Review

Bei Betrachtung eines solchen "Filmchens" stellt sich natürlich die Frage, ob darin so viel Substanz steckt, daß sich eine Beschäftigung mit diesem deutsch/österreichischen Lustspiel lohnt ? - Diese Frage kann man objektiv nur mit "Nein" beantworten, aber es lohnt sich, an Hand dieses Beispiels die Untiefen der deutschen Unterhaltungskunst und die sich dahinter verbergende gesellschaftliche Haltung in Deutschland Mitte der 60er Jahre zu analysieren.

Denn ein Film wie "...und sowas muß um 8 ins Bett" mit Peter Alexander in der Hauptrolle, mit Gunter Philipp als seinem Partner und dazu noch der blutjungen Gitte, die erst vor kurzem "Einen Cowboy als Mann" wollte, war wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Peter Alexander, hier immerhin schon fast 40 Jahre alt, spielt mal wieder seine unnachahmliche Rolle als vordergründig etwas seltsamer, pedantischer und schüchterner Trottel, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und letztlich mit jungenhaftem Wiener Charme doch den Erfolg (auch natürlich bei den Frauen) auf seiner Seite hat. Hier ist er ein Bücherwurm wie er im Buche steht, der dazu noch als Lehrer eines Jungengymnasiums über keinerlei Erfahrung beim weiblichen Geschlecht verfügt. Und wo steckt der Komödienspezialist einen solchen Typen hin ? - Natürlich auf ein Mädcheninternat mit sonst ausschließlich weiblichem Lehrkörper. Und da das noch nicht genug ist, ausgerechnet als Klassenlehrer für die renitente Oberprima, die schon mehrere Lehrer vergrault hat und in der auch noch eine "richtige" Prinzessin (Gitte) ihr Abitur machen soll.

Damals wie heute hing der Erfolg beim Publikum an einer Person - an Peter Alexander, denn wie in unzähligen anderen Filmen aus dieser Zeit, wird hier zum x-ten Mal das Erfolgsrezept aus dem "Weissen Rössl" wiederholt, in der er einen charakterlich ähnlichen Oberkellner spielte. Und man muß ihm zugestehen, daß er diese Figur drauf hat, die ihm eine Menge Gelegenheit gibt, seine Art des Humors auszuspielen. Obwohl er mit strengem Seitenscheitel und Nickelbrille aussieht wie der Oberstreber, schafft er es, selbst in peinlichsten Momenten noch sympathisch herüber zu kommen. Denn natürlich hat die Oberprima nichts Besseres zu tun, als ihm ständig Streiche zu spielen, denen er auch meist hilflos gegenüber steht. Trotzdem wirkt er nie wie ein Opfer und schon gar nicht wie eine lächerliche Figur, sondern trotz seines Äußeren (das sich natürlich immer mehr zum Besseren wandelt) in seiner Art konsequent und mit Herz.

Sehr schön kann man die feinen Unterschiede, mit denen Drehbuchautoren das Publikum beeinflussen, bei seinem Partner Gunter Philipp erkennen, der hier einen Zahnarzt spielt. Äußerlich mit allen Anzeichen des materiellen Erfolgs versehen, spielt Philipp hier wieder wie in vielen anderen Filmen auch den selbstverliebten und eingebildeten Idioten. Als an Hand eines von den Mädchen gefälschten Briefes der Eindruck entsteht, daß die von Dr.Frank (Peter Alexander) begehrte Turnlehrerin (Ingeborg Schöner) in den Zahnarzt verliebt ist, hat dieser nichts Besseres zu tun ,als sie bei einem vermeintlichen Tète a Tète sofort in den Nacken zu küssen, was ihm eine entsprechend empörte Reaktion einbringt. Ein Fehler, der Dr.Frank niemals passieren würde. Obwohl dieser schon lange dank vermeintlicher Liebesbriefe glaubte, daß besagte Turnlehrerin ihm zugewandt ist, hielt er trotzdem respektvollen Abstand. Und genau das macht seine Figur aus - vordergründig wird er zwar als Loser dargestellt, aber bezüglich seiner sozialen Verhaltensweisen ist er traumwandlerisch sicher und gewinnt so nicht nur die Sympathien des Publikums (die Peter Alexander sowieso gehörten), sondern auch der anderen Figuren im Film.

