In diesem Westernknaller von Eugenio Martín gibt Tomas Milian sein Debüt als Westerndarsteller und avanciert damit zu einem der begehrtesten Darsteller des Genres:
José Goméz (Tomas Milian) ist ein gesuchter Mörder und Verbrecher. Mit Hilfe der schönen Eden kann er jedoch auf einem Überführungstransport entkommen. Auf seinen Kopf werden 3000 Dollar Kopfgeld ausgesetzt. Diese hohe Summe lockt den Kopfgeldjäger Luke Chilson (Richard Wyler) an. Als er davon hört, dass eine schöne Frau Goméz behilflich war, fällt ihm dabei sofort Eden ein, die er schon früher einmal gesehen hat.
Als er in dem Dorf, wo Eden wohnt, ankommt, wird er jedoch von den Bewohnern verachtet, da sie Goméz für einen guten Kerl halten. Chilson quartiert sich dort ein, da er sich sicher ist, dass Goméz vorbeikommen wird. Kurz nach Gomézs Ankunft nimmt ihn Chilson gefangen. Die Bewohner helfen jedoch Goméz, sodass dieser seinen Bewacher überwältigen kann. Chilson wird verprügelt und eingesperrt. Schon bald kommt Gomézs Bande an und dieser zeigt langsam sein wahres, abscheuliches Gesicht. Er quält Chilson und beutet die Dorfbewohner aus. Aus Verzweiflung befreit Eden Chilson...
Dieser Film hebt sich ganz klar von dem normalen Einheitsbrei des Genres ab. Es gibt hier primär um die beiden Charaktere und deren Veränderung während des Filmes. Chilson wird von Anfang an gehasst, während Goméz geduldet und sogar bemitleidet wird. Erst im Verlauf des Filmes kommt sein wahres Gemüt zum Vorschein. Diese Tatsache macht den Film sehr spannend. Der Zuschauer bekommt immer wieder kleine Anhaltspunkte serviert, die auf Gomézs wahre Einstellung hindeuten, während er den ahnungslosen Dorfbewohnern etwas vorspielt. Man möchte ihnen am liebsten verraten, was für ein gemeiner Hund er ist. So wird auch geschickt die Sympathie des Zuschauers beeinflusst. Ist man am Anfang noch auf Gomézs Seite wird man zum Ende hin wieder für Chilson die Daumen drücken. Die Erzählweise ist schön straff. Der Film bietet keinen wirklichen Hänger und die Spannung wird konstant aufgebaut. Ein paar kleine Gags lockern die angespannte Atmosphäre geschickt auf. Natürlich dürfen auch die genretypischen Schießereien und kleinen Grausamkeiten nicht fehlen, doch sie rücken hierbei nicht in der Vordergrund, sondern tragen vielmehr zur guten Gestaltung des Filmes bei.
Tomas Milian spielt in dem Film exzellent die Rolle des zweiseitigen Bösewichts. Am Anfang schön sympathisch, zum Ende hin richtig schön gemein. Seine ganze Körpersprache spiegelt sein großes Können wider, welches besonders am Ende des Filmes zum Vorschein kommt. Er inszeniert den Tod seines Charakters perfekt. Seine schmerzerfüllten Bewegungen, sein mitleidiger Gesichtsausdruck, der letzte Atemstoß mit dem herauslaufenden Speichel. So gut wie er, ist meiner Meinung nach keiner im Western gestorben, nicht einmal Fonda in Spiel mir das Lied vom Tod.
Als Gegenpart haben wir Richard Wyler, der den Bountyhunter Luke Chilson verkörpert. Sein Auftreten besticht vor allem durch seine Coolheit. Kaum eine Mine wird verzogen, wenn er die Leute erschießt. Es scheint an ihm förmlich vorbeizugehen. Doch man bemerkt, dass er sein Spiel etwas ändert, nachdem er in Gefangenschaft gerät. Es werden mehr Emotionen gezeigt. Dies zeigt auch, dass Wyler durchaus Talent hat und sich nicht hinter Milian zu verstecken braucht.
Auch die kleineren Rollen sind durchweg gut besetzt und man erkennt daran, dass dieser Film eindeutig mehr Budget hatte, als viele andere Genrevertreter.
Ein weiteres Glanzstück an diesem Film ist die exzellente Musik von Stelvio Cipriani. Dies beginnt schon mit der Eingangssequenz die von einem sehr schönen, aber auch leicht bedrohlichen Score beginnt und sich bis zum Ende durchzieht. Dabei wird das voll Repertoire gezeigt. So gibt es fröhliche Musik, wie auch ernstere. Diese Musik verleiht dem Film diese dichte Atmosphäre. Der Abspann, der ebenfalls das Hauptthema der Musik besitzt, könnte noch lange weiter laufen, so gut ist die Musik.
Enzo Barboni liefert für diesen Film die beeindruckenden Bilder. Er schafft es, durch schöne Totalen und Kamerafahrten, die Landschaft perfekt in den Film mit einzubauen. Während in vielen anderen Western dieser Zeit die Kamera total statisch ist, wirkt sie in diesem Film lebendig. So bewegt sie sich mit den Schauspielern mit, es gibt Subjektiven, Schwenks usw. Durch diese Stilmittel wird der Film dynamisch. Eine wirklich ausgezeichnete Kameraarbeit.
Westernherz was willst du mehr? Kaum, kann man da nur sagen. Dieser Film gehört mit zu den besten des Genres und ich kann ihn auch Nichtwesternfans empfehlen.