In den frühen 70’ern änderte sich die Art wie in Hongkong Filme produziert wurden schlagartig durch den außergewöhnlichen Erfolg eines gewissen Bruce Lee. Plötzliche waren moderne Filme in Mode, in denen mehr auf fliegende Fäuste denn auf klirrende Schwertklingen gesetzt wurde. Zu dieser Zeit bekam die bis dato dominierende Filmschmiede der Gebrüder Shaw durch das neue gegründete Studio Golden Harvest von Raymond Chow Konkurrenz.
In Folge des überragenden Erfolges von Lee Fist of Fury prägte Golden Harvest zu jener Zeit entscheidend ein Subgenre des Eastern, welches sich kritisch, um nicht zu sagen verzerrt, mit der japanischen Besatzung Chinas auseinandersetze. Neben Bruce Lee rückte dabei auch eine gewisse Angela Mao ins Rampenlicht, eine der wenigen Frauen die sich nachhaltig im Martial Arts Film behaupten konnte und zu Recht zu den Ikonen des fernöstlichen Kinos gehört. Angela Mao, die ihre Ausbildung an der Peking Oper begann und später unter Schauspielkollege Whang In Sik die koreanische Selbstverteidigung Hapkido erlernte, gilt daher heute als die Wegbereiterin für Frauen in Actionfilmen und inspirierte nicht nur Schauspielkolleginnen wie Michelle Yeoh.
Der Aufstieg von Angela Mao begann an der Seite von Regisseur Huang Feng, mit dem sie zusammen ihre wohl herausragendsten Filme produzierte. Nach „Lady Whirlwind“ und Hapkido folgte 1973 „When Taekwondo Strikes“, welcher sich dem koreanischen Nationalkampfsport Tae Kwon Do widmet. Damit ähnelt der Film in der Grundstruktur dem zuvor produzierten Film Hapkido, welcher wiederum den Fokus auf die gleichnamige Selbstverteidigung legt.
Beiden Filme liegt außerdem das gleiche Motiv zu Grunde, denn sowohl Hapkido als auch „When Taekwondo strikes“ spielen zur Zeit der japanischen Besetzung um 1930. Das koreanische Volk leidet unter der brutalen Gewaltherrschaft und wird immer wieder Opfer öffentlicher Erniedrigung und Übergriffe. Die Bansan Karate Schule macht dabei auf besonders grausame Weise Jagd auf Koreaner, um untergetauchte Mitglieder einer Widerstandsbewegung aufzuspüren. Lee Cheng Tung (Jhoon Rhee), einer der Führer des Widerstands und legendärer Kampfkunstmeister, steht dabei ganz oben auf der Liste der Gesuchten. Als sein Versteck in einer westlichen Kirche ausgehoben wird muss Lee untertauchen. Die Japaner versuchen mit allen Mitteln ihn zum Aufgeben zu bewegen, aber Lee geht in die Offensive. Dabei wird er von der loyalen Chinesin Ms. Huang (Angela Mao) schlagfertig unterstützt.
Wie man dies bereits aus anderen Eastern mit ähnlicher Thematik kennt ist das gezeichnete Bild ziemlich einseitig und stellt die Japaner als grausame Unterdrücker dar. China und Korea befinden sich also in der klassischen Opferrolle und haben dem brutalen Expansionsdrang Japans nichts entgegenzusetzen. Trotz des historischen Hintergrundes, nimmt der Erzählstil propagandistische Stile an und ist vergleichbar mit der Darstellung Nazi-Deutschlands im Ausland. Trotz der offensichtlichen Schwarz-Weißmalerei und der Tatsache das China das Medium Film nutzte um die offenen Wunden der Unterdrückung durch verherrlichende Darstellung zu überwinden, sind diese Filme unterdessen berechtigterweise zu Klassikern gereift. Grund hierfür ist vor allem die Möglichkeit verschiedene asiatische Kampfstile und Kulturen gegeneinander antreten zu lassen, wenn auch auf wenig friedfertige Art und Weise.
