Verluststatistik für die Auswärtsmannschaft nachträglich etwas poliert.
Pete hat derweil langsam genug von dem Geruckel auf dem Rücksitz des Schneemobils, bringt seinen Unmut über die Gesamtsituation auch lautstark zum Ausdruck und wird von Mr. Gray konsequenterweise in Fetzen gerissen. Jonesy, immer noch Gefangener im eigenen Körper, kann dies ebenso wenig verhindern wie die darauf folgende Kaperung eines Militärtrucks, der von der Alienfäule befallene Leichen transportiert. Immerhin, Mr. Gray ist so von der ganzen Sache eingenommen, dass er nicht bemerkt, dass sein Gefangener alle relevanten Informationen über Duddits von einem Teil seines Erinnerungslagers in einen anderen schleust. Und als er´s bemerkt, ist es zu spät, Jonesy kann sich trotz Humpelhandicap (warum ist der denn auch im Geiste behindert, kann man sich fragen, muss man aber nicht) der garstigen Bratwurst entziehen. Durchatmen.
Als nächstes wohnen wir einem Zug Col. Curtis´ durch die infizierte Gemeinde bei, bei dem die Schutzanzüge aller Beteiligten vor Scham beschlagen sollten, so dreist, wie hier „Outbreak“ kopiert wird. Hier lässt sich der Film sogar noch Zeit für ein paar Einstellungen auf die leidende Zivilbevölkerung, obwohl die dem Film bis jetzt ziemlich am Alienlager vorbeiging, und, soviel sei gesagt, auch fortan im Film keine Rolle mehr spielen wird. Dafür kollidieren jetzt endlich mal zwei Handlungsstränge, als Henry von Soldaten aufgegriffen wird und ein wenig in Curtis´ Betonschädel herumzustochern beginnt. Dieser setzt gerade zu einer Hauruckrede für seinen Nachfolger in spe, Owen, an. Man dürfe nicht weinerlich werden angesichts des Leids der Menschen. Das große Ziel sei wichtig, und das sei schlicht die Eindämmung der Erkrankung, mit allen Mitteln. Er erwecke zwar nicht diesen Eindruck, aber der Gedanke, Amerikaner töten zu müssen, drehe ihm dann doch den Magen um. (die deutsche Fassung macht an dieser Stelle aus „Amerikanern“ übrigens „unschuldige Menschen“, einen Gedanken eigener Wahl dazu bitte à HIER ß einfügen).

