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Mit „Day of The Fight“ begann die filmische Karriere von Stanley Kubrick, einem der größten Regisseure aller Zeiten. Kubrick hat keine Film-Schule besucht sondern lernte das Handwerk theoretisch und autodidaktisch – das schmale Budget von 1500 Dollar sparte er sich selbst zusammen und realisierte seine ersten Gehversuche vollkommen selbstständig. Als Fotograf arbeitete Kubrick schon seit einigen Jahren bei dem angesehenen Magazin „Look“ und zeigte in den hier veröffentlichten Foto-Storys schon viel von der Ästhetik seiner späteren Filme.

Als Anregung für seinen ersten Film nutzte Kubrick eine Foto-Story, die er für „Look“ erstellt hatte und einen Box-Kampf zum Thema hatte. Der Inhalt von „Day of The Fight“ ist gleichfalls dokumentarischer Natur: Kubrick begleitet den Boxer Walter Cartier in seinem Alltag bis hin zu einem Kampf am Ende des Films. Der große Regisseur war schon damals seit Jahren ein Fan von guten Box-Kämpfen und konnte seine reichhaltige Erfahrung als Zuschauer perfekt mit seiner einzigartigen inszenatorischen Gabe paaren und so geriet der Kurzfilm überraschend ausgereift und visuell durchdacht. Die Bilder erzeugen eine echte Dynamik und schaffen es, verbunden mit der geschmackvoll gewählten Musik, den Zuschauer zu fesseln und für knapp 16 Minuten auch gut zu unterhalten.

Besonders die Kampf-Sequenz am Ende kann optisch voll und ganz überzeugen: Mit ruhiger Kameraführung, Sinn für die richtige Einstellung und stimmigem Schnitt erreicht der Film in diesen Szenen eine atmosphärische Dichte, die locker mit einem Spielfilm konkurrieren kann.
Kritikpunkt bleibt die spärliche Handlung die allerdings durch den kompetenten Erzähler leicht aufgewertet wird. Ein Einblick in das Privatleben eines Boxers könnte mehr von der Persönlichkeit der vorgestellten Person handeln, bei aller technischen Perfektion vergisst Kubrick manchmal die Nähe zum Protagonisten und lässt ihn teilweise merkwürdig emotionslos und statisch wirken. Das gilt aber nicht für sämtliche Szenen, denn auch beim essen und in der Kirche sieht man den Protagonisten – ein differenziertes Bild seiner Persönlichkeit zu fertigen strebt Kubrick schließlich auch gar nicht an, die Ästhetik des Sports und die dazu gehörigen Mechanismen im Hintergrund sind es die den Regisseur interessieren und diese Aspekte sind dementsprechend gut hervor gehoben.

Nach der Fertigstellung konnte Kubrick seinen gelungenen Erstling für einen spärlichen Gewinn verkaufen und bekam sogleich den Auftrag für einen weiteren Kurzfilm, „The Flying Padre“. Der Grundstein für eine epische Karriere war gelegt und es sollte nur einige Jahre dauern bis aus einem unabhängigen Niemand der Regisseur des Hollywood-Epos „Spartacus“ wurde. Der hier portraitierte Boxer Walter Cartier (dessen Zwillingsbruder Vincent übrigens sein Manager war und im Film auch eine wichtige Rolle spielt) wurde später übrigens Schauspieler, schaffte auf diesem Gebiet aber nie den Durchbruch.

Fazit: Für Fans des Regisseurs eine echte Bereicherung, genauso wie die anderen Frühwerke „The Flying Padre“, „The Seafarers“ oder auch „Fear and Desire“. Schon hier ist eindeutig zu sehen welch ein großes Talent in Kubrick steckte und mit „Killer’s Kiss“ inszenierte er nur wenige Jahre später einen hervorragenden Spielfilm der im Boxer-Milieu angesiedelt ist. „The Day of The Fight“ ist nicht nur für diesen Film ein wichtiger Vorreiter…

7,5 / 10

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