Ich gebe jetzt schon mal Nässepufferwarnung, denn bei und nach Genuss dieses Film bleibt kein Auge und kein Zwickel trocken.
Wer rein zufällig zu dem illustren Kreis gehört, der die zweifelhafte Ehre hatte „The Man who saved the world“ zu sehen, der auch unter „Turkish Star Wars“ firmiert, kann jetzt den gleichen Spaß seinen Kindern schenken und das auch noch ohne Trampolin und herzerfrischend unsauber synchronisiert.
„Wizards of the lost kingdom“ ist einer von diesen Fantasyheulern aus der Sparte geistiger Sondermüll, die Roger Corman für Äppel und Butterbrote in Zweite-Welt-Ländern hat zusammen schustern lassen. Und RTL hat diesen Quark unter dem zahmen Titel „Der Zauberring“ über den Sender geschickt – kein Wunder, dass das Bildungsniveau sinkt.
Und worum geht’s?
Nun, im wesentlichen ist das ein Fantasymärchen für Kinder und Erwachsene, doch wem nicht spätestens nach 10 Minuten vor Lachen die Hose weggeflogen ist, der muß dringend die Drogenration halbieren. Für diesen Streifen braucht man nämlich keine.
Alles beginnt im altbewährten Fantasyland, wo König Tylor mal übelst in Gefahr ist, denn wie uns die ersten fünf wirren Minuten Archivmaterial beweisen, ist das Böse (in Form von Holzhellebardenträgern und Fackelschwenkern) mal wieder auf dem Vormarsch.
Ein gar lehrsamer Offkommentar informiert uns dann darüber, dass die Macht des Landes von einem Zauberschwert und einem Zauberring abhing, dessen Besitzer blablabla…
Leider ging das Zauberschwert verloren. Blieb der Ring. Aha!
Auf diesem Level unnützer Information, bzw. Ignorieren von halbwegs zu erwartenden Vernunftsentscheidungen bleiben wir für den Rest des Films und der ist immerhin knapp 80 Minuten lang. Das kann ja Eiter werden…
Wir schneiden um auf den Thronsaal, wo sich das Prinzesschen namens Aura (so mühsam stücker 16 Frühlinge blühend) wie Hulle an Simon, den Sohn des Zauberers ranmacht (der ungefähr 12 ist und dementsprechend noch keine Haare am….na, ihr wisst schon…). An dem folgenden Dialog kommen wir nicht vorbei:
Aura: „Deine Freunde kämpfen gut. Wann fängst du endlich an, ein Schwert zu führen?"
Simon: „Ich bin der Sohn eines Zauberers. Ich brauche kein Schwert."
Aura: „Aber wenn wir verheiratet sind, musst du ein Schwert tragen!"(Wie wahr…)
Simon: „Aber wir sind doch noch viel zu jung zum Heiraten!" (sein letzter vernünftiger Satz im Film).
Aura (drängelnd): „Du willst mich doch heiraten, oder nicht?" (nicht mit dem Scheitel)
Simon: „Wenn ich dir einen Trick zeige, lässt du mich dann in Ruhe?" (iiih, die will knutschen oder so…)
Daraufhin erweckt er einen Wasserspeier an der Wand zu jammerndem Leben, der in Wirklichkeit eine schlecht kaschierte Handpuppe ist. Wir prusten noch, als der „Production Designer“ in die Vollen geht. Auftritt Gulvax, des Sohnemannes Kuschelgefährte – ein Grund mehr, beim Lachen aufzupassen, dass nicht die Plomben verlustig gehen.
Gulvax sieht aus wie eine Mischung aus Footballmaskottchen, Kuschelweichbär und Sozialhilfe-Yeti, hat zwar Gliedmaßen, aber keine Finger (die Holzsammelszene wird niemand je vergessen), kaum erkennbare Gesichtszüge, bewegt sich wie Almöhi ach dem dritten Schlaganfall und murmelt und röchelt sich stets heiser einen ab, als wäre sein Vati der Hustinettenbär gewesen.
Doch das Böse naht und sein Vater (der mit der langen blauen Magierkutte) informiert ihn per magischer Fernsicht (so eine Art „Galadriels Spiegel“ in der Aldi-Version) über den Angriff des bösen Shurka (*lol*), den üblen Finsterling, der allerdings auf jeder Tuntenparty auch gleich zur bösen Maikönigin gewählt werden würde.