Als Owen Curtis´ Trailer verlässt, wird er schon von Henry erwartet, der das Scannen von Curtis´ Geist beendet hat und dem Colonel schweren Wahnsinn mit grassierender Außerirdischenphobie diagnostiziert. Dass er dazu noch Details aus Owens Leben herunterbetet, die ihm unmöglich bekannt sein können, bringt den tapferen Soldaten schwer ins Grübeln. Kurze Zeit später hat er dann auch einen 3-Sterne-General herbeigerufen, der unseren sympathischen Berufsirren seines Kommandos enthebt und die Blueboy Unit auflöst. Während Curtis unschönen Rachegedanken anheim fällt, düsen Henry und Owen hinter Mr. Gray her. Dieser pflügt immer noch mit seinem geklauten Truck durchs Gemüse und konnte den zum Inventar gehörigen deutschen Schäferhund mittlerweile dazu anhalten, sich eine der transportierten Leichen einzuverleiben. Während der Hund nun also mächtig Sodbrennen schiebt und dabei unwissend zum Wurmwirt geworden ist, telefoniert Jonesy flugs aus seinem Kopf heraus mit Henry, der Owens John-Wayne-Knarre als Hörer benutzt. Das Erstaunlichste an dieser gesamten Szene ist dabei gar nicht das mentale Telefonat oder der Anblick des Schauspielers Thomas Jane, der in einen Pistolenknauf nuschelt, sondern die Tatsache, dass Owen das alles mit unerschütterlicher Ruhe hinnimmt. Eine der vielen magischen Szenen eines ganz besonderen Films. Hüstel.
Anyway, Jonesy hat brandheiße Infos parat: Mr. Gray ist unterwegs nach Massachusetts und Henry soll ihm unbedingt gemeinsam mit Duddits zuvorkommen, der immer noch in Derry wohnt. Henry gerät ins Sinnieren, alles wird ihm gewahr, alles gehörte zum Plan ihres kleinen Freundes. Selbst die mirakulöse Wiedergeburt Jonesys ergibt jetzt einen Sinn, denn der Tod hat ihn unempfindlich gegenüber Mr. Grays Geisteszugriff gemacht. Bitte was? Egal, jetzt muss Duddits abgeholt werden. Owen sagt okay, nimmt ´ne Abkürzung, und einen Schnitt später befinden wir uns in Derry vor dem Haus der Familie Cavell (Douglas Cavell ist der bürgerliche Name von Duddits, der Vollständigkeit halber). Mutti wartet schon gespannt auf der Veranda, denn Sohnemann weiß natürlich längst von Henrys Kommen. Und nun bekommen wir endlich Duddits zu Gesicht, der jedoch kein Kind mehr ist, sondern ein von schwerer Krankheit gezeichneter kleiner Mann, der uns nach all dem Aliengematsche eine Portion Betroffenheit und dem Film eine Kanne Rührseligkeit auftischt. Verkörpert wird er übrigens von Mark Wahlbergs älterem Bruder Donnie, der seiner gesundheitsschädigenden Hungerkur für „The Sixth Sense“ noch mal einen Method draufgesetzt hat und hier wirklich, wirklich fertig ausschaut. Dass er´s irgendwie mit physischen Qualen hat, beweist seine aktuelle Teilnahme an den „Saw“-Fortsetzungen. Egal, wo war ich…
Ach ja, Duddits wird eingesackt, und ab geht die Post Richtung Massachusetts. Was keiner ahnt: John Waynes Bleipuste ist mit GPS geboostet (ein fortschrittlicher Mann, der Duke, alles, was recht ist) und ermöglicht dem dezent aggressiven Col. Curtis die Verfolgung per Heli. Smells like Showdown.
Und so bewegen sich alle Parteien in Richtung Bostoner Wasserreservoir, denn Duddits weiß, dass ein Alienwurm im Trinkwasser genügt, um die ganze Welt zu infizieren. Effektiver kleiner Kerl. Mr. Gray hat in der Zwischenzeit seinen Truck in den Straßengraben manövriert (tja, Fahren ohne Führerschein, Kinder, guckt´s euch an) und akquiriert kurzerhand ein Polizeifahrzeug. Und wie das so ist, wenn man alleine mit einem wurmträchtigen Hund eine verschneite Landstraße entlangzockelt, bekommt unser Marsmann auch noch seinen Lyrischen und beginnt, Robert Frost zu zitieren. Ach, soll er doch. Uns ficht das nicht mehr an, wir haben´s gleich geschafft.
Gray ist es dann auch, der als erster das Reservoir erreicht und fröhlich beginnt, den entscheidenden Kanaldeckel aufzuhebeln, was natürlich tierisch lange dauert, damit die Verfolger Zeit gewinnen. Als diese dann endlich eintreffen, taucht auch unser erzürnter Colonel am Himmel auf und lässt sogleich die Minigun sprechen, die seltsamerweise eher wie ein Maschinengewehr klingt (bevor jetzt jemand denkt: „Mönsch, Chili, der alte Waffennarr“, gebe ich lieber freimütig zu, diesen Fakt aus der IMDB geklaut zu haben). Owen hat alle Hände voll zu tun, seinen cholerischen Chef vom Himmel zu pusten. Dummerweise muss auch er dafür sein Leben lassen, was vom Film aber als reine Notwendigkeit verkauft wird und keine gesteigerte Anteilnahme vom Zuschauer einfordert. So können wir uns dann dem Inneren des Reservoirs zuwenden, in dem es jetzt mächtig zur Sache geht. Das frisch dem Hund entschlüpfte Wurstvieh springt zwar ganz gehorsam auf Henrys Gewehrlauf und lässt sich in Stücke ballern, nicht allerdings, ohne abschließend noch ein letztes Ei zu legen, dem auch gleich ein Wurm entschlüpft, der entsprechend seiner finsteren Natur gleich auf den offenen Kanalschacht zujuckelt. Beachtung schenkt ihm niemand, denn nun ist Butter bei die Fische angesagt, Alien trifft auf Alien. Wieso? Tjaa, Duddits entpuppt sich ebenfalls als außerirdische Hackfresse und gibt seinem Kollegen, der zwecks Randale Jonesys Körper verlassen muss, deftigst Zunder. Im griechisch-römischen Stil umschlingen sich die beiden Kolosse und bearbeiten sich mit allem, was die außerirdische Anatomie so hergibt, vor allem mit ihren langen Stacheln, die sie sich gegenseitig in den Leib rammen. Das führt schließlich zur gemeinsamen Verpuppung der Kontrahenten und ebenso brüderlich geteilter Explosion. Doch kein Grund zum traurig sein, die finale Dunstwolke formt einen Traumfänger, Duddits demnach nach Punkten vorn, alles taka-tuka.
Alles? Nein! Da war doch noch etwas! Ein Wurm, sie alle zu knechten! Der hat mittlerweile den Kanal erreicht, setzt zum Sprung an und… wird vom geistig wieder klaren Jonesy zertrampelt! Aus! Aus! Der Film ist aus!

Fazit:
Ein prächtiger Stuss. Hier wird jeder Filmfreund bedient, sei es positiv oder negativ, aber so ist das eben mit Wundertüten. Man könnte auch sagen, „Dreamcatcher“ ist wie eine Schachtel Pralinen, haha. Der Bierernst und der Aufwand, mit dem uns hier eine Geschichte präsentiert wird, die an Trash-Appeal kaum noch zu überbieten ist, machen den Traumfänger zur ersten Wahl für jeden Videoabend, bei dem zwischendurch auch mal die allgemeine Aufmerksamkeit schwindet. Hier ist jederzeit Wiedereinstieg möglich, und langweilig wird´s auch nie. Respektable Leistung.
Autor Goldman wurde übrigens noch gefragt, wie gerade ihm denn so ein Drehbuch passieren konnte. Seine Antwort an die Filmjournalisten? „Fuck you“.

Der Mann hat Recht. Ein grandioses Fickorama.

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