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„One Froggy Evening“ realisierte Chuck Jones im Jahre 1955 und bis heute gehört der Cartoon zu den beliebtesten im reichhaltigen Oeuvre seines Machers. Das mag vor allem an der geistreichen Story liegen, unvergesslich bleibt auch der Hauptcharakter Michigan J. Frog. Kaum zu glauben, dass es Jones lange Zeit bei einem Auftritt für seinen Frosch beließ, erst über vierzig Jahre später inszenierte er einen zweiten Cartoon mit Michigan, den ebenfalls starken „Another Froggy Evening“. Wie einige andere Charaktere auch, war der Frosch zwar perfekt designt und überaus sympathisch, hatte aber nicht wirklich das Potenzial für diverse Auftritte.

Die Story ist eine simple, dennoch äußerst effektive Parabel über die unstillbare Gier des Menschen und gleichzeitig eine Warnung vor dieser Gier. Die wird nämlich nicht belohnt – doch wer hier jetzt fälschlicherweise einen moralisierenden Kitsch erwartet könnte nicht falscher liegen. „One Froggy Evening“ ist voller Schwung, Elan und Power inszeniert, ausgestattet mit musikalischen Evergreens und unterhält mit hohem Temporeichtum. Am Ende stellt sich die Handlung als immer wieder kehrender Prozess heraus, denn überall und zu jeder Zeit sind die Menschen in ihrem Inneren sich doch allesamt gleich.

Bill Roberts brilliert als Sprecher des Entertainer-Frosches und singt jeden Song voller Inbrunst und trifft jeden Ton mit seiner charmanten, tiefen Stimme. Abgesehen von den tollen und abwechslungsreichen Songs, kommt „One Froggy Evening“ gänzlich ohne Dialog aus, besticht aber durch minutiöse mimische Gestaltung der Charaktere und bringt auch heute noch jeden Zuschauer mit gelungenen Pointen zum Lachen. Der Soundtrack vereint so unterschiedliche musikalische Stilrichtungen wie Oper und Ragtime zu einem harmonischen Gesamtbild, auch die häufig verwendeten Sound-Effekte verfehlen ihre Wirkung nicht.

Uraufführung hatte der Film am Sylvesterabend des Jahres 1955 und läutete damit für die Vereinigten Staaten das nächste Jahr ein, wird daher traditionellerweise auch heute noch zum Jahreswechsel gespielt. Eine kleine kontroverse löste der Film seinerzeit aus weil ein Mann die potenziellen Zuschauer für die Show mit dem singenden Frosch mit einem Schild anwarb, auf dem FREE BEER zu lesen ist. In einigen Versionen fehlt diese kurze Szene.

Michigan J. Frog selbst ist kein typischer Toon aus dem Acme-Universum, anscheinend ist er unsterblich und nur dazu da um den Menschen, welcher ich findet, auf die Probe zu stellen. Keiner kann seiner Gier widerstehen und keiner kann aus dem Talent des Frosches Profit schöpfen. Im zweiten Teil wird diese endlose Kette noch weiter ausgearbeitet – ihre grundsätzliche Inspiration findet die Story zum Teil in europäischen, zum Teil in afrikanischen Mythen und scheint als universelle Metapher in Bezug auf die menschliche Seele zu funktionieren. Nicht nur Steven Spielberg schätzt den Cartoon als großen Einfluss und unerschöpfliche Inspiration für eigene Ideen.

Fazit: „One Froggy Evening“ gehört zu DEN Klassikern im Repertoire der Warner-Studios, nicht umsonst fungierte Michigan J. Frog in den 90er Jahren zum festen Maskottchen für Warner Television Studios und wurde 1994 zum fünftbesten Cartoon aller Zeiten gekürt – der Frosch ist einfach Kult!

9,5 / 10

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