Wer den Angriff sieht, geht langsam in einen hysterischen Zustand über, denn die Komparsen können die schlecht getarnten Plastik- und Holzwaffen nicht nur nicht halten, sie hauen und stechen auch immer betont am Ziel vorbei (was keinen der Angegriffenen je daran hindert, sofort tot umzufallen). Dank der verräterischen Königin kommt der König ums Leben und endlich der titelgebende Zauberring ins Spiel.
Der sieht aus wie ein Acessoire aus dem Zusatzmaterial von Modelschicksen-Barbie und fast so breit wie die Hand, die ihn trägt. Warum Magier Wulfrick das Teil nicht sofort benutzt, um Shurka umzulasern, wird wie ebenso alles andere nicht klar – auf jeden Fall soll Sohnemann fliehen und dann wiederkehren und den Schurken dann meucheln. (Keine Sorge, solche Logikzentrifugen sind über den ganzen Film verteilt.)
Dann eins meiner persönlichen Highlights: Simon und Gulfax sollen weggebeamt werden, Simon hat den Ring. Drehbuchgemäß muß er ihn jetzt, nach allerlei Ermahnungen, immer auf ihn aufzupassen, binnen 8 Sekunden verlieren (aua!), doch leider ist deutlich ersichtlich, dass Vidal Peterson das Teil schlicht und ergreifend von sich wirft (auuuuuua!). Der Ring findet sich für die Zuschauer im Inneren einer steinernen Schlange wieder, in die er nie im Leben hineingefallen sein konnte (aaaaargh!). Gleichzeitig bemerkt Simon im Wald seinen Verlust, wo er komplett lobotomiert hervorstößt: „Oh nein, ich verlor den Ring!“
Oh ja, und wir den Verstand!
Kurz darauf benutzt er einen nahen Teich, um den Fernsehtrick auch zu verwenden (schließlich will man ja sehen, wie Vati zerstrahlt wird), nur leider gucken sie sich die Szene spiegelverkehrt an (man wollte es dem Zuschauer wohl einfacher machen, denn wir können sie richtigrum sehen).
Während nun echte Helden Jahre später gereift wiederkehren, macht sich Simon sofort auf den Weg und nun reihert sich Episödchen an Episödchen und wir kommen aus dem Hyperventilieren gar nicht wieder raus.
Als erstes greifen ein paar Böslinge an und Simon samt Wuschel rennen in ein aufgespanntes Netz (Schmerzen!), bis zufällig der legendäre Kämpfer Kor (B-Legende Bo Svensson) des Weges gesprengt kommt. Hoho, er zieht sein Schwert und weicht den angreifenden Finstermännern langsam aus, worauf die sofort tot zu Boden fallen (das kann man nicht erzählen, das muß man gesehen haben).
Kor ist recht demotiviert und mehr an Wein interessiert, teilt somit das Schicksal heruntergekommener Actionfilmdarsteller.
Beispiel für einen Dialog zwischen den beiden?
Festhalten:
Simon: „Habt ihr eine Frau?“
Kor: „Nein.“
Simon: „Habt ihr Kinder?“
Kor: (in immer gleichem Tonfall): „Nein.“
Simon: „Habt ihr eine Familie?“
Kor: „Nein.“
Simon: „Habt ihr ein Heim?“
Kor: (mit minimaler Kunstpause) „Nein.
Simon: (nach dem von uns befürchteten Moment langen, schweren Nachdenkens): „Ihr müsst ein sehr einsamer Mann sein!“
Wer möchte, darf spätestens jetzt in die Schlucht springen.
Dann geht es weiter rund im Zauberwald. Simon meuchelt einen Phantomkrieger, indem sich sein kleines Pappschwert mal eben in ein großes Zauberplastikschwert verwandelt. Dann folgt er einer knapp gekleideten Schnitte in den Wald und wird umgarnt, woraufhin er in eine andere Dimension (???) versetzt wird, wo er geopfert werden soll. Als das nicht klappt, beschwört er eine Mischung aus Löwe, Fledermaus und Marionette herauf, die schließlich die schlecht eingeblendete Visage des Dämons zerlasert.