„When Taekwondo strikes“ bietet trotz des historischen Kontext nur wenig Handlung und ist in erster Linie aufgrund der formidablen Action sehenswert. Huang Feng platziert die Scharmützel zwischen Koreanern, Chinesen und Japanern anfangs noch recht dezent, steigert sich auf dem Weg zum Showdown in einem japanischen Dojo aber immer mehr. Trotz der recht einfachen Choreographie, die weit weniger komplex ist als in späteren Eastern, gefällt der Film durch seine einfachen aber schnellen Kampfszenen. Dank der ausgewählten Riege von geübten Kampfkünstlern kann man die Power förmlich spüren. Huang Feng’s Inszenierung ist dabei immer dicht am Geschehen und gleicht sich der Dynamik in Action- und Handlungsszenen an. Spektakulär ist auch die Masse an Gegnern die hier zeitweise vermöbelt wird, besonders gegen Ende steigern sich die Kämpfe zu sehr sehenswerten Massenschlägereien. In erster Linie wird dabei auf Hand und Fuß gesetzt, doch hin und wieder werden auch Schwerter mit eingebaut. Dabei sollte noch erwähnt werden dass die Kontrahenten nicht gerade zimperlich miteinander umgehen und die Kämpfe insgesamt ziemlich brutal ausfallen. Allerdings wirkt das ganze nie aufgesetzt und trägt einen nicht unerheblichen Teil zu ganz eigenen Charme dieses Filmes bei.
„When Taekwondo strikes“ ist spektakuläre Unterhaltung und dafür gibt es zahlreiche Gründe. Beginnen wir bei den offensichtlichen Fakten, den Akteuren. „When Taekwondo strikes“ ist besetzt mit einigen der außergewöhnlichsten Darsteller die das fernöstliche Kino in den 70’ern hervorgebracht hat. An erster Stelle natürlich die bezaubernde „Deadly China Doll“ Angela Mao Ying, die wieder einmal zeigt wie schön Kampfkunst im Film doch aussehen kann. Mao Ying gehört wirklich zu den ganz wenigen Frauen die auch in den Kampfszenen eine wirklich gute Figur macht und deren Kampfstil sehr realistisch und unverfälscht wird. Keine Frage, Angela Mao sieht nicht nur top aus, sie kann auch schmerzvoll in den Hintern treten.
Auch wenn die Kampfamazone sicher der unbestrittene Star des Filmes ist, so schart Huang Feng noch weitere großkalibrige Martial Arts Ikonen um sich. Dabei gibt es auch hier wieder viele Parallelen zu Hapkido, denn Whang In Sik und Carter Wong und der allseits bekannte Sammo Hung sind auch hier wieder mit der Partie. Letzterer übrigens einmal in einer ungewöhnlichen Rolle, nämlich als Japaner. Wer sich ein wenig mit Eastern auskennt, dem brauchen diese drei nicht näher vorgestellt werden. Whang In Sik spielt ebenfalls einen japanischen Anführer, darf dieses Mal sogar gegen seine Schülerin Angela Mao antreten. Carter Wong bleibt dieses Mal etwas im Hintergrund und darf erst im Finale richtig zu langen.
Wer sich etwas eingängiger mit Taekwondo beschäftigt, dem wird auch der Name Jhoon Rhee ein Begriff sein. Rhee spielt hier den Anführer der koreanischen Untergrundbewegung, führt aber auch eine geheime Kampfkunstschule. Rhee gilt als Begründer des Tae Kwon Do in den USA, als dieser in den 50’er Jahren in die Staaten übersiedelte. Die gedrehten Kampfszenen mit Rhee sind wirklich erstklassig und man merkt das hier ein wahrer Meister seiner Kunst am Werk ist, leider blieb es bei diesem einen Ausflug in die Filmwelt.
Fazit:
„When Taekwondo strikes“ ist eine Perle des asiatischen Kinos, der leider nie die Anerkennung zu Teil wurde, die der Film eigentlich verdient hätte. Hier ist fetzige und knallharte Martial Arts Action angesagt, die sich vor den großen Namen dieser Epoche, allen voran Bruce Lee’s Fist of Fury oder nicht zu verstecken braucht. Mit Angela Mao hält dieser Streifen zudem Lady Whirlwind in eine ihrer besten Rollen parat und gehört damit für jeden ernsten Easternfan zum Pflichtprogramm.