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Immer mehr Major-Labels scheinen eine weitere lukrative Idee umzusetzen, indem sie nun Klassiker wie Kassenschlager in Fortsetzungen ausschlachten, die ihren Weg nicht über das Kino, sondern direkt über die Videothek zum Zuschauer finden sollen. Nach „Mimic 2“ und der Neuauflage des Roadthrillers „Hitcher“ ist nun auch ein Sequel zu Jean-Claude van Dammes „Timecop“ im Homeentertainmentbereich aufgetaucht. Mit Universal ist auch hier ein namhaftes Label die treibende Kraft, welches die Finanzierung sichert und mit der Verpflichtung von fähigen Köpfen einen zumindest brauchbaren Film schon im Voraus garantiert. Produzent und Drehbuchautor Gary Scott Thompson schrieb schon die Skripte zu „Hollow Man“ und „The Fast and the Furious“, Regisseur Steve Boyum glänzte in seinem Beruf bisher kaum, kann aber als Stunt-Koordinator auf eine beeindruckende Filmografie (u. a. „True Lies“, Apocalypse Now“, „Last Boy Scout“ und „Sudden Death“) zurück blicken, während der für die Spezialeffekte zuständige Morgan Guynes schon bei Projekten wie „Alien 4“, „Blade“ und „Swordfish“ mitwirkte.

Überraschend hierbei nun vor allem die Tatsache, dass, in diesem mit 75 Minuten Nettolaufzeit sehr kurzweiligen Film, der Plot intelligenter als im Vorgänger ausfällt. Denn nicht nur, dass die vielen Zeitreisen die Timecops psychisch und seelisch auslaugen, inzwischen wurde von der Regierung eine weitere Institution zur Erforschung der Geschichte gegründet, um eine Art Überwachung der Timecops zu sichern. Problematisch dabei nur, dass sich Mitarbeiter genau dieses Unternehmens sich die Zeitreisen zu Nutze machen.

Optisch macht „Timecop – The Berlin Decision“ ordentlich etwas her. Die Bilder sind in kraftvollen Farben gehalten, die dem Film meist eine edle Hochglanzoptik verpassen. In der Vergangenheit wird sich dem Szenario angepasst, so dass der „Wilde Westen“ ganz von einem hellbraunen Farbfilter geprägt ist. Die Ausstattung hinterlässt einen durchwegs positiven Eindruck, denn Deutschland im Jahre 1940 (gespickt mit viel Nazisymbolik), oder die amerikanischen 30er Jahre sind um Authenzität bemüht. Die Effekte rund um die Zeitsprünge sind zwar durchaus als CGI auszumachen, vermitteln aber einen professionellen Eindruck.

Neben den oben erwähnten psychischen und gesundheitlichen Problemen der Timecops wird hier auch, wesentlich grafischer als im Vorgänger, auf die bekannte These eingegangen, dass die selbe Materie den gleichen Raum benötigt, indem ein Timecop sich selbst in der Vergangenheit besucht und mit ihm verschmolzen in die Zukunft zurückkehrt. Weiter gibt es Neuerungen wie beschleunigte Starts, mit wesentlich höherem Risiko und deutliche Beispiele von Vergangenheitsbeeinflussung. Gary Scott Thomas hat sich hier einiges einfallen lassen, kann Spannung erzeugen und wirkt skripttechnisch wesentlich innovativer als der in diesem Punkt schwächelnde Vorgänger.

Action gibt es, wie sollte es bei der kurzen Laufzeit auch anders sein, genug, auch wenn man hier kein reines Spektakel erwarten darf und ihr der letzte Kick natürlich fehlt. Die von Wirework unterstützen Kampfszenen sind ganz auf Jason Scott Lees Talent zugeschnitten und mit Zeitraffer und schnell wechselnden Kameraeinstellungen fest gehalten worden. In choreographischer Hinsicht gibt es da nicht viel zu meckern, auch wenn die Fights nie übermäßig spektakulär geraten, was vielleicht teilweise auf das mangelnde Geschick Thomas Ian Griffiths zurückzuführen ist, der in diesen Szenen nur einen durchschnittlichen Eindruck hinterlässt – wird besonders im Finale offensichtlich. Neben den Keilereien, die frei von Genick- oder Knochenbrüchen sind, gibt es die eine oder andere Schießerei, die, genau wie die Fights, recht stylisch inszeniert worden sind, ein paar blutige Shootouts bieten und von harten Gitarrenriffs begleitet werden.

Schade, dass für die Fortsetzung nicht Jean-Claude van Damme verpflichtet werden konnte, da so ein Film für ihn ein geeignetes Sprungbrett für ein Comeback geboten hätte. Jason Scott Lees (verglichen mit „Soldier“ hat er einiges an Muskelmasse eingebüßt, wirkt so wesentlich athletischer) Martial-Arts-Fähigkeiten sind zwar in Ordnung, doch mimisch gibt er leider recht wenig her. Gleiches gilt für den blondierten Thomas Ian Griffith („Vampires“), der hier viel zu glatt und uncharismatisch agiert, als dass er als Bösewicht akzeptabel ist.

An Steve Boyums Regie gibt es nicht viel auszusetzen, hat er doch ein paar probate Ideen im Gepäck, die man von so einem Release nicht erwartet. Neben den schon erwähnten Farbkompositionen, lässt er das Bild beim Einsatz eines futuristischen, tödlichen Elektroschockers durch das Auge, bis ins bruzzelnde Gehirn zoomen, oder gestaltet Szenenübergänge fließend (Helles Licht der Zeitreise wandelt sich in einen glänzenden Gerichtshammer). Den teilweise etwas zu gewollten Einsatz von belustigenden Szenen (Lee prügelt drei unsympathische Bobbies zusammen, die ihn natürlich unterschätzen und später dumm aus der Wäsche gucken) hätte er sich indes sparen können. Da er eindeutig auf Tempo und Kurzweiligkeit setzt, kann nicht ausgeschöpftes Potenzial, wie die Begegnung verwandter Personen in der Vergangenheit, verschmerzt werden.

Fazit:
„Timecop – The Berlin Decision“ ist ein Paradebeispiel des Major-Label-Trends, Fortsetzungen bekannter Vorbilder direkt auf DVD zu veröffentlichen und mit Kurzweiligkeit, Action und Tempo, Fastfood für die Augen zu kreieren. Das mag zwar keinen Anspruch besitzen, macht aber weit mehr als so manche Grütze her, die aktuell im B-Movie-Sektor veröffentlicht wird. In 75 Minuten wird ein halbwegs spannender, professionell inszenierter No-Brainer mit genug Action und passablen Darstellern, sowie einem reiferen Plot als noch im Original versehen. Mehr davon, auch wenn es den Originalen meist nicht gerecht wird. Teil 3 und 4 befinden sich angeblich schon in der Planung und werden hoffentlich qualitativ ähnlich angesiedelt sein.

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