Die Schnitten erweisen sich als große böse Insekten (Morphing für Grenzdebile kommt hier zum Einsatz), die mal eben mit dem Schwert zu Tode gepiekst werden.
Weil das noch nicht genug war, erweckt Simon vier tote Ritter zum Leben (weil, wenn man sie nicht mehr braucht, kann man sie ja wieder sterben lassen, so seine Motivation…!!!!), die aber nicht erfreut sind und sofort in den nächsten Trockeneissumpf wandern.
Derweil grillt Shurka im Schloß ein paar von den 7 Zwergen, die sich aus Schneewittchen ins Schloß verirrt haben. Mein Highlight ist ja der Moment, in dem Shurka den Kleinen fragt, ob er den Ring gefunden habe? Der Zwerg nickt.
Und? Gibst du ihn mir? Der Zwerg schüttelt den Kopf.
Worauf Schurka echt sauer wird und den Kleinen zerstrahlt, anstatt ihn zu foltern.
Immerhin kriegt der nächste Zwerg den Job.
Apropos Zwerg: Simon hat sich inzwischen bis zum Knusperhäuschen vorgearbeitet, wo der Zwerg und Magier Hurla gerade von pösen Puben ganz dolle ungefährlich geknufft wird.
Hurla sieht aus wie ein Räuchermännlein mit einem DEFA-Billigbart, entleiht sich aber in der Folge den plüschigen Gulvax, dem wohl zu warm war. Nach dem kürzesten Weg zum Schloß gefragt, lässt Hurla glatt vom Stapel, dass der Kürzeste auch immer der gefährlichste Weg wäre, was dann später erklärt, dass er und Fozziebär schlussendlich als Erste beim Showdown ankommen (!!!).
Simon und Kor dürfen sich noch eine Weile mit einer halbnackten Wassernymphe rumärgern (Hupenalarm!), durchqueren die Höhle der Selbstmörder, in dem sie die angreifenden Geister mittels eines Liedchens vertreiben (O-Ton Kor hinterher: „Tja, man muß nur wissen, wie!“ Aaaaaaaaaaaah….) und verhindern Kors Ende im Kochpott, weil er die Zwillingsschwester vom Pappmachezyklopen nicht heiraten will (fragt nicht!).
Im Schloß ist Shurka derweil auf Aura riemig geworden und als die böse Königin stichelt, lässt er sie festnehmen (woraufhin seine Wachen sie vor die Tür bringen, er aber keinen Ton sagt, wohin denn nun mit ihr…). Später zerstrahlt er auch so nebenbei und feixt in die Kamera, als würde er uns beipflichten, dass er das auch gleich hätte tun können.
In einer Abfolge von komplett sinnfreien Szenen kommt es dann zum Showdown, der nicht amateurhafter ausfallen könnte, aber trotzdem happy endet. Ich sag nur: Star Wars….
Letztendlich muß man das jedoch alles mit eigenen Augen gesehen haben, denn die knappen 80 Minuten sind wirklich nicht eine Minute langweilig (ein Vorteil gegenüber „Turkish Star Wars“). Stets und ständig passiert was und das ist durch die Bank weg alles dermaßen scheiße inszeniert, gespielt und getrickst, das man gar nicht glücklicher sein könnte. Svensson spielt total lustlos, Christopher ist irgendwie gay, die Damen komplett hölzern, aber das ist noch gar nichts gegen Simon aka Vidal Peterson, der so lustlos und unfähig dahinstümpert, das es eine Pracht ist (und verwunderlich, denn in Jack Claytons „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ bot er eine gute Leistung, vielleicht wars die Pubertät).
Die Tricks sind jenseits von Gut und Böse, die Masken grauenhaft, die Kostüme saumäßig, die Bauten Schwund und die Regieleistung wäre beim Weihnachtssingspiel durchgefallen.
Aber: das alles ist so 100 Prozent grottig, das man es einfach lieben muß.
Wer es hat: zeigt es euren Freunden, die werden euch ewig dankbar sein.
Film: 1/10, Unterhaltungspotential 10/10 mit Sternchen!
Und dazu ganz viel Bier!