Dadurch das Peter Alexander dieses Muster mit seinem dezenten Charme und komödiantischem Spiel unterstützt, kann er sogar Szenen wie die, als ihm die "Prinzessin" beichtet, in ihn verliebt zu sein, ohne Peinlichkeiten überstehen. Man muß ihn nicht mögen, aber in solchen Momenten begreift man, warum Peter Alexander über Jahrzehnte der erfolgreichste Entertainer in Deutschland war und manche Szenen - wie etwa die, als er betrunken mit seinem Zahnarzt-Freund den Liebeskummer runterspült - sind auch heute noch witzig.

Aber diese Qualitäten können nicht überdecken, daß es sich bei "...und sowas muß um 8 ins Bett" um ein am Reißbrett entwickeltes Machwerk handelt, daß neben seiner völlig vorhersehbaren Story ein äußerst fragwürdiges Frauenbild zeigt, daß sich schon durch den frivol angehauchten Titel zeigt. Die hier als "Gegenspieler" antretende weibliche "Oberprima" besteht natürlich nur aus hübschen Mädchen mit Bikini-Model-Figur, während der Lehrkörper - außer der Turnlehrerin - nur aus alten Schrappnellen besteht, die mit hochgetürmtem Dutt ein freudloses unbemanntes Dasein fristen. Diese Konstellation hat schon sehr den faden Beigeschmack von lüsternem Altherrenhumor ,der sich an den "Jungmädchen"-Körpern delektiert und über die altjüngferlichen Lehrerinnen, denen natürlich ein Mann zeigen muß, wie man heutzutage eine Klasse leitet, die Nase rümpft. Heutzutage mag das alles äußerst harmlos wirken , aber damals hatten solche Auftritte wie den der Mädchen, die im Bikini in den heiligen Kurhallen rumlaufen, etwas frivol-provokantes.

Peter Alexander hält sich natürlich da raus. Weder bringen ihn seine Schülerinnen in Versuchung, noch macht er sich über Irgendjemanden lustig. Aber das soll nur seine integre Figur unterstützen und letztendlich die konservative Botschaft unters Volk bringen. Denn natürlich machen alle Mädchen zum Schluß erfolgreich ihr Abitur (um dann als gute zukünftige Ehefrauen ihren Mann zu unterstützen), die Turnlehrerin wird sofort geheiratet und der sonstige weibliche Lehrkörper hat eine kleine menschliche Note hinzu bekommen. Auch die Prinzessin erkennt ihre Verantwortung und so werden die Streiche und gesellschaftlichen Ausbrüche zu kleinen Verfehlungen und - nachdem sich das Publikum darüber amüsiert hat - verläßt es den Kinosaal mit dem Gefühl, daß in Deutschland noch alles in Ordnung ist.

Diese Betrachtung mag bezogen auf dieses filmisch unwichtige Werk etwas überspitzt wirken, aber gerade seine Trivialität läßt sehr viel deutlicher erkennen, wie tatsächlich in Deutschland damals empfunden wurde. Und nicht zuletzt haben solche Filme, die ja in großer Zahl hergestellt wurden, einiges dazu beigetragen, daß die wenigen künstlerischen und gesellschaftskritischen Ausnahmen aus dieser Zeit heute kaum noch wahrgenommen werden.

Fazit : Komödie vom Reißbrett mit dem typischen vorhersehbaren Verlauf, die aber heute immer noch gefallen kann, wenn man Peter Alexander mag. Dieser agiert wie immer souverän in seiner Paraderolle als sympathischer Trottel mit Charme.

Wer ihn nicht mag, sollte einen großen Bogen um diesen Film machen, da dieser sonst nur eine verklemmte, rückständige Haltung vertritt, die wegen der jugendlich frivolen Verhaltensweisen der Schülerinnen nur scheinbar modern wirkt (3/10)

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